4. KV-Runde im Handel geplatzt

"Werden behandelt wie nasse Fetzen" – nun kommt Streik

Mitten im Weihnachtsgeschäft steigt die Belegschaft im Handel auf die Barrikaden. Auf die erfolglosen Lohnverhandlungen folgen jetzt Warnstreiks.

Roman Palman
"Werden behandelt wie nasse Fetzen" – nun kommt Streik
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian macht eine Kampfansage an die Handelsbetriebe.
picturedesk.com; "Heute"-Montage

Am späten Dienstagabend sind die Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag im Handel geplatzt. Jetzt will die Gewerkschaft GPA für die 430.000 Angestellten und Lehrlinge auf die Barrikaden gehen. An ausgewählten Standorten in ganz Österreich werden rund um den 1. Advent (30.11. bis 3.12.) erste Warnstreiks abgehalten. 

"Die heutige KV-Runde hat gezeigt, dass die Streikbereitschaft der Gewerkschaft offenbar höher ist als ihre Verhandlungsbereitschaft", entrüstete sich Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), im Nachgang. Die Erwartungen der Gewerkschaften auf Arbeitnehmerseite und das Angebot der Arbeitgeber lagen (zu) weit auseinander.

Längerfristig würde eine Erhöhung in einer Größenordnung, wie sie die Gewerkschaft fordert, bedeuten, dass Unternehmen sich die Mitarbeiter:innen nicht mehr leisten können.
Rainer Trefelik
Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich

Das Angebot der Arbeitgeber laut Gewerkschaft: 6 Prozent KV-Erhöhung plus 1.000 Euro abgabenfreie Prämienzahlung. Auf der anderen Seite steht eine geforderte Erhöhung um 9,4 Prozent plus einen Fixbetrag von 15 Euro. Die rote Linie ist für die Arbeitnehmervertreter aber der Teuerungsausgleich in Höhe der rollierenden Inflation (9,2 Prozent).

Die nun folgenden Warnstreiks bezeichnet Trefelik als "bedauerlich". Durch die Kampfmaßnahmen würden die Unternehmen Umsatzeinbußen erleiden, die die Möglichkeiten des Entgegenkommens am Verhandlungstisch weiter einschränkten, sinniert er.

Dieses Argument wischt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian bei seinem Auftritt im Ö1-Morgenjournal am Mittwoch gleich vom Tisch: "Wir haben die Situation, dass in den letzten 12 Monaten die Preise massiv gestiegen sind und jetzt der Zeitpunkt ist, wo die Löhne das nachholen müssen. Tun sie das nicht, sinkt die Kaufkraft dramatisch. Und da braucht mir der Kollege vom Handel auch nicht erzählen, sie haben ein Umsatzproblem. Mit welchem Geld sollen die Leut' denn was kaufen, wenn alles teurer geworden ist und das nicht ausgeglichen wird?"

Verhalten "maximal irritierend"

Die Streiks im Handel seien jedenfalls "nicht programmiert" gewesen, sagt Katzian. "Im Gegenteil, ich habe sehr gehofft [...], dass es diese Woche in der Sozialwirtschaft und im Handel zu einem Abschluss kommt." In der privaten Sozialwirtschaft, dem öffentlichen Dienst, den Bäckern und den Brauern sei das überall geglückt. Da gebe es auch "genug Beispiele" wo die rollierende Inflation ausgeglichen worden sei.

"Warum das genau in der Metallindustrie und dem Handel nicht möglich sein soll, muss mir auch erst jemand erklären", so der Gewerkschafts-Boss. Gerade die Handelsangestellten – hauptsächlich Frauen – seien während der Corona-Krise noch als systemrelevant beklatscht worden, "und jetzt behandelt man sie wie einen nassen Fetzen. [...] Dass die angefressen sind, die zunehmend auch bereit sind, in den Konflikt zu gehen, ist vollkommen klar." Die Haltung der Arbeitgeber in der KV-Frage sei laut Katzian "maximal irritierend." 

Wer sich mit einzelnen anlegt, [...] legt sich mit uns allen an.
Wolfgang Katzian
ÖGB-Präsident

Der ÖGB-Präsident schildert schockierende Vorgänge: Unternehmen würden dazu übergehen, Betriebsräte, Einzelpersonen und Gewerkschaften "unter Druck zu setzen und zu bedrohen". "Ich möchte da ganz klar sagen, wer dies erfunden hat oder diesen Weg beschreitet, dem muss klar sein: [...] Wer sich mit einzelnen anlegt, [...] legt sich mit uns allen an."

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