Seit Donald Trump für seine zweite Amtszeit vereidigt wurde, jagt eine Schlagzeile aus Washington die andere: In den gut 70 Tagen haben sich die Vereinigten Staaten nicht nur militärisch, sondern scheinbar auch wirtschaftlich von vielen ihrer Verbündeten abgekehrt. Und wenn es nach Trump geht, ist dies nur der Anfang gewesen: Denn der US-Präsident hat den 2. April 2025 als "Liberation Day", also als Tag der Befreiung, verkündet.
Denn ab Mittwoch sollen diverse weitere Strafzölle in Kraft treten, mit denen Trump die heimische Produktion fördern und das Handelsdefizit der USA verringern will. Schon im Wahlkampf hatte der 78-Jährige wiederholt verkündet, dass Strafzölle ein wichtiges Instrument sein werden, um "Amerika wieder großartig" zu machen – laut Ökonomen könnten die Folgen des Handelskrieges aber nicht nur für die Weltwirtschaft, sondern auch für die USA selbst verheerend sein.
Diese Strafzölle setzt er seither in die Tat um. Während es einzelnen Ländern gelang, gegen sie angedrohte Zölle nach Gesprächen mit der Trump-Regierung vorerst zu stoppen, sehen sich diverse andere Staaten und gewisse Branchen mit Trump-Tarifen konfrontiert. Eine Übersicht:
Am dritten "Liberation Day" – Trump hatte jeweils schon den Wahltag am 5. November 2024 und seinen Amtsantritt am 20. Januar 2025 als "Tag der Befreiung" betitelt – sollen nun weitere Strafzölle verkündet werden, die in ihrer Funktionsweise neu sind.
Gemäß Berichten diverser US-Medien ist aber auch eine deutlich breiter angelegte Zoll-Strategie noch nicht vom Tisch: So werde weiterhin die Option von allgemeinen Strafzöllen geprüft, die für alle in die USA importierten Güter gelten würden. Diese könnten sich laut der Washington Post im Bereich von 20 bis 25 Prozent bewegen und könnten die Weltwirtschaft laut Ökonomen schlimmstenfalls in eine Rezession stürzen: Analysten von Goldman Sachs beziffern die Wahrscheinlichkeit eines Abschwungs der Weltwirtschaft noch in diesem Jahr mit 35 Prozent.
Laut Ursula von der Leyen planen die USA zudem auch, Holz, Medikamente und Halbleiter aus der Europäischen Union mit zusätzlichen Zöllen zu belegen. In einer Rede vor dem Europaparlament beschrieb sie diese Strafzölle als "Steuern auf die Bürger" und warnte davor, dass sich die US-Bevölkerung wegen der angedrohten Zölle plötzlich mit einer höheren finanziellen Belastung konfrontiert sehen könnte.
Hinsichtlich der Abkehr vom Nachbarn im Norden und den angespannten Beziehungen zwischen Washington und Brüssel, hat Donald Trump der EU und Kanada mit weiteren Zöllen gedroht. Falls diese stärker zusammenarbeiten sollten, und damit laut Trump "den Vereinigten Staaten einen wirtschaftlichen Schaden zufügen", droht der US-Präsident den Ländern mit "groß angelegten Tarifen, die weit über die derzeit geplanten hinausgehen".
In gewohnt unbescheidener US-Manier beschrieb er die Vereinigten Staaten als "den besten Freund, den jede dieser Nationen je hatten". Wie hoch diese Strafzölle ausfallen könnten, ist nicht bekannt. Zudem dürfte Trump am Mittwoch erstmals sogenannte reziproke Zölle verhängen: Wenn ein Land seine Produkte in die USA liefert, sollen diese gleich hoch besteuert werden, wie ähnliche US-Produkte beim Import in das Land.
Diese Maßnahme soll nicht nur für Güter, sondern auch Subventionen und Regularien, sogenannte nichttarifäre Handelshemmnisse, gelten. Das heißt im Klartext, dass Washington als Reaktion auf für die USA geltende Handelsbeschränkungen von anderen Ländern ähnliche Maßnahmen treffen will.