Gesundheit

Affenpocken-Ausbruch – hier könnte alles begonnen haben

In ganz Europa werden aktuell Affenpocken-Infektionen registriert. Nun vermuten spanische Behörden, den Ursprung des Ausbruchs gefunden zu haben.

22.05.2022, 21:29
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Teilnehmer der "Maspalomas Pride" in Gran Canaria. Archivbild, 2014.
ANGEL MEDINA G / EPA / picturedesk.com

Aktuell wird eine ungewöhnliche Häufung von eigentlich seltenen Affenpocken-Infektionen in Europa und Nordamerika festgestellt. In zahlreichen Ländern wurden Fälle registriert, auch in Österreichs unmittelbarer Nachbarschaft. Sowohl in Deutschland, der Schweiz und in Italien gab es bisher mindestens einen bestätigten Ansteckungsfall. Am Sonntag dann der Paukenschlag, in Wien wurde ein 35-Jähriger mit Verdacht auf Affenpocken in ein Spital eingeliefert.

Alleine in Spanien sind es aber schon um die 30 plus rund zwei Dutzend Verdachtsfälle, weshalb die dortigen Behörden nun fieberhaft versuchen, die Infektionsketten zu rekonstruieren. Dabei dürfte es bereits erste Erfolge geben, wie die Zeitung "El País" auf Berufung auf Insider-Informationen berichtet. Demnach ist aktuell ein Großevent auf der Insel Gran Canaria als möglicher Ansteckungsherd ins Visier gerückt. 

    Zu den Affenpocken-Symptomen zählen: Plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, häufig auch Lymphknotenschwellungen. (Im Bild: Vierjähriges Mädchen mit Affenpocken-Schäden auf der Haut, 1971)
    Getty Images

    Event mit 80.000 Teilnehmern

    Mehrere Infizierte hätten demnach an der "Maspalomas Pride" teilgenommen. Es gehe dabei um "zwei oder drei" Italiener, einer Person aus Madrid und einen Fall auf der Insel selbst. Die örtliche Regierung bestätigte, dass sich mindestens einer der betroffenen Italiener vor Ort aufgehalten hatte. Weitere Details wurden aber unter Berufung auf "laufende epidemiologische Untersuchungen" nicht preisgegeben.

    Die "Maspalomas Pride" dauerte zwischen 5. und 15. Mai insgesamt zehn Tage. Medienberichten zufolge nahmen rund 80.000 Menschen aus diversen Ländern Teil. Die Veranstaltung gilt laut "Spiegel" als wichtiges Event in der Homosexuellen-Szene.

    Den infizierten Italienern gehe es laut römischen Ärzten verhältnismäßig gut. Sie würden an geschwollenen, schmerzenden Lymphknoten und den für Affenpocken typischen Hautpusteln leiden. Zwei von ihnen hatten sich zuvor in Gran Canaria aufgehalten, der Dritte in Wien.

      Der Direktor der Spezialklinik für Infektionskrankheiten in Rom, Francesco Vaia, bei einer Pressekonferenz zu den italienischen Affenpocken-Fällen am 20. Mai 2022.
      Andrew Medichini / AP / picturedesk.com

      Ausbruch in Europa anders als alle früheren

      Affenpocken sind eine seltene Erkrankung, die in Teilen Afrikas endemisch ist, also fortwährend gehäuft vorkommt. Außerhalb des Kontinents kam es in der Vergangenheit nur zu einzelnen Fällen – stets verbunden mit Reisen in Gebiete, in denen die Erkrankung endemisch ist oder mit Kontakt zu Reiserückkehrenden oder kontaminierten Materialien. Im Jahr 2003 gab es einen größeren Ausbruch mit 70 bestätigten Fällen in den USA, verursacht durch importierte Präriehunde aus Ghana.

      Bei dem aktuellen Ausbruch ist das anders: Es ist das erste Mal, dass in Europa und den USA Infektionsketten von Affenpocken ohne bekannte Verbindung zu West- oder Zentralafrika beobachtet wurden.

      "Nicht in Panik verfallen"

      Esther Künzli, Stellvertretende Chefärztin vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut mahnt aber, dass man "sicher nicht in Panik verfallen" solle: "Nach derzeitigem Kenntnisstand brechen die Ansteckungsketten bei dem Affenpockenvirus meistens relativ schnell ab", erklärt sie.

      Bisher gab nur sehr selten sogenannte tertiäre Fälle, also Fälle, bei denen die zweite infizierte Person eine dritte ansteckt. Die längste beschriebene Kette umfasste sieben Übertragungen. Es sei aber auf jeden Fall wichtig, dass man die Situation eng beobachte. 

      Der aktuelle Zusammenhang der Ausbreitung mit Events und Lokalitäten von homosexuellen Männern sei aber reiner Zufall: "Grundsätzlich kann sich jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, mit dem Virus infizieren und es auch verbreiten."

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        Sabine Hertel, Google Maps, zVg