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15 Länder legen Beschwerde gegen TikTok ein

Verbraucherschutzverbände aus mehreren europäischen Ländern haben zum Schutz von Minderjährigen eine Beschwerde gegen Tiktok eingelegt.

17.02.2021, 15:09
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Eine komplette Sperrung von TikTok in Europa werde nicht angestrebt.
imago images/Hans Lucas

Die Kurz-Clip-App TikTok ist insbesondere bei einem jungen Publikum äußerst beliebt. Das zieht aber große Probleme nach sich, findet der Europäische Verbraucherverband BEUC, eine Dachorganisation von 44 europäischen Verbraucherschutzorganisationen. Denn auf der Plattform befinde sich eine ganze Reihe an Schleichwerbung, die Kinder und Jugendliche unangemessenen Inhalten aussetzen. Deshalb hat der BEUC bei der EU-Kommission eine Beschwerde gegen TikTok eingereicht, wie Heise.de berichtet.

In dieser Beschwerde werden schwerwiegende Vorwürfe aufgelistet. Darunter befinden sich beispielsweise Irreführung, Täuschung, Verstöße gegen das Urheber- und Datenschutzrecht  und einige weitere Verstöße gegen Kinderschutzgesetze  im europäischen Raum. Der BEUC verlangt nun eine umfassende Untersuchung aller zuständigen Justizbehörden.

"Eindringliche Schleichwerbung"

"Wir wollen nicht, dass unsere Jüngsten eindringlicher Schleichwerbung ausgesetzt sind und ohne ihr Wissen zu Werbeflächen werden, während sie doch nur Spaß haben wollen", sagt Monique Goyens, Director General des Verbraucherdachverbands BEUC, zu Heise.de.

Konkret bemängelt Goyens vier Punkte, in welchen TikTok gegen die geltenden Regeln verstoße: So müssen Nutzer von TikTok beispielsweise "unfairen Geschäftsbedingungen" zustimmen. Denn ihnen werde jegliches Recht an ihren Posts unwiderruflich entzogen. Außerdem setze TikTok Kinder und Jugendliche gezielt Werbung  aus, die oft sogar absichtlich versteckt werde. Dazu gehören beispielsweise gebrandete Challenges, hinter denen Marken stehen, die Influencer dafür bezahlen, die Challenges zu verbreiten.

Tödliche Challenge

Dass dies sogar gefährlich werden kann, zeigt das Beispiel einer zehnjährigen Userin in Italien. Das Mädchen ist mutmaßlich aufgrund einer TikTok-Challenge ums Leben gekommen. Es handelte sich dabei um die sogenannte "Blackout-Challenge", bei welcher sich Personen absichtlich strangulieren und dabei filmen. Zwar handelte es sich dabei nicht um eine gesponserte Challenge, der Fall zeigt aber die Gefahren auf, die sich ergeben können, wenn Minderjährige über Plattformen wie TikTok zu einem gewissen Verhalten angestiftet werden.

Ein weiterer Kritikpunkt für Goyens stellen die virtuellen Münzen dar, die auf TikTok gekauft werden können. Diese können als Geschenke an andere TikTok Nutzer wie beispielsweise Influencer weiter geschickt werden. Das Problem hierbei sei allerdings, dass TikTok sich heraus nehme, den Wechselkurs für die Münzen zu jeder Zeit selbst anpassen zu können. Zuletzt kritisiert Goyens, dass Kinder bei TikTok ständig Videos vorgespielt bekämen, die nicht jugendfrei sind.

Beschwerde aus mehreren Ländern

An der Beschwerde bei der EU-Kommission beteiligen sich Verbände aus mehreren Ländern. Dazu gehören die Länder Belgien, Zypern, die Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Slowakei, Slowenien, Schweden, die Schweiz und Spanien. 

 Eine komplette Sperrung von TikTok in Europa werde nicht angestrebt, sehr wohl müssten aber die Kerninhalte auf der Plattform besser reguliert werden, so die Organisationen.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg