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Xenoblade Chronicles 2 im Test: Traumhaftes Epos

Nintendo liefert zum Jahresende mit Xenoblade Chronicles 2 ein japanisches Rollenspiel der Extraklasse.

Heute Redaktion
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2017 war ein gutes Jahr für Nintendo. Mit der neuen Konsole Nintendo Switch konnte man einen Überraschungshit landen, nicht zuletzt aufgrund exzellenter hauseigener Software-Unterstützung. Zum Start begeisterte The Legend of Zelda: Breath of the Wild, danach folgten die Neuauflage von Mario Kart 8, ARMS, Splatoon 2, Pokémon Tekken, Fire Emblem Warriors und Super Mario Odyssey. Als Abschluss kommt nun auch Xenoblade Chronicles 2 auf den Markt.

Im Gegensatz zu den anderen Nintendo-Marken ist das Rollenspiel aber viel weniger zugänglich. Neben dem japanischen Look und dem ungewöhnlichen Kampfsystem dürfte wohl die allgemeine Komplexität die größte Einstiegshürde darstellen. Wagt man sich aber an das Epos voll Titanen, Helden und putzigen Fantasy-Wesen, wird man mit einem umfangreichen, toll erzählten Erlebnis belohnt.

Von Meistern und Klingen

In Xenoblade Chronicles 2 gibt es die sogenannten Klingen, künstliche Lebensformen, die sich mit Meistern verbünden, um ihnen im Kampf ihre Waffen und ihre Fähigkeiten zu leihen. Die Protagonisten des Spiels sind Rex, ein junger Meister, und Pyra, die mächtigste aller Klingen, die aus einem jahrhundertelangen Schlaf erwacht. Zusammen mit der Meisterin Nia und ihrer Großkatzen-Klinge Dromarch sowie dem putzigen Pelzwesen Tora und seiner Klinge Poppi begibt sich das Duo auf die Suche nach dem verlorenen Paradies Elysium.

Die neue Heimat ist auch bitter nötig, denn die Welt von Alrest wird immer kleiner. Alle Völker hausen auf Titanen, lebendigen Landmassen, die aber allmählich wegsterben. Das heißt aber nicht, dass die Umgebungen verwittert und langweilig wären – im Gegenteil. Im Laufe der Reise besucht die Reisegruppe weite Ebenen, gewundene Höhlensysteme, Königreiche aus Eis, verbrannte Erde und sandige Meeresküsten.

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Neueinsteiger müssen sich übrigens keine Sorgen machen: Trotz der "2" im Titel handelt es sich um eine eigenständige Handlung mit neuen Charakteren. Es ist nicht nötig, die beiden Vorgänger Xenoblade Chronicles (Wii, New 3DS) und Xenoblade Chronicles X (Wii U) gespielt zu haben.

Komplexe Systeme

Das Spiel kann auf den ersten Blick abschreckend wirken. Im Kampfbildschirm werden zahlreiche Symbole und Befehle auf dem Bildschirm eingeblendet. Doch die scheinbar unübersichtlichen Mechaniken werden zum Glück behutsam Schritt für Schritt eingeführt, wodurch sich die Ratlosigkeit in Grenzen hält. Abwechslungsreich: Je nachdem mit welcher Klinge Rex unterwegs ist, verändern sich auch die Fähigkeiten im Kampf!

In mehreren Aspekten erinnern die Kämpfe in Xenoblade Chronicles 2 an jene aus Online-Rollenspielen. Normale Schläge werden automatisch ausgeführt, lediglich Spezialfähigkeiten müssen per Tastendruck aktiviert werden. Dabei verkommt das Kampfgeschehen aber nie zur stumpfen Rotation der immer gleichen Attacken wie es etwa in World of Warcraft der Fall ist. Richtiges Timing ist gefragt, um das meiste aus den Angriffen herauszuholen. Hinzu gesellen sich sogenannte Klingen-Kombos, bei denen die richtigen Angriffstypen verschiedener Charaktere in der korrekten Abfolge getätigt werden müssen, um maximalen Schaden zu erzielen.

Verwaschene Panoramen

Das größte Alleinstellungsmerkmal der Nintendo Switch ist die Möglichkeit, Konsolenspiele auch unterwegs zu zocken. Die meisten Nintendo-Titel sehen auf dem kleineren Display dank technischer Tricks traumhaft aus, bei Xenoblade Chronicles 2 trifft das nicht ganz zu. Trotz reduzierter Details verkommen besonders Szenen mit großen Panoramen und vielen Charakteren auf dem Bildschirm zu einem Grafikbrei.

Im Handheld-Modus sieht es so aus, als würde das Spiel sehr verschwommen berechnet und anschließend mit einem Scharfzeichnungsfilter belegt, der für allerlei Bildartefakte sorgt. Trotz dieser Einschnitte stellt sich nach einiger Zeit ein Gewöhnungseffekt ein. Noch wichtiger: Das Spielgeschehen wird dadurch nicht beeinträchtigt. Diese Einschränkungen gelten nicht für den TV-Modus. Dort sieht das Game fantastisch aus.

Sprachbarriere

Xenoblade Chronicles 2 legt sehr viel Fokus auf die Story und die Charaktere – und verlangt Spielern dabei entweder gute Englischkenntnisse oder schnelles Lesevermögen ab. Das Spiel bietet keine deutsche Sprachausgabe, sondern zunächst nur eine englische Tonspur. Die Sprecher sind gut gewählt, weisen aber irische und schottische Akzente auf.

Ab dem ersten Verkaufstag von Xenoblade Chronicles 2 wird ein kostenloses Sprachpaket angeboten. Dieses liefert die originale japanische Tonspur, die mit Untertiteln in allen anderen unterstützten Sprachen kombiniert werden können.

Ein krönender Abschluss

Xenoblade Chronicles 2 kann komplex, ja sogar abschreckend kompliziert wirken. Unter dem zugegebenermaßen sehr japanisch anmutendem Äußeren verbirgt sich aber ein tiefgreifendes und massiv umfangreiches Rollenspiel, das locker für 100 Stunden Unterhaltung sorgt.

Dank der gleichermaßen packenden und unterhaltsamen Handlung und der liebenswürdigen Charaktere bleibt man auch stets motiviert, an der Suche nach Elysium dranzubleiben – verwaschener Optik im Handheld-Modus zum Trotz.