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Zu trocken, zu warm – viertwärmster Sommer geht zu Ende

Alle Jahre wieder stellen Wissenschaftler fest, dass der abgelaufene Sommer zu den wärmsten der Messgeschichte gehört. Alle Daten zu 2022 kompakt.

Ein Nebenarm des Neusiedler Sees trocknete Mitte August diesen Jahres komplett aus.
Ein Nebenarm des Neusiedler Sees trocknete Mitte August diesen Jahres komplett aus.
NINA KORNBERGER / APA / picturedesk.com

Der Sommer 2022 war heiß und trocken und brachte einige Tage mit Starkregen und schweren Gewittern. "Wir haben den zumindest viertwärmsten Sommer in Österreichs 255-jähriger Messgeschichte erlebt", zieht Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine erste Bilanz. "Nur eine Spur wärmer war der Sommer 2015. Nach Auswertung aller Messstationen könnten 2022 und 2015 auch noch gleichauf auf Platz 3 zu liegen kommen. An der Spitze sind weiterhin die Sommer 2003 und 2019. "

Der Sommer 2022 lag im Tiefland Österreichs um 1,6 Grad über dem Durchschnitt der jüngeren Vergangenheit (Klimamittel 1991-2020), auf den Bergen war er um 1,7 Grad wärmer. Im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990, die von der globalen Klimaerwärmung noch nicht so stark betroffen war, lag der Sommer 2022 im Tiefland und auf den Bergen um 3,4 Grad über dem Mittel.

In den letzten Jahren viele extrem warme Sommer

Der Sommer 2022 bestätigt somit den Trend zu einem immer wärmeren Klima. Die Messreihe seit 1767 umfasst 256 Sommer und unter den 15 wärmsten sind fast nur Sommer der jüngeren Vergangenheit: 2003, 2019, 2015, 2022, 2017, 2018, 1992, 1811, 1994, 2012, 2021, 2013, 1807, 2002, 1834 (Daten: HISTALP Tiefland).

Auch das vermehrte Auftreten von abwechselnd längeren trockenen Phasen und dann wieder sehr großen Regenmengen innerhalb kurzer Zeit deckt sich mit den aktuellen Erkenntnissen der Klimaforschung. Der Sommer 2022 brachte in der österreichweiten Auswertung um 15 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt. Das ist Platz 35 in der Reihe der trockensten Sommer der letzten 164 Jahre.

Kurzfristig gab es aber auch extrem viel Regen. So regnete es zum Beispiel in Bregenz von 18. bis 19. August in 24 Stunden 212 Millimeter. Das war ein neuer 24-Stunden-Regenrekord für Vorarlberg.

Bereits seit einem Jahr sehr trocken

Die zahlreichen Probleme mit Trockenheit liegen aber nicht nur am Sommer 2022. "Es ist in Österreich schon seit einem Jahr deutlich zu trocken. Dieser Sommer hat die bestehenden Probleme weiter verschärft", sagt Klimatologe Orlik, "von September 2021 bis August 2022 gab es 19 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel. Das ist der geringste Wert in einem September-August-Zeitraum seit 1975/76."

Die Wärme und die geringen Niederschlagsmengen der letzten Monate sorgten selbst im Hochgebirge für eine extrem frühe Ausaperung (Verschwinden der Winterschneedecke). Beim Sonnblick-Observatorium, am Alpenhauptkamm in rund 3.100 Meter Seehöhe, verzeichnete die ZAMG mit 6. Juli 2022 die früheste Ausaperung seit Schnee-Messbeginn im Jahr Jahr 1938.

Klimawandel belegt – Sommer deutlich zu warm

Zusammengefasst und verglichen mit den vorangegangenen 255 Sommern im Tiefland Österreichs war der Sommer 2022 der viertwärmste der Messgeschichte. Er war um 1,6 °C wärmer als das Mittel 1991-2020 und um 3,4 °C wärmer als das Mittel 1961-1990. Damit liegt er auf Platz vier der gesamten Zeitreihe seit 1767. Die ersten beiden Plätze nehmen weiterhin die Sommer 2003 und 2019 ein, die nochmals um 0,4 °C wärmer verliefen. Knapp vor 2022, auf Platz 3, liegt der Sommer 2015, dessen Temperaturanomalie um 0,1 °C höher war. In weiterer Folge bedeutet das, dass nur weniger als 2 Prozent der insgesamt 256 instrumentell aufgezeichneten Sommerjahreszeiten wärmer verliefen als 2022 aber mehr als 98 % kälter waren. Mit den Temperaturabweichungen (1991-2020) von +2,3 °C, +1,4 °C und +2,3 °C waren an dem außergewöhnlich heißen Sommer 2022 alle drei Monate etwa gleichermaßen beteiligt.

Zu Beginn des Sommers hatte es noch den Anschein, dass die Niederschlagsbedingungen im weiteren Verlauf relativ normal verlaufen könnten, zumindest nicht so trocken, wie es sich nun, am Ende des Sommers darstellt. Im Juni fiel von Westen bis in den Norden und Nordosten, sowie in Osttirol und Oberkärnten noch ausreichend Regen. Niederschlagsarm begann der Sommer jedoch schon in Unterkärnten, in der West- und Oststeiermark sowie im Burgenland und im Industrieviertel. Doch Ende Juni setzte dann eine allgemeine Trockenheit ein, die nur lokal durch teils heftige Gewitter und Starkregenereignisse unterbrochen wurde.

Regenrekord im Ländle

Erst im letzten Augustdrittel wurde die Wetterlage unbeständiger und es fiel flächendeckend mehr Regen. Am 19. August fielen im Zuge eines Tiefdruckgebietes über Mitteleuropa, vor allem in Vorarlberg und Nordtirol, große Regenmengen. In Bregenz fiel binnen 24 Stunden 212 mm Regen, 180 mm alleine binnen 7 Stunden. Im weiter südlich gelegenen Feldkirch summierte sich ebenfalls innerhalb von 7 Stunden eine Regenmenge von 136 mm und innerhalb von 24 Stunden 167 mm. Die Niederschlagsmenge von 212 mm im Zeitraum von 24 Stunden ist nicht nur für Bregenz ein einmaliges Ereignis in der Messgeschichte der Wetterstation gewesen. Sie stellt auch einen neuen 24-Stunden-Rekord für das Bundesland Vorarlberg dar.

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