Österreich

Zuckerkranker (39) konnte nicht abgeschoben werden

Heute Redaktion
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Fotomontage einer "Air Algerie"-Maschine vor dem Flughafen Wien.
Fotomontage einer "Air Algerie"-Maschine vor dem Flughafen Wien.
Bild: iStock, Sabine Hertel

Wirbel in einem Flugzeug in Schwechat: Ein 39-Jähriger, der nach Algerien abgeschoben werden sollte, begann laut zu schreien. Die Abschiebung wurde abgebrochen.

Nach dem Mord an Manuela (16) in Wr. Neustadt ("Heute" berichtete) war die Debatte zum Thema Asyl und Abschiebung (wieder) ausgelöst worden. Wie heikel eine Abschiebung in der Praxis teilweise ist, zeigt ein aktueller Fall am Flughafen Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha).

„Zwei Tage vor der geplanten Abschiebung nach Algerien wurde die Kommission 4 der Volksanwaltschaft in Kenntnis gesetzt. Einen Tag später, also einen Tag vor der Abschiebung, wurden alle nötigen Telefonate mit Angehörigen und Psychologen geführt. Auch eine Dolmetscherin half dabei. Dann wurde der Mann vom Amtsarzt gründlich untersucht, der Amtsarzt bescheinigte Flugtauglichkeit", so ein hoher Beamter. Dabei gab der Algerier auch an, Diabetiker zu sein.

Der zuckerkranke Nordafrikaner sagte zwar, er wolle nicht zurück, weil er in Algerien niemanden habe, zeigte sich aber gefasst. "Ihm wurde auch mehrmals der genaue Ablauf der Abschiebung dargelegt", so ein Polizist.

Schreie im Flugzeug

Am Tag der Abschiebung brachten drei Beamte den 39-Jährigen dann vom Polizeianhaltezentrum Wien zum Airport Schwechat. Der Mann hatte ein Gepäckstück mit, er trank Wasser, wollte aber nichts essen, lehnte Nahrung ab. Um 12.45 Uhr maß er den Blutzuckerspiegel und spritze Insulin. Nach zwei Kontrollen, wurde der bis dahin kooperative Mann ins Flugzeug gebracht und mit dem Beckengurt angeschnallt. Kaum im Sitz, begann der Mann zu schreien, er sei Diabetiker und könne nicht abgeschoben werden, dabei bildete sich Schaum vor seinem Mund – der Kapitän entschied um 13.55 Uhr: der Mann muss wieder aussteigen.

„Wir brachten ihn zum Terminal 240, vor Ort war er dann unter Beobachtung von 14 bis 14.20 Uhr. Dort maß er erneut den Blutzuckergehalt, spritzte sich Insulin und wir brachten ihn zurück ins Anhaltezentrum. In Summe: Außer Spesen, nix gewesen", so der Beamte abschließend. Verletzt wurde bei der versuchten Abschiebung übrigens niemand. (Lie)