Gesundheit

Zu "hässlich" – Eltern lassen ihr Baby in Klinik zurück

Aufgrund eines Gendefekts verlassen Jonathans Eltern 36 Stunden nach seiner Geburt das Spital – ohne ihn. Erst 25 Jahre später erfährt er, wieso.

Sabine Primes
Jonathan Lancaster kam mit dem Treacher-Collins-Syndrom zur Welt.
Jonathan Lancaster kam mit dem Treacher-Collins-Syndrom zur Welt.
Instagram/jonolanc

Der heute 38-jährige Jonathan Lancaster hatte keine leichte Kindheit. Von seinen Eltern im Spital zurückgelassen, kommt er mit zwei Wochen in Pflegeobhut, von der er nach fünf Jahren auch adoptiert wird. Zwar wächst er behütet bei seiner Adoptivmutter Jean Lancaster auf, doch in der High School wird Jonathan mit vielen Formen von Mobbing und Ablehnung konfrontiert. 

Treacher-Collins-Syndrom

Der Grund: Jonathan leidet am Treacher-Collins-Syndrom, das sein Gesicht entstellt. Es handelt sich um einen seltenen Gendefekt, der bereits bei der Geburt auftritt und sich durch eine Entwicklungsstörung des Knochenbaus des Schädels und des Gesichts bemerkbar macht. Auf Instagram teilt der Brite seine Geschichte.

Beim Treacher-Collins-Syndrom handelt es sich um eine seltene, vererbte Entwicklungsstörung bei Babys. Sie betrifft etwa eines von 50.000 neugeborenen Babys. Bei der Erkrankung führt ein Gendefekt dazu, dass sich Bereiche des Gesichtsschädels, wie beispielsweise das Jochbein, der Unterkiefer und/oder die Ohrmuschel, im Mutterleib fehlentwickeln. Häufig kommt es dazu, dass Menschen mit Treacher-Collins-Syndrom durch die Fehlentwicklung von Ohren, Augen oder Kiefer nicht gut hören, sehen oder sprechen können. Tritt etwa eine Fehlbildung der Ohrmuschel auf, klagen Betroffene häufig über Hörstörungen. Operationen helfen mitunter, die Fehlbildungen zu korrigieren oder zumindest zu verbessern.

Der Newsplattform "LADbible" gab Jonathan ein ausführliches Interview: 

"Beide Eltern waren entsetzt über das Aussehen des Kindes..."

Ohne über den tatsächlichen Grund Bescheid zu wissen, denkt sich der kleine Bub jahrelang verschiedene Geschichten aus, weshalb er nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnen könne. Erst mit 24 Jahren hat Jonathan die emotionale Stabilität, um seine Adoptionspapiere zu lesen. Was er darin liest, ist für den jungen Mann schwer zu verkraften: "Beide Eltern waren entsetzt über das Aussehen des Kindes, beide Eltern fühlten keine Bindung, beide Eltern verließen das Krankenhaus 36 Stunden später und ließen das Kind zurück."

Trotzdem beschließt er, seinen leiblichen Eltern eine neue Chance zu geben. Er schickt ihnen mit der Hilfe der Informationen aus der Adoptionsakte einen Brief und schlägt ein Treffen vor, um eine familiäre Bindung zu ihnen aufzubauen. Doch die Eltern lehnen es ab, ihn zu treffen. Für Jonathan ist das Thema damit erledigt. Sollten sie ihn auf ihn zukommen, wäre er offen, aber er werde keinen weiteren Schritt mehr setzen, erzählt er im Interview mit "LADbible". Aus diesem Grund hat Jonathan die Wohltätigkeitsorganisation "Love Me, Love My Face Foundation" gegründet. Dort wird Treacher-Collins-Syndrom-Betroffenen finanziell und psychologisch geholfen.

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