Österreich

"Weniger Krankenstände, wenn wir Leute kündigen"

In einem Rohbericht übt der Rechnungshof Kritik an den Krankenständen und längere Wartezeiten bei der Rettung Wien. Nun kontert die Stadt.

Heute Redaktion
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"Im Rettungswesen erreichen wir in Wien absolute Spitzenzeiten", kontert der Leiter der Berufsrettung Wien, Rainer Gottwald die Kritik des Rechnungshofs.
"Im Rettungswesen erreichen wir in Wien absolute Spitzenzeiten", kontert der Leiter der Berufsrettung Wien, Rainer Gottwald die Kritik des Rechnungshofs.
Bild: Sabine Hertel

Zum ersten Mal nahm der Rechnungshof die Berufsrettung Wien unter die Lupe. Der Bericht sorgt bereits vor seiner offiziellen Erscheinung für Wirbel – "Heute" hat berichtet.

So kritisierten die Prüfer etwa, dass der Versorgungsbereich pro Einsatzstelle bzw. Notarztstandort in Wien doppelt bzw. fast dreimal so groß wie in München sei. Auch die hohen Krankenstände und die gestiegenen Wartezeiten bis zum Eintreffen des Notarztes wurden bekrittelt.

"Der Job bei der Rettung ist eisenhart. Die Mitarbeiter sind rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr für die Menschen da", betont Hacker. Dass da hin und wieder Fehler passieren könnten, oder dass Mitarbeiter nach Jahren des Patiententransports Probleme mit dem Rücken bekommen, sei hier nicht verwunderlich.

"Die Krankenstandszahlen wären ganz leicht nach unten zu reduzieren, etwa wenn wir kranken Mitarbeiter kündigen", kontert nun der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Das mache die Stadt und die Berufsrettung Wien aber bewusst nicht.

Scharfe Stadtrat-Kritik an Herausgabe des Rohberichts

Viel mehr ärgerte Hacker, dass der Rohbericht des Rechnungshofs schon bevor die Stadt die Gelegenheit hatte, eine Stellungnahme zu formulieren und über diese abzustimmen, den Weg in die Medien gefunden hat. "Wir werden morgen in einer vertraulichen Sitzung des Stadtsenats darüber sprechen. Das ist in der Wiener Stadtverfassung so vorgesehen. Dass aber ein nichtamtsführender Stadtrat der ÖVP den Bericht schon vorher bewusst zumindest teilweise veröffentlicht, ist der wahre Skandal. Wenn sich niemand mehr an die gesetzlichen Regeln hält, können wir den Laden gleich zu machen", hielt Hacker bei der Präsentation der neuen Notruf-App nicht mit seinem Ärger hinter dem Berg.

"München rechnet Feuerwehr und Krankenhäuser mit"

Die Berufsrettung Wien nehme die Kritik des Rechnungshofs natürlich ernst und setze dessen Empfehlungen laufend um, betonte der Leiter der Berufsrettung, Rainer Gottwald.

Nicht ganz nachvollziehen kann Gottwald aber den Vergleich mit München. "Nicht alle Münchner Standorte sind auch tatsächlich besetzte Rettungsstationen. Stattdessen werden hier auch Feuerwehr- und Krankenhausstandorte mitgezählt". In Wien sei die Anzahl der ursprünglich zwölf Rettungsstandorte aber um fünf neue Notarzt-Einsatzorte erweitert worden, unterstrich Gottwald.

Der Rechnungshof beziehe sich in seinen Empfehlungen nur auf Einsatzfahrzeuge der Notärzte. "Wenn wir von den Rettungswägen sprechen, haben wir in Wien aber absolute Spitzenzeiten. Bis ein Rettungsteam vor Ort ist, vergehen im Durchschnitt 7,03 Minuten", so Gottwald.

"Setzen auf Maßnahmen zur Senkung von Krankenständen"

Dass es bei psychisch und physisch so stark fordernden Jobs wie bei der Rettung zu Krankenständen komme, sei nur natürlich. "Wenn jemand im Fahrtdienst eine Erkältung hat, ist das ja auch für Patienten ein Risiko. Vor allem, wenn sie schon älter sind oder deren Immunsystem geschwächt ist. Daher bitten wir die Kollegen lieber, daheim zu bleiben", erklärt Gottwald.

Die Berufsrettung setze aber laufend Maßnahmen, um Krankenstände präventiv entgegenzutreten. "Etwa mit der Anschaffung von elektrischen Tragen und Tragesesseln, damit die Sanitäter nicht so schwer heben müssen. Aber auch mit der ergonomischen Ausstattung von Arbeitsräumen oder Schutzimpfungen".

"Wir legen Wert darauf, ein verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein. Wir kündigen nicht einfach Mitarbeiter, nur weil sie krank geworden sind", macht Gottwald klar.