Gesundheit

So gut wirkt die HPV-Impfung gegen Krebs & Co.

Dass die HPV-Impfung wirkt, zeigt eine Studie aus England, die eine 87-prozentige Schutzwirkung gegen die beiden gefährlichsten Virustypen belegt.

Sabine Primes
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Es wird empfohlen, bereits im Kindesalter gegen HPV zu impfen.
Es wird empfohlen, bereits im Kindesalter gegen HPV zu impfen.
Getty Images/iStockphoto

Die Impfung gegen Infektionen mit Human Papilloma Viren (HPV) - am besten noch im Kindesalter - kann den Gebärmutterhalskrebs besiegen. Im "Lancet" ist am Donnerstag eine Studie erschienen, die erstmals für England eine Schutzrate von 87 Prozent für den zweiwertigen Impfstoff gegen die zwei gefährlichsten Varianten der Viren (HPV 16 und HPV 18) nachweist.

"Obwohl schon frühere Studien den Nutzen der HPV-Impfung in der Verhinderung von HPV-Infektionen gezeigt haben, waren die Belege für eine Schutzwirkung gegen Gebärmutterhalskrebs bisher begrenzt", sagte Studienautor Peter Sasieni vom King's College in London. Aus Modellrechnungen hätte man einen ersten Effekt durch die Mädchen und jungen Frauen (ab zwölf Jahren) in England seit 2008 angebotene Impfung für 2019 erwartet. Die Studie sei jetzt der direkte Nachweis dafür.

Der HPV-Erreger verursacht Geschlechtskrankheiten und kann sich durch Warzen auf der Haut und im Genitalbereich bemerkbar machen. Die meisten HPV-Infektionen heilen aber unbemerkt aus. Trotzdem kann es auch lange nach einer Infektion zu bösartigen Tumoren kommen.
Ansteckung: Mann und Frau können sich gleichermaßen mit HPV anstecken - vor allem über direkten Haut- bzw. Schleimhautkontakt (Geschlechtsverkehr). Ebenfalls möglich ist eine Virusübertragung über infizierte Gegenstände (Sexspielzeug, Handtücher etc.) sowie bei der Geburt (von der infizierten Mutter auf das Kind).
Mögliche Folgeerkrankungen: Je nach HPV-Typ v.a. Hautwarzen, Genitalwarzen (Feigwarzen), Gewebeveränderungen (potenzielle Krebsvorstufen) und Krebs (wie Gebärmutterhalskrebs, Mund-Rachen-Krebs, Analkrebs)
Welche Folgeerkrankungen eine HPV-Infektion nach sich ziehen kann, hängt vom Virustyp ab. Bisher sind über 200 verschiedene HPV-Typen bekannt. Die meisten rufen gar keine Symptome hervor oder verursachen nur harmlose Hautwarzen. Etwa 40 HPV-Typen infizieren speziell die Genitalschleimhaut. Sie werden in Gruppen unterteilt, je nachdem, wie wahrscheinlich sie Krebs auslösen können:
Niedrigrisiko-Typen (low-risk-HPV) lösen bei einer Infektion kaum gefährliche Genitalwarzen (Feigwarzen) aus. Zwar gibt es auch hier ein Krebsrisiko, dies ist aber sehr gering (low risk). Die häufigsten Niedrigrisiko-Typen sind HPV 6 und 11.
Hochrisiko-Typen (high-risk-HPV) lösen Gewebsveränderungen (Zellveränderungen oder überschießende, abnorme Neubildung von Zellen) aus, aus denen sich über Jahre ein bösartiger Tumor entwickeln kann, besonders Gebärmutterhalskrebs. Eine HPV-Infektion kann aber auch das Risiko für andere Krebserkrankungen wie Peniskrebs oder Kehlkopfkrebs erhöhen. Die beiden wichtigsten Hochrisiko-HPV-Typen sind HPV 16 und 18. 

Schutzwirkung je nach Altersgruppe unterschiedlich

In der Studie wurden die Krebsregisterdaten in England zwischen 2006 und 2019 ausgewertet und insgesamt sieben Personengruppen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren gebildet. Drei Gruppen bestanden aus den mit dem bivalenten HPV-Impfstoff gegen die Virusstämme 16 und 18 immunisierten Frauen. HPV 16 und HPV 18 sind jene Varianten, welche für die Entstehung eines Zervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs) Jahre nach der Infektion am gefährlichsten sind und verursachen 70 bis 80 Prozent der Fälle.

Da bis zum Entstehen der Erkrankung einige Jahre vergehen und die Impfung am besten noch vor der Pubertät wirkt, war die beobachtete Schutzrate je nach Altersgruppe unterschiedlich: Sie betrug im Vergleich zu nicht immunisierten Frauen 87 Prozent bei jenen, die als Zwölf- bis 13-Jährige die Impfung erhalten hatten. Bei denjenigen, welche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren immunisiert wurden, lag die Schutzrate bei 62 Prozent. Im Alter zwischen 16 und 18 Jahren geimpfte Frauen zeigten noch immer eine um 34 Prozent geringere Häufigkeit an Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen.

Besonders wirksam gegen Vorstadien

Insgesamt, so die Autoren, hätte die HPV-Impfung in England bis Juni 2019 bereits 450 Zervixkarzinom-Erkrankungen verhindert. Das gleiche galt für 17.200 Fälle an diagnostizierten Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen, welche einen gynäkologischen Eingriff notwendig machen und die Fruchtbarkeit gefährden können.

Gerade bei den Zervixkarzinom-Vorstufen zeigte sich die Schutzrate besonders: Die Häufigkeit war unter den geimpften Frauen um 97 Prozent geringer als in ungeimpften Vergleichsgruppen. In Österreich kommt es pro Jahr zu rund 5.000 solcher Eingriffe wegen Zervixkarzinom-Vorstadien.

Weltweite Impfprogramme

Mittlerweile gibt es HPV-Impfprogramme schon in rund hundert Staaten der Erde. In Österreich wurde mit dem kostenlosen Angebot für Schulkinder beiderlei Geschlechts erst 2014 - also Jahre später als in Großbritannien - begonnen. Zahlreiche Experten - so auch jene der Österreichischen Krebshilfe - hatten sich zuvor jahrelang vergeblich für ein solches Programm eingesetzt.

2018 wurden in Österreich laut Statistik Austria 440 Gebärmutterhals-Erkrankungen registriert. 133 Frauen erlagen einem solchen Karzinom, obwohl auch bei Ungeimpften eine Diagnose gefährlicher Gewebeveränderungen bereits mit dem Vorstadium durch regelmäßige Abstrichuntersuchungen möglich wäre. Deshalb setzen auch immer mehr Staaten auf die Impfung. Bei Männern schützt die Impfung gegen verschiedene Krebserkrankungen, die durch HPV hervorgerufen werden, zum Beispiel auch gegen Hals-Nasen-Ohren-Karzinome. Die nunmehr verwendeten breiter wirksamen Vakzine verhindern auch Genitalwarzen.