Von 2012 bis 2017 war François Hollande der Staatspräsident Frankreichs, ein glühender Europäer ist er bis heute geblieben. Am Mittwoch besuchte Hollande Wien und warnte dabei vor einem "Stillstand in Europa". Die kommende EU-Wahl sei eine "Schicksalswahl", den Europa stehe vor gleich mehreren Herausforderungen wie dem andauernden Krieg in der Ukraine, dem Klimawandel, der Umstellung auf erneuerbare Energien und der Migrationsbewegung. Um etwas zu bewirken, müsse Europa geeint auftreten, appellierte Hollande dabei.
Auf Einladung von Wiens Stadtchef Michael Ludwig trat Hollande im Wien Museum kämpferisch auf. Bei Umweltschutz und Energie-Umstieg dürfe keine Zeit verloren werden, hieß es, wenn die EU dazu keine Einigkeit herstellen könne, dann brauche es Kooperationen zwischen dazu willigen Staaten. Hollande verteidigte auch den Migrationspakt. Er sei ein guter Schritt in die richtige Richtung, denn nur wie die extreme Rechte auf Grenzen nund Kontrollen zu setzen, sei nicht zielführend und widerspreche der europäischen Idee.
„Putin verübte eine Reihe von Kriegsverbrechen, für die er eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden wird“François Hollande,ehemaliger Staatspräsident Frankreichs
Seinen Appellen verlieh Hollande am späten Mittwochabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Martin Thür Nachdruck. "Die Zukunft Europa spielt sich außerhalb Europas ab", so Hollande, etwa in der Ukraine. Die Ukraine müsse "massiv unterstützt werden", damit sie "nicht nur Widerstand leisten kann", sondern "zeigen kann" könne, "dass Wladimir Putin nicht einfach so weitermachen" könne, so Hollande. Bei den Wahlen zum EU-Parlament und bei nationalen Wahlen gehe es um die Frage, "ob Europa geeint und ein Europa der Verteidigung sein kann".
Wladimir Putin habe bisherige Abkommen "mit Füßen getreten", so Hollande, er sei "der Aggressor, denn der hat Entsetzliches verbrochen". Hollandes Ansage: "Er verübte eine Reihe von Kriegsverbrechen, für die er eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden wird". Könne man mit Putin dann überhaupt einen Frieden ausverhandeln? "Soweit sind wir noch nicht", so Hollande, "denn Putin ist noch nicht bereit, über was auch immer zu verhandeln". Putin wolle sich Teile der Ukraine einverleiben und "setzt Europa gegenüber auf Zermürbung".