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Wienerin nach Mord mit perversen Chats zugespamt

Weil sie auf den doppelten Femizid in Wien-Favoriten aufmerksam machte, erhielt eine junge Wienerin übergriffige Nachrichten von einem Fremden.  

18.09.2021, 09:55
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"Deswegen bleib daheim oder komm zu mir wenn du S*x brauchst"– nachdem eine 22-jährige Wienerin am Montagabend einen "Heute"-Instagram-Post über den schrecklichen Doppelmord an den zwei Frauen auf ihrer eigenen Instagram-Story teilte, bekam sie das als Antwort.

"Schla**e lutsch mir"

Die Person, die ihr diese Nachricht schickte, war ein ihr fremder Mann. Schockiert von einer so brutalen Reaktion teilte sie die Nachricht des Users anonymisiert ebenfalls mit ihren Followern. Auch diese Instagram-Story entdeckte der Fremde und spammte die 22-Jährige daraufhin mit übergriffigen Nachrichten wie "Komm ich gebe dir bis du mich liebst" oder "Schla**e lutsch mir", voll. 

Stundenlang wurde die Wienerin von dem Unbekannten via Instagram Direct Message beschimpft, bedroht und angefeindet. "Obwohl mir solche Nachrichten normalerweise nicht nahe gehen, hatte ich einen kurzen Moment lang Angst. Mein Instagram-Profil ist öffentlich und ich teile fast täglich verschiedene Eindrücke aus meinem Alltag. Dadurch zeigt man sich dann doch ziemlich verletzlich", so die 22-Jährige im "Heute"-Talk. 

Hilfe für Betroffene von Gewalt:Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247Rat auf Draht: 147Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20

Es ist nicht das erste Mal, dass sie verstörende Sex-Nachrichten von fremden Männern bekam. Dass jemand jedoch derartig auf eine Mordnachricht antwortet und sie stundenlang mit perversen Nachrichten tyrannisiert, ist ihr noch nie passiert. "Ich weiß, dass ich nur eine von sehr vielen Frauen bin, die solche Übergriffe erlebt. Sowas passiert täglich", so die 22-Jährige. 

Mehr als "nur Nachrichten"

Die Anzahl der Femizide ist 2021 bereits so hoch, dass die Bundesregierung im Mai diesen Jahres 25 Millionen Euro in Maßnahmenpakete für Gewaltprävention gegen Frauen zur Verfügung gestellt hatte. Seit 1. September gibt es außerdem die Verpflichtung für sexuelle Gefährder, psychologische Beratungsstunden in Anspruch zu nehmen – "Heute" berichtete bereits ausführlich.

Was viele jedoch nicht ahnen würden: Gewalt an Frauen fängt oft schon bei obszönen Nachrichten und Kommentaren im Netz an – und endet im Zweifelsfall mit physischer Gewalt. Daher ist es besonders wichtig, potenzielle Täter bereits präventiv im Auge zu behalten und dagegen vorzugehen. 

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum

Wer auch immer denkt, dass man auf sozialen Netzwerken alles posten und schreiben kann, was man will, liegt falsch. Selbst wenn man anonym oder von einem so genannten "Fake-Account" – also einem Profil, mit dem man sich als wer anderer ausgibt – User beleidigt oder bedroht, kann man mittels IP-Adresse nachverfolgt und zur Rechenschaft gezogen werden. 

Gegen Cyber-Gewalt gibt es rechtliche Abhilfe. Opfer von Hass im Netz können jederzeit die ZARA-Beratungsstelle #GegenHassimNetz kontaktieren, sich beraten lassen und Vorfälle melden. Ratsam ist es außerdem, die Täter auf sozialen Netzwerken zu melden und zu blockieren – so können sie zumindest mit dem blockierten Profil keinen Schaden mehr anrichten. 

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