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Kuna-Aus – Im Sommer kommt der Euro nach Kroatien

Der Euro als offizielle Landeswährung Kroatiens ist beschlossene Sache. Auch die Grenzkontrollen nach Slowenien könnten fallen. 

Leo Stempfl
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Zum Jahreswechsel soll der Kuna dann endgültig Geschichte sein.
Zum Jahreswechsel soll der Kuna dann endgültig Geschichte sein.
EPA

Die meisten Österreicher werden sich noch daran erinnern: Nach dem EU-Beitritt 1995 kam mit dem Jahr 1999 langsam die Euro-Umstellung, im März 2002 war der Schilling dann endgültig Geschichte. Beim Urlaub in Italien, Frankreich, Spanien oder Deutschland war kein Geldwechseln mehr nötig.

Mittlerweile ist das der Status quo in den meisten Ländern Europas, doch eines der beliebtesten Urlaubsländer war bisher davon ausgenommen: Kroatien. Seit 2013 ist aber auch das Balkan-Land EU-Mitglied. Trotzdem musste man im Sommer zur Wechselstube (unter Umständen ergriff man die Gelegenheit beim stundenlangen Warten an der Grenze zu Slowenien), einen Euro in etwas über sieben Kuna umtauschen und das Restgeld nach der Rückkehr in irgendeiner Schublade verstauen.

Damit wird bald Schluss sein. Wie berichtet, hat Kroatien nun auch den langwierigen Beitrittsprozess zur Währungsunion erfolgreich abgeschlossen. Der Euro wird mit 1. Jänner 2023 zum offiziellen Zahlungsmittel. Ganz so einfach geht es dann aber doch nicht.

Marder-Eklat

Schon bei der Gestaltung der neuen, landeseigenen Euro-Münzen gab es einen kleinen Eklat. Geplant war, dass auf der 1-Euro-Münze ein Marder prangern wird. Statt in Kuna könnte dann also mit Kuna-Münzen gezahlt werden (kroatisch Kuna = Marder). Die Nationalbank startete einen Wettbewerb.

Als Sieger ging eine Einreichung hervor, die einfach eines der ersten Google-Bilder-Ergebnisse für "Marder" zeigte. Der Gewinner fragte sogar kurz zuvor noch in einer Facebook-Gruppe danach, wie man mit Photoshop einen Metall-Effekt über ein Bild legen kann. Auch Platz 2, daraufhin zum neuen Sieger erklärt, stellte sich später als plagiiert heraus. Mittlerweile soll man aber bereits eine Lösung gefunden haben.

Auch Platz 2 des Wettbewerbs, hier im Bild, entpuppte sich als ein gestohlenes Foto aus Schottland.
Auch Platz 2 des Wettbewerbs, hier im Bild, entpuppte sich als ein gestohlenes Foto aus Schottland.
Iain Leach / Action Press / picturedesk.com

Kopfrechnen-Aus im September

Noch im Sommer wird es aber eine erste Erleichterung für die Umstellung und für Touristen aus dem Euro-Raum geben. Das betrifft alle, denen das Kopfrechnen bei brütender Hitze, nach einigen Karlovačko oder urlaubsbedingter Faulheit etwas schwer fällt. Ab 5. September gehört es der Vergangenheit an.

Denn dann müssen überall die Preise in Kuna und auch in Euro ausgeschildert werden, berichtet die "Kleine Zeitung". Fix sei der endgültige Wechselkurs (zuletzt waren es rund 7,5 Kuna = 1 Euro) aber noch nicht. Preisvergleiche werden so oder so deutlich einfacher.

Schon wenige Monate zuvor, im Juni, wird die Zustimmung von EU-Rat, -Kommission und Zentralbank erwartet. Dann stehen der Währungsumstellung keine Hürden mehr im Weg.

Grenz-Kontrollen könnten fallen

Der nächste große Schritt, so die "Kleine Zeitung" weiter, ist dann der Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum. Damit würden die Grenzkontrollen zu Slowenien und Ungarn fallen. Insbesondere mit ersterem Nachbar spießt es sich aber noch.

Hintergrund ist hier ein Grenzstreit, der dem aufmerksamen Studierenden der Google Maps Karten schon aufgefallen sein mag. An der Bucht von Piran gibt es einen kleinen Streifen, an welchem die Grenze strichliert ist, eben weil man sich auf keine genaue Grenzführung einigen konnte. Die Komplexität des Konflikts, der auch die Hoheitsrechte zu See umfasst, würde den Rahmen dieses Artikels allerdings sprengen.

Kroatien will jedenfalls im Juni den Antrag auf Aufnahme in den Schengen-Raum stellen. Sloweniens neue Regierung kündigte aber an, die Zustimmung an Bedingungen zu knüpfen. Kroatien müsste dadurch wohl wieder dem laufenden Schiedsgerichtsverfahren beitreten, dessen Urteil aus 2017 man als "null und nichtig" bezeichnete, deutete Sloweniens Außenministerin Tanja Fajon an.

Zwei Stunden schneller nach Du­brov­nik

Schneller könnte es bald nicht nur über die Grenze, sondern auch nach Du­brov­nik gehen. In die Exklave kommt man auf dem Landweg nur über das Hoheitsgebiet von Nicht-EU-Land Bosnien und Herzegowina. Zwei EU-Kontrollen auf einem Abschnitt von genau fünf Kilometern sorgen für eine ungemein längere Reisezeit.

Die Pelješac-Brü­cke soll das ändern. Sie führt auf eine über den bosnischen Meereszugang hinausreichende Halbinsel aus Du­brov­nik, wodurch keine ungewollte Aus- und Einreise notwendig ist. Eigentlich sollte sie pünktlich zum Beginn der Reisesaison am 21. Juni eröffnet werden, dieser Termin wird sich wegen Bauarbeiten an den Zufahrtsstraßen aber noch etwas verzögern. Aber sie steht bereits.

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    Laut Ruefa Reisekompass 2022 zieht es ganze 36 Prozent der Österreicher heuer nach <strong>Italien</strong>.
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    Bild: iStock