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Frauen wollen zurück an den Herd

Heute Redaktion
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"Tradwives" propagieren einen Lebensstil, der weit in die Vergangenheit ins Jahr 1959 führt, wo Geschlechterrollen noch klar verteilt waren.

Die Rückbesinnung auf traditionelle Werte findet sich nicht nur in diversen Wohntrends wieder, die ein neues Biedermeier mit Rückzug auf die Innerlichkeit ausrufen - wie "Heute" berichtet - sondern auch in diversen Nebensträngen von Familienstrukturen.

Diese Tendenz, die Flucht vor dem Chaotischen und der Unsicherheit der Welt zu beflügeln, indem man sich in das Eigenheim zurückzieht, birgt teilweise Nebeneffekte. Aus einer der aufkommenden Geisteshaltungen unserer Epoche entstand eine umstrittene Bewegung, die einen Lebensstil der Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts und damit der Unterordnung der Frau propagiert.

Identifikation mit einem traditionellen Rollenbild

In Sozialen Medien spricht man von der sogenannten "tradwives"-Initiative, die sich auf die Ausrufung eines neuen Hausfrauen-Ideals fokussiert. Frauen, die in Abhängigkeit eines Mannes leben, die Ehe als Dienst an dem Mann wahrnehmen und die Erfüllung im Haushalt finden, haben sich dem Phänomen angeschlossen. In England gibt es sogar eine Schule, die sich auf die Weitergabe der dort eingebundenen Etikette spezialisiert, die für den gepflegten Umgang im Familienbild wesentlich erscheint.

"Tradwives" (englisch: "traditional wives" - zu deutsch: "traditionelle Hausfrauen") sehen sich dabei als die wahren Feministen.

Mehrfachbelastung und die Frage nach "richtiger" Gleichberechtigung

Dieses absurd anmutende Statement untermauern diese rhetorisch. Entgegen dem Drang von modernen Frauen, sich in eine Doppelposition aus Karriere und Familie zu pressen, drängt die Bewegung und möchte dafür eine andere Lösung parat haben. Man soll sich dafür entscheiden dürfen, eine Hausfrau zu sein. Damit schlägt sie eine andere Perspektive zu Fragen der Gleichberechtigung vor. "Tradwives" stellen nach eigener Annahme die heute vorherrschenden Ideale in Frage, beleuchten die Mehrfachbelastung einer Frau als kritisch und entscheiden sich stattdessen für Freiheit und Familie.

Wie die Penny-Feministin Laurie Penny gegenüber watson konkretisiert, bedeute Feminismus nicht unbedingt gleich viel zu arbeiten, denn das führe dazu, "dass Frauen genauso kapitalistisch ausgebeutet werden und zusätzlich noch die ganze Fürsorgearbeit erledigen." Um den Kapitalismus zu stürzen, erhalten sie das Patriarchat aufrecht und sehen diesen Schritt als Schutz vor der ausbeuterischen Arbeitswelt.

Offen bleibt die Frage, wie viel bedenkliche (rechtsorientierte?) Verklärung in diesem nostalgischen Ausflug steht, wenn Tradition als Rebellion getarnt wird.

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