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"Weil es fast keine elegante Sportmode gibt"

Im bunten Sportoutfit fühlten sie sich verkleidet. Dann gründeten die zwei Zürcher Schwestern Ina Kess, Sportlook im Haute-Couture-Mantel.

Heute Redaktion
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Ina Kess wurde 2015 von den Zürcher Schwestern Isabelle und Katharina Staub gegründet. Die Designvision der beiden Gründerinnen: Ein Label, das für qualitativ hochwertige und Sportswear-inspirierte Kleider steht.

Katharina und Isabelle Staub, wer ist diese geheimnisvolle Ina Kess?

Isabelle: "Ina" steht als Abkürzung für meine Schwester Katharina, die das Label vor drei Jahren ins Leben gerufen hat, und "Kess" ist ein Synonym für eine kesse, sportliche Art. Die Wortkreation widerspiegelt unsere Vision von Mode: "Ina" ist feminin, elegant, weiblich und "Kess" ist keck, sportlich, technisch und praktisch.

Die Bandbreite der Kollektion reicht von Athleisure-Pants bis hin zum Haute-Couture-Coat. Was hat euch motiviert, eine eigene Sportkollektion zu kreieren?

Katharina: Beim Joggen in der Mittagspause hat alles angefangen. Wenn ich über den Paradeplatz und am See entlang rannte, fühlte ich mich im frechen, farbigen Sportdress verkleidet, wie an der Fasnacht. Ich mag meine Kleider gerne klassisch, chic und mit einem guten Schnitt. Das gab es damals in der Sportabteilung nicht. Also habe ich kurzerhand eigene klassische dunkelgraue Sport-Pants genäht. Ich mochte sie so sehr, dass ich sie auch im Alltag getragen habe. Die Reaktionen waren sehr positiv, so dass ich mich entschied, ein eigenes Label zu gründen. Für mich machte es damals absolut Sinn: Es gibt so viele Jeansmarken, aber fast keine elegante Sportkleidung! Ich wollte etwas für die Frauen kreieren, die auch im Sport den klassischen, schicken Stil suchen.

Die meisten gehen zum Sport, um zu schwitzen und sich auspowern. Warum braucht es ein schickes Outfit?

Katharina: Sport ist nicht nur Crossfit und Yoga. Wir sind alle so beschäftigt, dass viele den Sport in ihren Alltag integrieren. Ob auf den Bus rennen, ein Spaziergang, eine Fahrradfahrt oder eine Stretchingeinheit, dafür musst du flexibel gekleidet sein. Ich selbst könnte nicht im Deuxpièce auf den Flieger rennen, wenn ich mich wie im Korsett fühle. Ich möchte so angezogen sein, dass ich für alles bereit bin.

Athleisure-Look ist also nicht nur bequem, sondern auch ein Statement: Sport ist für viele ein Lifestyle.

Isabelle: Wir gehen nicht mit Trends und der Mode, die alle tragen, mit. Beide sind schnell wieder vorbei. In den Sport-Tights einkaufen zu gehen, ist jetzt in. Doch ich glaube, ein Produkt wie Ina Kess ist die Zukunft: Sportbekleidung, der man den Verwendungszweck nicht ansieht. Wer einmal eine bequeme Hose hat, die auch schick aussieht, will nie mehr in Jeans bis abends auf dem Bürostuhl sitzen. Ich glaube, irgendwann kannst du dir Kleidung, die nicht atmungsaktiv ist oder keinen Stretch hat, gar nicht mehr vorstellen.

Viele Frauen denken, Sportmode sei nur was für trainierte, schlanke Körper.

Katharina:Welche Frau ist nicht gerne bequem gekleidet, und sieht trotzdem schick aus? Unsere Kleider sind alle aus funktionalen, dehnbaren Stoffen mit hohem Stretchanteil gefertigt. Sie schmiegen sich wie eine zweite Haut an und passen daher perfekt zu jedem Figurtyp.

Was unterscheidet euch von all den anderen Sportmarken auf dem Markt?

Katharina: Unsere Kundinnen sind ein Teil von Ina Kess. Ihre Feedbacks fließen in unserem Studio direkt in den Entstehungsprozess mit ein. Wir sind ein kleines Label, investieren aber sehr viel Zeit in den Schnitt und die Details. Wir fertigen bis zu 15 Prototypen an, solange bis alles perfekt sitzt. Uns ist wichtig, dass die Kleider figurschmeichelnd sind. In Relation zu Beinlänge und –Breite nähen wir die Reissverschlüsse je nach Größee anderes ein, auch die Prints sind bei S und L verschieden, damit das Muster gut aussieht. Wir setzen auf Haut-Couture-Qualität vereint mit Funktionsstoff. Sie sind haben einen hohen

Stretchanteil, sind atmungsaktiv und sehr pflegeleicht. Die Kleider sind daher ideale Begleiter – auf dem Bürostuhl wie auf der Yogamatte.

Isabelle: Wir legen zudem großen Wert auf eine gute Produktion. Alle Kleider werden in Europa, vorwiegend Portugal, produziert und wir sind eng in die Produktion involviert, damit die Details der Prototypen auch in das finale Kleidungsstück der Kundin einfließen.

Wie wird sich der Athleisure-Look in der Schweiz entwickeln?

Katarina: Der wird sich immer mehr durchsetzen. Der Schweizer ist ein praktischer Mensch. Auch ich zähle mich dazu, ich mag Basics, einen klassisch guten Schnitt und Qualität. Ich brauche kein Glitzer und Glimmer. Wir sind mit einer Mutter aufgewachsen, die nie eine Handtasche hatte und immer auf dem Sprung ist. Mode muss für sie funktional sein, aber auch schön aussehen. Genauso wie für Ina Kess.

(20 Min / Sulamith Ehrensperger)