Österreich

Zahl der Kirchenaustritte stieg massiv an

Heute Redaktion
Teilen
Der Kirche laufen die Schäfchen davon.
Der Kirche laufen die Schäfchen davon.
Bild: iStock

Die Zahl der Kirchenaustritte ist im vergangenen Jahr um 14,9 Prozent gestiegen. Gab es Ende 2018 noch 5,05 Millionen Katholiken in Österreich, waren es 2019 nur mehr 4,98 Millionen

Das entspricht einem Rückgang von 1,35 Prozent. Als Gründe werden Missbrauchsfälle und die Vorwürfe gegen den einstigen Klagenfurter Bischof Alois Schwarz vermutet.

In absoluten Zahlen traten laut vorläufigen Daten der Bischofskonferenz 67.583 Personen im vergangenen Jahr aus der römisch-katholischen Kirche aus. 2018 waren es laut amtlicher Statistik 58.807. Die Diözesen meldeten dabei unterschiedlich stark akzentuierte Entwicklungen. In einigen gab es moderate Anstiege bei den Kirchenaustrittszahlen, bei anderen waren die Anstiege deutlicher ausgeprägt, wie etwa in Kärnten.

Vergleicht man die Austritte mit jenen der Jahre zuvor, ist diesmal ein überdurchschnittlich starker Anstieg zu verzeichnen. 2018 betrug dieser 8,7 Prozent, 53.698 Menschen verließen damals die Kirche. Einen historischen Höchststand gab es 2010 mit 85.960 Austritten. Dies war zu einem Gutteil auf das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich zurückzuführen.

5.340 Austritte in der Diözese St. Pölten

In der Diözese St. Pölten gab es im Vorjahr 5.340 Kirchenaustritte, gleichzeitig 276 Wiedereintritte und 25 Widerrufe des Austrittes. Bei einer Gesamtzahl von 484.107 Katholikinnen und Katholiken entspricht das einem Minus von 1,1 Prozent. Nach wie vor gehören rund 70 Prozent der Bevölkerung in der Diözese St. Pölten der katholischen Kirche an.



"Dank der damit verbundenen relativ stabilen Einnahmen aus den Kirchenbeiträgen kann die Diözese St. Pölten wichtige kirchliche Tätigkeiten in gesellschaftlicher, sozialer und struktureller Hinsicht wahrnehmen. So fließen in St. Pölten beispielsweise Beitragszahlungen in die Caritas, in die Bezahlung der Gehälter der Priester und Laien, in die Erhaltung pfarrlicher Strukturen und historischer Gebäude sowie in eine Vielzahl weiterer Leistungen", heißt es in einer Aussendung.

„Ziel muss es weiterhin bleiben, die Zahl der Austritte so gering wie möglich zu halten", so Sprecherin Katharina Brandner. „Bischof Alois Schwarz ist es ein Anliegen, in Bezug auf die Art der Vorschreibungen des Kirchenbeitrags Verbesserungen herbeizuführen. Ein genauer Blick auf die demografischen Daten soll es in Zukunft ermöglichen, konkreter auf all jene Menschen zuzugehen, die austreten wollen oder ausgetreten sind. Bischof Schwarz wird daher den Diözesanrat beauftragen, Vorschläge zu erarbeiten, wie jene Menschen erreicht werden können, die nicht mehr bereit sind, einen Beitrag zur Erhaltung pfarrlicher und seelsorgerischer Strukturen zu leisten." Die zentrale Frage von Bischof Schwarz lautet: „Wie gehen wir den Menschen nach, die uns verlassen?" Darauf müssen wir Antworten haben", so Brandner.



Der jährliche Blick auf die Kirchenstatistik dürfe nicht der einzige Moment sein, an die Beitragszahlenden zu denken, führt Brandner aus. Hier brauche es konkrete Prozesse, um besser mit den Menschen in Kontakt und Beziehung zu bleiben, so die Sprecherin.