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"Da wusste ich, dass ich Julen rausholen muss"

Heute Redaktion
13.09.2021, 18:18

Vor knapp zwei Wochen ist der zweijährige Julen beim Spielen in einen 110 Meter tiefen Brunnenschacht gefallen. In der Nacht auf Samstag wurde er tot geborgen.

Dreizehn Tage lang dachte Nicolas Rando, Bergretter bei der spanischen Guardia Civil, an nichts anderes als an die Bergung des kleinen Julen. Rando, selbst Vater eines vierjährigen Buben, blickt auf eine schwierige Zeit zurück. "Dad, wirst du heute Julen retten?" wurde er jeden Tag von seinem Sohn gefragt. Und jedes Mal gab er ihm dieselbe Antwort: "Ich hoffe es, mein Sohn, ich hoffe es."

Rando war mit seiner Familie in den Ferien, als er von einem Freund bei der Feuerwehr einen Anruf bekam. "Man erzählte mir, dass ein Kind bei Totalan in einen Brunnen gefallen war und niemand wusste, was zu tun war. Wenn wir Ideen hätten", erzählt der Spanier der Zeitung "Diario Sur". Es folgten Tage harter Arbeit, zwischen Hoffnung, Sorge, Zweifel und Frustration. Dann kam die Stunde von Rando, dem Experten der Bergrettung. "Es lag an mir, ich wusste, dass ich es tun musste."

„"Der Junge lebte nicht mehr, das war das Schlimmste."“

Schließlich konnte Rando die Leiche des 2-jährigen Julen aus dem Brunnenschacht ziehen. "Meine Gefühle waren zwiespältig. Auf der einen Seite spürte ich eine Erleichterung, den Job endlich zu Ende gebracht zu haben, auf der anderen Seite war ich frustriert. Der Junge lebte nicht mehr, das war das Schlimmste."

Nach der Bergung übergab er den kleinen Julen der Gerichtsmedizin, packte sein Werkzeug zusammen und ging nach Hause. "Ich war kurz nach 6 Uhr morgens zurück. Um 14 Uhr kam meine Tochter in mein Zimmer und brachte mir zwei Kuchen um mich aufzuwecken. Aber an diesem Tag war mir nichts wichtig", erzählt Rando.

„"Ich habe noch nie so viele Leute hier bei einem Begräbnis gesehen."“

Hunderte Menschen nahmen am Sonntagmittag in Málaga an der Trauerfeier für den verstorbenen Julen teil. Blumensträuße und Kränze wurden vor der Leichenhalle deponiert, an vielen hafteten Luftballone. "Ich habe noch nie so viele Leute hier bei einem Begräbnis gesehen", sagte eine Anwohnerin zu "El Mundo".

Zur Beerdigung kamen auch die Feuerwehrleute, die an der Bergung von Julen beteiligt gewesen waren. Das Begräbnis sei "der Abschluss von zwei anstrengenden Wochen, die uns die letzte Kraft gekostet haben. Körperlich und seelisch", sagte Feuerwehrmann Miguel Perez zur "Bild"-Zeitung. (20M)

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