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"Krone"-Attacke wird für Benko zum Fallstrick

Heute Redaktion
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Immo-Investor Rene Benko mit Ehefrau Natalie in Kitzbühel
Immo-Investor Rene Benko mit Ehefrau Natalie in Kitzbühel
Bild: picturedesk.com

Mit Raubritter-Methoden versucht Immo-Investor René Benko die "Kronen Zeitung" zu kapern. Am Ende könnten er und sein Clan mit leeren Händen dastehen.

Erstaunlich, was die Recherche-Plattform "Addendum" über das Leben von René Benko (41) zutage förderte. Seine berufliche Karriere, schreibt das Online-Portal, hätte beim dubiosen Finanzdienstleister AWD begonnen, der später "tausende Kleinanleger in Österreich und Deutschland um ihr Erspartes" bringen sollte.

Auch interessant: Die Strukturen seiner Signa-Gruppe wirken "vollkommen unübersichtlich", schreibt Addendum. Die Rede ist von einem weltweiten Netzwerk, das von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer bis zum Ölscheichtum Abu Dhabi reichen soll. Es geht um drei Privatstiftungen, dubiose Investoren, fällig gestellte Kredite und eine Spur ins US-Steuerparadies Delaware.

Und: "René Benko steht mitnichten weiterhin an deren Spitze, er verfügt über keine Geschäftsführungsfunktionen und trägt dadurch keinerlei Haftungen ... René Benko sitzt weder in Aufsichtsgremien der Signa noch in Geschäftsführungspositionen irgendwelcher ihrer Tochterunternehmen und schon gar nicht im Vorstand der Signa Holding GmbH oder deren Aushängeschild, der Signa Prime Selection AG. René Benko nimmt auch keine Rolle als Gesellschafter wahr" - mehr dazu hier.

Streng vertrauliche Infos

Ebenjener Benko versucht sich nun in Art und Form eines brutalen Oligarchen oder eines Raubritter-Hedgefonds die "Kronen Zeitung" unter den Nagel zu reißen. Er und sein Clan bedienen sich dabei ausgerechnet des aggressivsten Mitbewerbers. Seit Tagen wird die Gratiszeitung "Österreich" mit streng vertraulichen Informationen gefüttert, die nicht zwingend stimmen müssen, aber Stimmung machen - für ein "unfriendly takeover" von Österreichs lukrativster Printmarke.

Zur Erklärung: Die "Krone" gehört zu je 50 Prozent vier Mitgliedern der Familie Dichand und der deutschen "Funke-Mediengruppe". Die Anteile von "Funke" werden über die "WAZ Ausland Holding" gehalten. Seit November gehören Benkos "Signa Holding" 49 Prozent an dieser "WAZ Ausland Holding". Er nascht also indirekt an der "Krone" (und am "Kurier") mit, will sich aber jetzt den ganzen Kuchen einverleiben.

"I have a dream"

Der gebürtige Tiroler versucht damit, sich seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Er will Herausgeber der mächtigen "Krone" werden und einen Chefredakteur von eigenen Gnaden bestellen. Der Haken: Herausgeber und Chefredakteur ist derzeit - vertraglich abgesichert - Christoph Dichand (54). Ihm sprachen letzte Woche, als ruchbar wurde, dass Benko ihn feuern lassen will, Belegschaft und Betriebsrat der Zeitung das volle Vertrauen aus.

Weil bei der "Krone" aber alles ein bisschen komplizierter ist, gibt es auch noch ein so genanntes "Schiedsgericht". Es wurde 1987 eingerichtet, als die "Krone" zur Hälfte an die deutsche "WAZ" verkauft wurde, um in Streitfällen schlichtend einzugreifen. Diese Woche tagt das "Schiedsgericht" bis Freitag in Wien. Grund: Die "Funke"-Gruppe hatte den Syndikatsvertrag zwischen den "Krone"-Gesellschaftern gekündigt. Die Deutschen waren schon einmal damit abgeblitzt, versuchen es nun erneut.

Die drei "Schiedsrichter" tagen hinter verschlossenen Türen, die Beratungen sind vertraulich und das aus gutem Grund: Was hier beredet wird, hat Auswirkungen - auch auf den wirtschaftlichen Erfolg des Medienhauses.

Klage gegen Benko & Co

Trotzdem: Erneut wird in der Gratiszeitung "Österreich" breit über das "geheime" Verfahren berichtet. Da nicht davon auszugehen ist, dass die Infos zum Schiedsverfahren von der Eigentümerfamilie Dichand stammen, müssen sie von "Funke", "WAZ", deren Anwälten, Benko oder dessen Rechtsvertretung kommen, jedenfalls aus dieser Miteigentümergruppe. Und das obwohl die "Krone" zahlreiche Verfahren ausgerechnet gegen diese Gratiszeitung führt. Der Bock wird zum Gärtner gemacht.

Für Dichand-Anwältin Huberta Gheneff ein klarer Verstoß. "Wir werden deshalb", sagt sie, "eine Ausschlussklage einbringen und die Funkes als lästigen Gesellschafter aus der Gesellschaft ausschließen lassen wegen zahlreicher Treuwidrigkeiten, allein in ihrem eigenen Interesse und auf Kosten der Gesellschaft".

Gut möglich also, dass Benko am Ende mit leeren Händen dasteht und feststellt, dass es eventuell einfacher ist, Menschen Finanzprodukte aufzuschwatzen als sich zum Herausgeber der "Krone" zu krönen. (red)