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"Deos ohne Alu bringen es nicht richtig"

Deos mit Alusalzen wirken zuverlässig, sollen aber das Krebsrisiko erhöhen. Doch kann man auf sie verzichten?

Heute Redaktion
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Gleich mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass zwischen aluminiumhaltigen Deos und Brustkrebs ein Zusammenhang besteht. Deshalb meiden viele Menschen die entsprechenden Produkte – der Gesundheit zuliebe.

Der Wechsel zu Deos ohne Alu bringt jedoch neue Probleme: Die Achseln fangen schneller an zu stinken.

Kombination aus Schweiß und Bakterien

"Die Schweißdrüsen in den Achseln produzieren ein Sekret, das, wenn es von den Hautbakterien zersetzt wird, einen unangenehmen Geruch auslöst", erklärt Severin Läuchli, Leiter der Sprechstunde für vermehrtes Schwitzen am Universitäts-Krankenhaus Zürich.

Die Aluminiumsalze halten diesen Prozess im Zaum (siehe Box). Fehlen sie im Deo, fließt deutlich mehr Schweiß, die Gefahr des Stinkens ist entsprechend größer und der Geruch stärker. "Für starke Schwitzer sind aluminiumhaltige Deos immer noch das Effektivste", so der Dermatologe. "Deos ohne Alu bringen es nicht richtig."

Dermatologe Severin Läuchli ist Oberarzt und Leiter der Sprechstunde für vermehrtes Schwitzen an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich.

Schweiß übertünchen

Wem das in puncto Gesundheit zu heikel ist, dem bleibt laut Läuchli nur, zu Deos zu greifen, die das Schwitzen weniger hemmen als aluminiumhaltige Deos oder den Schweißgeruch durch Parfümierung übertünchen. Auch desinfizierende Seifen können helfen, die die Bakterienansiedlung auf der Haut reduzieren und so die Geruchsbildung eindämmen. Auch der Verzicht auf Kaffee und scharfe Gewürze reduziert die Ausdünstungen.

Wofür sind die Aluminiumsalze im Deo eigentlich gut?

Sie sind ein wichtiger Bestandteil in Antitranspirant-Deos. Es handelt sich dabei um Wirkstoffe, die den Schweißfluss auf effiziente Art und Weise hemmen: Sie verengen Schweißporen, sodass weniger Schweiß ausgeschieden wird. Dabei unterbinden die entsprechenden Deos die Schweißproduktion nicht vollständig; die Haut kann nach wie vor ungehindert atmen.

"Wenn das auch nicht hilft, bleiben nur noch medizinische Behandlungen", sagt der Experte. Die verschiedenen Methoden haben miteinander gemein, dass sie in erster Linie dazu dienen, die Schweißmenge zu vermindern, nicht aber den Schweißgeruch.

Möglichkeiten für Extrem-Schwitzer

So kann man sich beispielsweise Botox in die Achseln spritzen lassen. "Damit lässt sich die Schweißproduktion um rund 90 Prozent reduzieren." Das Manko: Die Prozedur ist teuer und muss halbjährlich wiederholt werden.

Eine weitere Möglichkeit stellt die Gleichstrom-Behandlung dar. "Bei schwitzigen Händen und Füssen funktionieren Bäder sehr gut, für die Achseln gibt es Gleichstrom-Pads", so Läuchli. Weil diese Methode täglich angewendet werden muss, ist der Zeitaufwand jedoch relativ groß.

In ganz heftigen Fällen können die Schweißdrüsen auch operativ entfernt werden. Das sei effektiv, birgt laut dem Dermatologen aber alle Risiken einer OP. Zudem müsse man nach dem Eingriff dicke Verbände tragen.

Probieren geht über Studieren

Alle medizinischen Behandlungen sind laut Läuchli jedoch nur für pathologische Schwitzer gedacht, "die schon nach kleinsten Anstrengungen regelrecht im Schweiß ertrinken." Allen anderen bliebe nichts anderes übrig, als die erhältlichen Deos ohne Aluminium auszuprobieren.

Doch auch dabei ist Vorsicht geboten. So mahnt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung zur Zurückhaltung bei Deos, die üble Gerüche mit Nanosilber bekämpfen. Denn ständig auf der Haut getragen, könnte der Stoff resistente Mikroben wachsen lassen.

Auch bei den vermeintlich natürlichen Alternativen lohnt ein Blick auf die Inhaltsstoffe. So bestehen einige Bergkristall-Sticks aus industriell hergestelltem kristallinem Aluminiumsalz und enthalten somit weitaus höhere Konzentrationen als aluminiumhaltige Deos.