Österreich

Wut-Wirt rechnet mit Regierung und Banken ab

Heute Redaktion
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Andreas Sinnhuber, Wirt des Gasthauses zur Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld.
Andreas Sinnhuber, Wirt des Gasthauses zur Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld.
Bild: Screenshot Facebook

Andreas Sinnhuber, Pächter des Gasthauses zur Zuckerfabrik in Leopoldsdorf, kritisiert fehlende Hilfsleistungen für Wirte: "Zahlt's uns endlich was, lasst uns nicht sterben!"

In einem knapp neunminütigen Facebook-Video lässt Andreas Sinnhuber, Wirt des Gasthauses zur Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Gänserndorf) und frühere Bürgermeister von Obersiebenbrunn, seinem Frust freien Lauf.

Zuerst zapft er sich ein Krügerl, nimmt einen kräftigen Schluck vom Bier und legt dann los: "Griaß eich, ich bin der Wirt vom Gasthaus zur Zuckerfabrik in Leopoldsdorf." Das Wirtshaus sei ein traditionelles Haus, gebe es schon seit 1921. "Ich bin seit jetzt knapp 14 Jahren Pächter hier. Das bedeutet: Das gehört nicht mir, sondern ich zahle einen Haufen Geld für diese Anlage." Im Monat mit Pacht, Energiekosten und allem "und da sind die Löhne noch nicht eingerechnet", komme Sinnhuber auf rund 6.000 Euro.

"Ich bin ein Familienvater, habe drei Kinder, einer arbeitet hier im Haus und zwei studieren", erzählt er weiter über seinen Familienbetrieb. Am Dienstag sei wieder einer der Regierungsauftritte gewesen, "was wir nicht alles dürfen, natürlich mit Sicherheitsauflagen. Ich muss ganz ehrlich sagen. Ich pack' den ganzen Sch... bald nimmer."

"Jetzt sollen wir am 15. Mai aufsperren, dieser Gastraum hat 42 Sitzplätze, mit den Vorgaben der Regierung kann ich hier nur 15 bis 16 Leute unterbringen. Und mit 15 oder 16 Leuten kann kein Mensch einen Kellner zahlen. Kein Mensch. Wir haben ein Familieneinkommen von null, ein Selbstständiger kriegt keine Sozialhilfe, wir Selbstständigen kriegen von keinem irgendetwas überwiesen, wir kriegen nix."

So gut es gehe, meistere er die Corona-Krise, "wir hackeln rund um die Uhr", mit Essen auf Rädern und dergleichen versuche Sinnhuber die zwei verbliebenen Köche zu entlohnen und irgendwie mit seiner Familie über die Runden zu kommen. "Normalerweise habe ich 14 Mitarbeiter, ich habe Lohnkosten von 24.000 Euro im Monat, wir leben von Hochzeiten, Caterings, Festln, doch alles ist bis Ende August gestrichen. Das ist verständlich, aber eines ist nicht verständlich: Dass da Leute in der Regierung sagen, es gibt ein Paket mit 38 Milliarden, 40 Milliarden, zwei Milliarden. Wir, da zähle ich mich und alle meine Nachbarhäuser dazu, wir kriegen nix. Der eine wird mit 500 Euro, der andere mit 1.000, der andere mit gar nix abgespeist, weil irgendwo irgendwas nicht ganz so hinhaut."

Alle die, die Geld haben, würden etwas bekommen, so der Wirt, "wir, die nicht Triple-A gewertet werden, die einfach arbeiten, um Angestellte zu bezahlen, wir Kleinen, die fast keinen Urlaub brauchen, wir Vollidioten kriegen vom Staat nichts. Die Bank sagt, ihr habt kein Rating und die entschieden dann, ob es etwas gibt."

"Am 15. Mai mit 15 Leuten im Gasthaus brauche ich nicht aufsperren, sinnlos, da gefährde ich meine Mitarbeiter, meine Familie. Dann sperrt's bitte lieber den ganzen Mai noch zu, aber zahlt's endlich was, lasst uns nicht sterben. Gebt uns was, ohne, dass ihr den Banken den Auftrag gebt's, die noch vor zehn Jahren selber alle mit Milliarden mit Staatshaftungen gefördert wurden. Diese Leute entscheiden darüber, ob's uns gibt oder nicht."

"Wenn's und nicht mehr gibt, gibt's euch auch nicht mehr. Danke", beendet Andreas Sinnhuber seinen Wut-Hilferuf per Video.