Kamera-Detektor

"Abzocke" – das halten Experten vom viralen Hype-Gadget

Versteckte Kameras in Hotelzimmern sind für viele ein Horrorszenario. Ein kleines Gerät verspricht, solche aufzudecken. Doch hält es das auch ein?

Newsdesk Heute
"Abzocke" – das halten Experten vom viralen Hype-Gadget
Das rote Licht hat auch in der Linse reflektiert – jedoch reflektiert auch das Licht einer Handytaschenlampe.
20min/ajm

Über 64 Millionen Mal wurde das Video mit dem Titel "POV: Du übernachtest in einem koreanischen Airbnb" angeschaut. Mit einem kleinen Gerät soll es möglich sein, versteckte Kameras aufzuspüren. Im Detektor sind ein Funkempfänger und ein Licht mit rotem Filter eingebaut. In den TikToks funktioniert es – in unseren Tests nur, wenn das "versteckte" Gerät Funkstrahlen aussendet. "20 Minuten" hat mit Experten gesprochen, die sich mit Sicherheitstechnik auskennen, und nachgefragt, ob das Gerät etwas taugt.

Nur in speziellen Fällen brauchbar

Privatdetektiv Erich Wunderli kennt Geräte wie den Detektor von TikTok. "Empfehlen würde ich es niemandem – es ist ein totaler Mist", sagt er. Es funktioniere nur bei Funkkameras und diese seien unüblich. "Im Video sieht man kleine Go-Pro-Kameras. So ein Akku hält höchstens zwei Stunden", erklärt er. Wolle man jemanden überwachen, dann tue man das angeschlossen am Netz und auf eine Speicherkarte oder Festplatte.

"Kameras, die nicht funken, lassen sich mit dem Gerät aber nicht aufspüren", sagt Wunderli. Da bleibt nur noch die Lampe mit dem roten Filter. "Das Licht soll ja zurückstrahlen, wenn es auf eine Linse trifft. Leider strahlt es bei jeder glänzenden Fläche retour", führt der Privatdetektiv aus.

Nicht so einfach wie in Hollywood-Filmen

Unbrauchbar findet das Gerät auch Heinz Gründler, Sicherheitstechnikexperte und Geschäftsführer der Alarm AG. "Obwohl man weiß, wo die Kamera ist, findet man sie gar nicht. Für mich ist das Gerät eine Abzocke", sagt er. Überwachung funktioniere nicht so wie in Hollywood-Filmen. "Im echten Leben braucht man für einen Sender Strom und zudem kann man sie mit Störsignalen behindern", erklärt er.

Professionelle Abhör- und Überwachungstechnik gebe es zwar, man müsse aber realistisch bleiben. "Solche Geräte werden eingesetzt, um Botschaften abzuhören, sind extrem teuer und schwierig zu bedienen. Wer ist aber schon so interessant, dass er oder sie mit professionellen Mitteln gestalkt wird?", fragt sich Gründler.

Was du sonst noch gelesen haben musst:

Was du am Dienstag, 19.12.2023, gelesen haben musst

So findest du eine versteckte Kamera
Wir haben die beiden Experten auch gefragt, wie man denn nun am besten als Amateur eine versteckte Kamera findet. Das sind ihre Tipps.
Blickrichtung
Das "Interessante" muss im Bildausschnitt zu sehen sein. Dafür muss die Kamera mit der richtigen Blickrichtung installiert werden. Das schränkt die Möglichkeiten schon einmal ein.
Löcher anschauen
Eine Kamera sieht aus wie ein schwarzes Loch. Sie müssen auch nicht groß sein. Zwei bis drei Millimeter Durchmesser reichen. Geeignete Standorte sind zum Beispiel Steckdosen, Rauchmelder und Lampen. Die Experten raten, mit der Handytaschenlampe in Löcher zu leuchten. Reflektiert ein "schwarzes Loch", kann es sich um eine Kamera handeln.
Spiegel
Spiegel können durchlässig sein und eine Kamera dahinter haben. Lösche das Licht und leuchte mit der Handytaschenlampe auf den Spiegel. So kannst du erkennen, ob du dahinter überwacht wirst.

red
Akt.