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Zu anstößig: Erdogan verbietet Dating-Shows

Weniger als 24 Stunden nach der Wikipedia-Sperre, lässt die türkische Regierung die nächste Zensur-Bombe platzen.

Heute Redaktion
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Zu anstößig: Türkische Regierung verbietet ab sofort Dating-Shows im TV.
Zu anstößig: Türkische Regierung verbietet ab sofort Dating-Shows im TV.
Bild: Reuters/Umit Bektas

Im Zuge ihres Vorgehens gegen mutmaßliche Putsch-Unterstützer hat die türkische Regierung Tausende weitere Staatsbedienstete entlassen. Laut einem am Samstag veröffentlichten Dekret wurden 3.974 Beamte entlassen, darunter mehr als tausend Mitarbeiter des Justizministeriums und mehr als tausend Armee-Angehörige. In dem Dekret war jeder einzelne Entlassene namentlich erwähnt.

Am selben Tag wurden laut der Nachrichtenagentur "AFP" auch Dating-Shows im Fernsehen verboten: "Im Radio und Fernsehen können Programme, die Personen einander vorstellen, um einen Partner zu finden, nicht mehr zugelassen werden", heißt es demnach im Dekret der islamisch-konservativen Regierung.

"Beschädigen die Institution der Familie"

Vizeregierungschef Numan Kurtulmus hatte das Verbot im März angekündigt und gesagt, derartige Sendungen passten nicht zu den türkischen Sitten und Traditionen. "Es gibt einige merkwürdige Sendungen, die die Institution der Familie beschädigen und ihr die Würde und Heiligkeit nehmen", hatte er gesagt.

Regierungsgegner in der Türkei fürchten eine immer stärkere Ausrichtung der Politik nach einem konservativen Verständnis des Islam. Anhänger der Regierungspartei AKP argumentieren, Kuppelshows erhielten jedes Jahr Tausende Beschwerden von Bürgern, weshalb ein Verbot im öffentlichen Interesse sei.

Wikipedia komplett gesperrt

Am Samstag ist in der Türkei bereits landesweit der Zugang zur Online-Enzyklopädie Wikipedia blockiert worden. Die türkische Behörde für Informations- und Kommunikationstechnologien (BTK) bestätigte, den Zugang gesperrt zu haben, nannte aber keinen Grund für die Entscheidung. Medienberichten zufolge sollen die türkischen Behörden Wikipedia zuvor vergeblich aufgefordert haben, Inhalte zur "Terrorunterstützung" sowie Angaben, wonach die Türkei mit Terrorgruppen kooperiere, zu löschen. (mch)