Niederösterreich

Plus 34.000 € für Öl, Strom! "Dorfwirt wird aussterben"

Gastro-Obmann und Wirt Mario Pulker zahlt heuer 34.000 € mehr für Strom und Öl. "Der Dorfwirt wird bald von der Bildfläche verschwinden", fürchtet er.

25.05.2022, 19:05
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Mario Pulker ist Obmann der Gastro-Sparte in der Wirtschaftskammer.
Georg Hochmuth; Johanna Schlosser / picturedesk.com

Die Teuerungswelle trifft auch die heimischen Wirte und Hotelbetreiber mit voller Härte. Der Wachauer Restaurant- und Hotelbetreiber Mario Pulker (47), der auch Sparten-Obmann für Gastro und Tourismus der Wirtschaftskammer ist, redet Klartext: "Ich zahle jetzt für Strom 27.000 Euro im Jahr. Vor der Teuerungswelle bezahlte ich rund 13.000 Euro jährlich. Für einen Liter Heizöl zahlte ich im Vorjahr 39 Cent, jetzt zahle ich 1,32 Euro pro Liter. Bei einem Bedarf von 20.000 Liter im Jahr sind das knapp 20.000 Euro an Mehrkosten."

Somit zahlt der Wirts-Obmann für seinen Gastro- und Beherbergungs-Betrieb im Bezirk Melk (rund 30 Mitarbeiter) rund 34.000 Euro mehr im Jahr nur für Strom und Heizöl.

Auch die Einkaufspreise für Fleisch, Öl, Butter gingen durch die Decke. "100 Prozent beim Schweinefleisch oder bei der Butter oder Ölen", skizziert Pulker. Die massiven Teuerungen gibt der 47-jährige Gastronom aber nur stark abgeschwächt an Kunden weiter. So kostet jetzt im Restaurant von Mario Pulker ein Schnitzel 3 Euro mehr, die Hendlbrust wurde ebenfalls um drei Euro angehoben - mehr dazu hier.

"Mittelbau zerbröselt es, mehr Kebap-Lokale"

"Das Problem ist, dass die Preise weiter steigen werden", erklärt Pulker. Er selbst könne überleben, denn neben seinem Restaurant verfügt er noch über 32 Gästezimmer. "Ich habe Stammgäste, Urlauber und Ausflugsgäste und komme somit über die Runden", so Pulker, der zwar einen Zuwachs bei Restaurants, Kebap-Lokalen und Asia-Snack-Lokalen ortet, aber andere Wirtshäuser sterben sieht. "Den Mittelbau wird es komplett zerbröseln. Der Dorfwirt und das gewöhnliche Gasthaus wird leider langsam aussterben", alarmiert Pulker.

    Schnitzel wird immer teurer.
    Getty Images/iStockphoto

    Zahlungskräftige Kunden würden zwar weiterhin in Restaurants gehen, aber für den Wirt am Lande sieht er kaum Zukunft. "Man muss im Tourismus und in der Gastronomie immer auf die Region achten, bist Du eng mit der Gemeinde, hast Du ein Mittagsmenü, wieviele Stammgäste hast Du - da sind viele Kriterien zu beachten. Bei den jetzigen Teuerungen und Preisen kann sich das für den normalen Dorfwirten einfach nicht mehr ausgehen", berichtet Mario Pulker.

    Jahrelange Auswirkungen

    Der Gastro- und Tourismus-Obmann der WKO malt ein düsteres Bild von der nahen Zukunft: "Ein Blick in die Schweiz verrät uns, was hier in Österreich in der jüngsten Vergangenheit alles falsch gemacht wurde - dort läuft es in der Gastro viel besser. Die Hotellerie und Gastronomie sowie der gesamte Tourismus werden von den ständigen Lockdowns und den jetzigen Teuerungen noch jahrelang betroffen sei bzw. negativ beeinflusst sein."