Science

Zufall? Mann sagte Türkei-Erdbeben nahezu genau voraus

Auf Twitter warnte Forscher Frank Hoogerbeets drei Tage vor der Katastrophe vor dem Erdbeben. Einen wissenschaftlichen Beleg gibt es aber nicht.

Christine Scharfetter
Das schwere Erdbeben in der Türkei am 6. Februar 2023 hat auch Teile der südanatolischen Stadt Kahramanmaras in Schutt und Asche gelegt.
Das schwere Erdbeben in der Türkei am 6. Februar 2023 hat auch Teile der südanatolischen Stadt Kahramanmaras in Schutt und Asche gelegt.
Reuters

Über 5.100 Tote und bis zu 23 Millionen Betroffene – zwei Tage nach der Erbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet wird das Ausmaß zunehmend sichtbar. Eine Naturgewalt, die Frank Hoogerbeets vom niederländischen Forscherinstitut Solar System Geometry Survey (SSGEOS) nur drei Tage zuvor ziemlich exakt vorhergesagt hatte.

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    In der Türkei und in Syrien kam es in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Erdbeben.
    In der Türkei und in Syrien kam es in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Erdbeben.
    REUTERS

    "Früher oder später wird es in dieser Region (Süd-Zentraltürkei, Jordanien, Syrien, Libanon) ein Erdbeben der Stärke ~M 7,5 geben", twitterte der Erdbebenforscher am Freitag zuvor. Dazu postete er eine Karte, die das Epizentrum des Erdbebens fast punktgenau zeigt. Einen Zeitpunkt für die erwartete Erschütterung nannte er jedoch nicht.

    Tatsächlich lag die Stärke der ersten Erschütterung bei 7,8 auf der Richterskala. Ein weiteres Beben zur Mittagszeit hatte eine Stärke von 7,5. Wissenschaftler und Twitter-User zweifeln allerdings daran, dass Erdbeben vorhergesagt werden können.

    Harte Kritik

    Eine Erklärung für seine Vorhersage lieferte Hoogerbeets schließlich am Montag: "Meine Gedanken sind bei denen, die von dem schweren Erdbeben in der Zentraltürkei betroffen sind. Wie ich bereits sagte, würde dies früher oder später in dieser Region passieren, ähnlich wie in den Jahren 115 und 526. Diesen Erdbeben geht immer eine kritische planetare Geometrie voraus, wie wir es am 4. und 5. Februar hatten."

    Dennoch gibt es erhebliche Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Prophezeiung. Etliche Wissenschaftler, aber auch Twitter-User haben die Behauptung entschieden zurückgewiesen. Auch Twitter selbst schaltete sich ein und wies mittels Fact-Check-Feature daraufhin, dass es keine wissenschaftliche Basis für die Vorhersage von Erdbeben gibt.

    Glückstreffer

    Gegenüber dem Newsportal "Al Arabiya" meldete sich Khalifa al-Abri, ein führender Seismologe aus Dubai und Direktor des dortigen Instituts für Seismologie, zu Wort: "Seit 1970 gab es in der Region drei Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 6,0, wobei das stärkste bei 6,7 lag." Man könne deshalb damit rechnen, dass es dort erneut ein noch stärkeres Erdbeben gibt – oder eben nicht, weil sämtliche Energie bereits freigesetzt ist.

    Hoogerbeets Prognose dürfte also einfach ein Glückstreffer gewesen sein.