6:4, 6:7, 4:6, 4:6 – Alexander Zverev (D) schied bei den US Open gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime, Nummer 27 der Welt, bereits in Runde drei aus. Der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel platzte erneut.
Ein schmerzender Rücken als Erklärung für das frühe Scheitern? Das war Zverev dann doch zu billig. "Das ist nicht der Grund. Nein, ich habe verloren, weil ich wirklich schlecht gespielt habe", sagte der Deutsche nach seinem 39. Anlauf auf einen Major-Titel.
Die Viersatz-Pleite gegen Auger-Aliassime gab Zverev in den Katakomben der mächtigen Tennisanlage in Queens zu denken. Auf einen starken ersten Satz folgte ein ausgeglichener zweiter Durchgang, in dem der Kanadier beim Satzball Glück mit einem Netzroller hatte. Laut Zverev habe dies "das ganze Spiel verändert". Einerseits.
Andererseits war Auger-Aliassime der deutlich aktivere Spieler. Der Kanadier, gegen den Zverev von den vorherigen acht Duellen sechs gewonnen hatte, verbuchte deutlich mehr Gewinnschläge (50:29). Er spielte sich mit viel Mut in einen Rausch, als das Match noch offen war, während Zverev früh an sich zweifelte, in Passivität und Ratlosigkeit verfiel, im dritten Satz den Schläger zu Boden donnerte.
Er habe "im gesamten Turnier kein Ballgefühl gehabt", klagte der Hamburger und stellte fest: "Ich habe zu passiv gespielt, weil ich nichts im Schläger hatte." Wie er das im nächsten Jahr besser machen will? "Ich muss mir etwas einfallen lassen."
Das wird er tatsächlich müssen, denn die Bälle in New York sind für alle in diesem Jahr gleich langsam. Und Zverevs Entwicklung seit dem verlorenen Australian-Open-Finale im Jänner ist bedenklich.
Nach dem Erstrunden-Aus in Wimbledon offenbarte Zverev mentale Probleme und kündigte eine Pause an. Die fiel kurz aus: Nach einer guten Woche stand er wieder auf dem Trainingsplatz, ließ sich von Toni und Rafael Nadal Tipps geben, spielte zwei ordentliche US-Open-Vorbereitungsturniere – um dann beim letzten Grand-Slam-Event des Jahres so früh auszuscheiden wie zuletzt 2018.
Zverev ist die Nummer drei der Weltrangliste und wird es wohl auch über das Turnier hinaus bleiben, doch die "Party" von Sinner und Alcaraz kann er in der aktuellen Verfassung nicht mal annähernd "aufmischen", wie Zverev selbst kürzlich formuliert hatte. Die Wahrheit ist: Weiter weg von der absoluten Weltspitze war der Olympiasieger von Tokio lange nicht.