Klimaschutz

"Alarmierende Veränderung" stürzt Europa in Dürre-Chaos

Die Dürre in Südwesteuropa wird immer schlimmer. Auch in Österreich versiegen bereits ganze Seen. Experten warnen vor dramatischen Folgen.

Roman Palman
Ein Blick auf den ausgetrockneten Föhrensee am 4. April 2023 in Wiener Neustadt, Niederösterreich.
Ein Blick auf den ausgetrockneten Föhrensee am 4. April 2023 in Wiener Neustadt, Niederösterreich.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Mitten im April leiden Italien und Spanien, zwei der wichtigsten Getreideproduzenten in Südwesteuropa, bereits unter den Folgen einer vernichtenden Trockenheit. Wie schon im Vorjahr fehlt es an Niederschlag, alles steuert auf einen dramatischen Dürre-Sommer zu. Ebenso in Südfrankreich.

"Es gibt Dürre – und es gibt die Superdürre. 60 Prozent des ländlichen Raums in Spanien sind knochentrocken", sagt Peter Dynes von der Umwelt-Organisation Meer.org, der seit Jahren die Entwicklung der Wasserreservoire in Europa beobachtet.

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    Eine neue Studie warnt vor schwerwiegenden Klimafolgen für den Oliven- und Weinanbau auf der Iberischen Halbinsel. <a target="_blank" data-li-document-ref="100215913" href="https://www.heute.at/g/spanien-und-portugal-leiden-unter-1000-jaehriger-duerre-100215913">Mehr dazu hier &gt;&gt;</a>
    Eine neue Studie warnt vor schwerwiegenden Klimafolgen für den Oliven- und Weinanbau auf der Iberischen Halbinsel. Mehr dazu hier >>
    imago images/Toni Vilches

    Nach drei Jahren mit sehr geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen befindet sich Spanien offiziell in einer langfristigen Dürreperiode. Auf mehr als 3,5 Millionen Hektaren Anbaufläche "werden wir in diesem Jahr kein einziges Getreidekorn ernten", erklärt Landwirt Daniel Trenado aus Extremadura, eine der am schwersten getroffenen Regionen.

    Ackerboden zu trocken für Pflanzen

    Die anhaltende Trockenheit und Wasserknappheit machen auch Italien zu schaffen. Vor allem der Norden des Mittelmeerlandes ist stark betroffen. Der Gardasee etwa leidet aktuell unter einem historisch niedrigen Wasserstand. Dieser war bereits 2022 horrend, hat sich inzwischen sogar noch einmal halbiert. Eine der Gardasee-Inseln ist inzwischen keine mehr. Es wird ein Rekord-Dürresommer erwartet, wo es auch zu Einschränkungen im Tourismus kommen dürfte.

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      Die beliebte "Haseninsel" ist zu Fuß erreichbar – ein äußerst schlechtes Zeichen.
      Die beliebte "Haseninsel" ist zu Fuß erreichbar – ein äußerst schlechtes Zeichen.
      PIERO CRUCIATTI / AFP / picturedesk.com

      Auch der wichtige Fluss Po, die Lebensader der Region, droht zu versiegen. Der Boden ist so trocken, dass die Landwirte die traditionell Ende Februar und Anfang März stattfindenden Anpflanzungen nicht durchführen können.

      "Je länger man mit der Aussaat wartet, desto weniger wird man ernten können", warnte Massimiliano Giansanti, Chef des italienischen Landwirtschaftsverbands Confagricolutra. Er rechnet bald mit einer "dramatischen" Situation.

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        Diese Serie aus drei Satellitenbildern zeigt, wie der Po im Norden Italiens seit 2020 (im Bild) immer mehr austrocknet.
        Diese Serie aus drei Satellitenbildern zeigt, wie der Po im Norden Italiens seit 2020 (im Bild) immer mehr austrocknet.
        European Space Agence / Copernicus

        Ende nicht in Sicht

        Hitze und Trockenheit im vergangenen Sommer hatten bei 63 Prozent der Flüsse Europas zu teils extremem Niederwasser geführt – Schiffe konnten keine Güter mehr transportieren, die Kühlung einiger Kraftwerke war nicht mehr möglich. Dazu kommt, dass es in den Alpen in diesem Winter deutlich weniger geschneit hat. Damit kann auch die Schneeschmelze die niedrigen Pegel der Flüsse nicht mehr auf ein normales Niveau heben.

        In den betroffenen Regionen ist es auch jetzt noch viel zu warm und trocken, es gibt so gut wie keinen Niederschlag. Das Schlimme: Ein Ende dieser Wetterlagen ist nicht in Sicht.

        ZDF-Meteorologe Özden Terli führt das auf die Veränderung der Zirkulation zurück: "Die Windsysteme in den höheren Luftschichten, die verändern sich, und das ist schon seit Jahren festzustellen. Und wenn sich dann gleichzeitig Hochgebiete festsetzen, dann trocknet die Luft zum Beispiel über den Alpen ab und es regnet nicht mehr auf der Südseite, in Norditalien."

        Grundwasserstände in Österreich im März 2023 im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. Unten die Messstelle Wiener Neustadt.
        Grundwasserstände in Österreich im März 2023 im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. Unten die Messstelle Wiener Neustadt.
        APA-Grafik / picturedesk.com

        "Zeichen dafür, wie sehr sich Klima verändert"

        Wetter-Extreme nehmen auch in Europa weiter zu, wie auch der Bericht des europäischen Klima-Beobachtungsdienstes Copernicus zeigt. 

        "Die letzten acht Jahre waren die wärmsten acht Jahre, die je gemessen wurden. Das ist bemerkenswert und ein Zeichen dafür, wie sehr sich unser Klima verändert", warnt Carlo Buontempo, der Direktor des Copernicus Climate Change Service (siehe Infobox unten).

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          Badeseen in Wiener Neustadt knochentrocken: der fast ausgetrocknete <strong>Föhrensee</strong> am 4. April 2023.
          Badeseen in Wiener Neustadt knochentrocken: der fast ausgetrocknete Föhrensee am 4. April 2023.
          Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

          Der Copernicus-Bericht ist laut seinen Verfassern ein Warnsignal für die Folgen der "alarmierenden Veränderung unseres Klimas". Der Wissenschaftler betont, dass die Daten eine direkte Korrelation zwischen Erwärmung und menschengemachten Emissionen von Treibhausgasen zeigen.

          "Den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern ist zwingend notwendig, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern", sagt auch Copernicus-Vize-Direktorin Samantha Burgess.

          Buontempo sieht schlimme Zeiten anbrechen: "Es war der bisher heißeste je gemessene Sommer Europas, es gab schwere marine Hitzewellen im Mittelmeer und rekordbrechende Temperaturen in Grönland. Das alles zeigt, dass wir uns an die negativen Veränderungen für unseren Kontinent anpassen müssen. [...] Das Klima, das uns erwartet, wird sehr, sehr anders sein als das Klima, in dem wir aufgewachsen sind!"

          Über Copernicus
          Copernicus ist ein 1998 gemeinsam von der EU-Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation ESA gegründetes Erdbeobachtungsprogramm. Die Kernaufgaben sind die meteorologische und klimatische Überwachung des Landes, des Meeres und der Atmosphäre sowie damit in Zusammenhang stehendes Katastrophen- und Krisenmanagement. Eines der Herzstücke sind die extra dafür gebauten Sentinel-Satelliten.

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