Gesundheit
Grün, haarig – Raucher hat seltene Antibiotika-Reaktion
Nach einer Antibiotika-Behandlung verfärbt sich die Zunge des Rauchers grün und bildet einen scheinbar haarigen Belag. Der Mann sucht einen Arzt auf.
Das New England Journal of Medicine berichtet aktuell von einem seltenen Fall. Ein 64-jähriger Mann suchte einen Arzt auf, nachdem er bemerkt hatte, dass sich seine Zunge zu verfärben begann. Etwa drei Wochen zuvor war er mit Antibiotika gegen eine Zahnfleischentzündung behandelt worden. Nach eigenen Angaben war der Mann außerdem Raucher, wobei unklar ist, wie lange er schon rauchte und wie viel.
"Haarige Zunge"
Die Ärzte diagnostizierten bei dem Patienten eine so genannte "haarige Zunge". Also einen "anormalen Belag" aus Hautzellen, der sich auf der Oberseite der Zunge bildet, wenn sich die filiformen Papillen – winzige Ausstülpungen, die die Geschmacksknospen enthalten – aufgrund einer Ansammlung von Ablagerungen und Bakterien vergrößern und verfärben. Mangelnde Stimulation oder Abrieb auf der Zungenoberfläche kann die Bildung von Keratin begünstigen – das ist das gleiche Protein, aus dem auch die Haare auf dem Kopf bestehen. Infolgedessen werden die Papillen länger als normal und lassen die Zunge "haarig" erscheinen. Wenn die Papillen nicht richtig abfallen, können sich in dem haarähnlichen Geflecht Dinge ansammeln, die zu den verschiedenen Verfärbungen führen. Auch Bakterien und Hefepilze können sich festsetzen. In der Regel treten keine Symptome auf, obwohl in einigen Fällen über ein brennendes Gefühl auf der Zunge berichtet wurde.
Männer öfter betroffen
Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, ist aber häufiger bei älteren Patienten zu finden. Außerdem kommt sie bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Die Verfärbung ist meist schwarz, die Zunge kann aber auch braun, gelb oder grün werden. Antibiotika, wie die, die der Patient zuvor eingenommen hat, können dazu führen, dass sich neue Bakterien im Mund bilden, die sich ansammeln und zu einer behaarten Zunge führen können. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören laut der Fallstudie Rauchen, Dehydrierung, schlechte Mundhygiene und Antibiotika. Bei Patienten, die schon einmal eine haarige Zunge hatten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie in Zukunft wieder daran erkranken. Im Allgemeinen ist der Zustand harmlos und meist nur vorübergehend, wenn auch unangenehm.
Rauchen und Mundgesundheit
Frühere Untersuchungen haben einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen von Zigaretten und der Mundgesundheit aufgezeigt, einschließlich der Tatsache, dass sich dadurch Plaque und Bakterien ansammeln können. Antibiotika können sich auch auf das Mikrobiom des Mundes auswirken, indem sie die Bakterien verändern und es ihnen ermöglichen, sich auf der Zunge anzusammeln. Im vorliegenden Fall gaben die Autoren nicht an, ob die Erkrankung speziell durch Rauchen, Antibiotika oder eine Kombination aus beidem verursacht wurde. Die Ärzte rieten dem Mann, die Oberfläche seiner Zunge viermal täglich mit einer Zahnbürste sanft zu schrubben. Zudem wurde ihm empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören. Nach einem halben Jahr hat sich der Belag vollständig zurückgebildet, obwohl er nie mit dem Rauchen aufgehört hat.
Die beste Vorbeugung gegen eine haarige Zunge besteht in einer guten Mundhygiene. Wer auf das gewisse Extra setzen möchte, kann zusätzlich zu Zahnseide, Munddusche und Zahnbürste noch einen Zungenschaber verwenden.