Wien

"Mit Behinderung nicht gebraucht" – Eklat um Plakate

"Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht", behaupten Plakate bei Öffi-Stationen. Vereine laufen gegen die "widerliche Provokation" Sturm.

11.10.2021, 18:30
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Diese Plakate verärgern aktuell einige Öffi-Fahrgäste.
Leserreporter

Manche Kampagnen gehen schon in die Hose, bevor sie richtig starten. Für Ärger sorgen die gelben Plakate einer anonymen Firma schon seit Tagen, "Heute" berichtete. Die Plakate hängen in zahlreichen Wiener Öffi-Stationen. Darauf zu lesen: "Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht“.

Eine diskriminierende Botschaft, wie viele finden. Beschwerden häufen sich auch beim Behindertenberatungszentrum "Bizeps". Man erhalte Rückmeldungen von erbosten Menschen aus mehreren Städten. Jetzt lässt man prüfen, ob die Kampagne und deren Verbreitung den Tatbestand der Verhetzung (§ 283 Strafgesetzbuch) erfüllt.

Kampagne mit "menschenverachtendem Teaser"

Auch beim Werberat hat "Bizeps" bereits Beschwerde eingelegt. Die für die Werbeflächen verantwortliche Gewista konnte vom Verein bisher nicht dazu bewegt werden, die Verbreitung zu stoppen: "Es wird mit einer kalkulierten, widerlichen Provokation Aufmerksamkeit erregt. Angeblich sollen die Plakate noch bis 21. Oktober hängen und dann ‚aufgelöst‘ werden“, ist Martin Ladstätter von "Bizeps" verärgert und ergänzt: "Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren. Der Schaden ist angerichtet.“ Was Menschen ohnehin schon denken würden, würde durch die Plakate bestätigt und brenne sich durch täglichen Sichtkontakt noch weiter ein.

Als menschenverachtend bezeichnet auch Autorin und Autistin Marlies Hübner die Kampagne: "In einer Zeit, in der die Grenzen des Sag- und Denkbaren immer weiter verschoben werden, ist eine über menschenverachtende Teaser funktionierende Werbekampagne, die nicht umgehend aufgelöst wird, keine gute Idee“, hält sie fest.

Wiener Linien reagieren

Eine Stellungnahme bekam "Bizeps" bereits von den Wiener Linien: "Für die Vergabe der Werbeflächen ist einzig und allein die Firma Gewista zuständig – die Wiener Linien haben auf die Auswahl der Kampagnen keinen Einfluss. Die aktuelle Plakatkampagne soll Aufmerksamkeit erlangen und schlussendlich zum Positiven aufgelöst werden. Auf Grund der aktuellen Situation bitten wir die Firma Gewista mit dem Werbepartner eine raschere Aufklärung herbeizuführen“, wie es heißt.

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    Wiener Linien / Manfred Helmer