Österreich

Zu müde Auto gefahren – Roland (30) muss vor Gericht

Ein Grazer wehrt sich nach einer Kontrolle bei der Hanfmesse gegen Beamte. Da sein Drogentest negativ war, steht er nun wegen "Müdigkeit" vor Gericht.

20.06.2021, 15:29
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Roland B. aus Graz muss wegen "Müdigkeit" im Auto vor Gericht.
privat

Vor der Hanfmesse 2019 sagten Polizisten in Vösendorf (NÖ) dem Hanf den Kampf an, kontrollierte reihenweise Autos und nahmen 161 Führerscheine ab. Darunter auch jenen von Roland B. – doch der Grazer fühlt sich im Nachhinein gepflanzt. Denn sein Labortest auf illegale Substanzen war negativ. Wegen angeblicher "Müdigkeit" blieb seine Drogen-Strafe jedoch aufrecht. "Ich war aber selten so ausgeschlafen wie damals", so der 30-Jährige zu "Heute“ und erinnert sich an den Vorfall.

Betroffener spricht von Demütigung

"Ein schwarzer Kleinbus schnitt mich beim Einparken." Dann trieb der Drogentest der Exekutive interessante Blüten: "Weil ich kurz erst am WC war und nicht nicht pinkeln konnte, spielte mir ein Polizist 'zur Hilfe' einen Plätscher-Sound vom Smartphone vor. Das war wirklich demütigend." Als man im Auto noch ein Fläschchen (legales) CBD-Öl fand, schickten die Beamten den CBD-Händler zur Blutabnahme. Obwohl die Analyse erst Tage später vorliegen sollte, hielt der Polizei-Arzt gleich fest, dass der Lenker Drogen genommen haben muss. Seine Begründung: Bei der Kontrolle stand er breitbeinig, hatte glasige Augen und lächelte. "Das alles soll also verboten sein in unserem schönen Österreich", fragt sich der rechtskundige Aktivist Wolfgang Pöltl.

Prozess in Wiener Neustadt

Der CBD-Spezialist vertritt den Grazer am Montag vor dem Verwaltungsgericht in Wr. Neustadt (NÖ) und schnaubt: "Zuerst musste er wochenlang seinem Führerschein nachlaufen, nun änderte die Polizei auch noch den Vorwurf, nach dem Motto: Passt der eine nicht, nimmt man halt einen anderen." Pöltl lädt die Beamten als Zeugen vor, um zu beweisen, "dass bei dieser Kontrolle gegen sämtliche verwaltungs- und polizeirechtlichen Regeln verstoßen wurde." Auch wenn es nur um ein paar Hundert Euro gehe – rauchende Köpfe sind wohl im Gerichtssaal garantiert.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg