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Zugräumungen – Westbahn stichelt gegen ÖBB

Anders als bei "anderen Anbietern" musste man bei der Westbahn noch nie einen Zug räumen. Nun kommen sogar zusätzliche Verbindungen.

19.05.2022, 14:44
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In der Westbahn bekommt man als Klimaticket-Inhaber Zugang zur besseren Klasse und kann gratis reservieren.
Westbahn

Am 12. Dezember wurde der Fahrplan der Westbahn erweitert, im April sogar bis nach München verlängert. Am 12. Juni wird es nun den vorerst letzten Erweiterungsschritt geben. Dann gibt es vom privaten Bahnunternehmen alle 30 Minuten einen Zug zwischen Wien und Salzburg, also 57 Mal pro Tag. Lediglich drei Taktlücken bleiben bestehen.

Besonders stolz ist man auf die seit Herbst 2021 eingesetzten 15 Doppelstock-Garnituren, die "modernsten in ganz Österreich". Mit 506 Sitzplätzen übertrumpft man sogar den Railjet (404), wobei dieser auf der Weststrecke zumeist doppelt aneinandergekoppelt verkehrt.

Keine Zugräumungen

Nichtsdestotrotz sei eine Zugräumung bei der Westbahn angesichts dieser hohen Passagierkapazität nicht notwendig und sei seit der Betriebsaufnahme im Jahr 2011 auch noch nie erfolgt (bei einer möglichen Evaluierung sieht man sich durch die Niederflur-Bauweise und die deutlich breiteren Türen im Vorteil).

Westbahn-Geschäftsführer DI Thomas Posch erklärt: "Für jedes in der Westbahn gültige Ticket, also auch für das KlimaTicket, gilt: Es berechtigt zur Fahrt vom Anfangs- zum Zielort." Wie bei der ÖBB gibt es auch hier kein Anrecht auf einen Sitzplatz. Allerdings kann man in der Westbahn als KlimaTicket-Inhaber die höherwertige Comfort Class nutzen und gratis einen Sitzplatz reservieren – bei den ÖBB kostet das drei Euro.

Falls vereinzelt wirklich alle Ledersitze belegt sind, findet sich ein Sitzplatz auch auf den mit Teppichboden bezogenen Stufen zwischen Ober- und Unterdeck. "Selbst wenn die Fahrt dort zweifellos weniger gemütlich ist als auf einem der komfortablen Ledersitze, ist sie vermutlich trotzdem die bessere Wahl im Vergleich dazu, bei einem anderen Anbieter wegen Überfüllung den Zug verlassen zu müssen", stichelt man in der Presseaussendung.

Angebot an ÖBB

Doch statt Konkurrenz will man offenbar die Hand zur Verbündung ausstrecken: Man könne die Kapazitätsengpässe bei den ÖBB abfedern, indem man wieder eine wechselseitige Ticketanerkenntnis einführen würde. "Was schon während des gemeinsamen Corona-Fahrplans von Westbahn und ÖBB zwischen April 2020 und Juli 2021 problemlos möglich war, muss zur dauerhaften Einrichtung werden, um die Gesamtkapazität des Bahnsystems optimal auszunutzen" meint Mag. Florian Kazalek, Geschäftsführer der Westbahn.

"Wir haben dazu in den letzten Jahren bereits mehrfach das Gespräch gesucht, blieb bislang jedoch leider ungehört. Angesichts des gravierenden längerfristigen Kapazitätsengpasses appellieren wir an die Verantwortlichen, das nach wie vor bestehende Angebot der Westbahn zur wechselseitigen Ticketanerkenntnis zeitnah anzunehmen."

    Die Züge können eine Höchstgeschwindigkeit von bis 200 km/h erreichen, was wiederum den Stromverbrauch nochmals spürbar senkt.
    Foto: WESTbahn Ludwig Schedl