Österreich

13 Tote in Heim: "Infizierte Pfleger machen Dienst"

Heute Redaktion
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Unfassbare Vorwürfe gegen ein Pflegeheim in der Steiermark: Fast die Hälfte der Bewohner soll infiziert sein, das Personal muss trotz positivem Test weiterarbeiten.

Erst Anfang letzter Woche hatte ein Pflegeheim in der Steiermark für Schlagzeilen gesorgt - 39 Bewohner sollen infiziert gewesen sein, zwölf Menschen starben, Anwältin Karin Prutsch erstattete im Auftrag von Angehörigen Anzeige, die Staatsanwaltschaft Graz leitete ein Ermittlungsverfahren ein ("Heute" berichtete).

13. Todesfall

Doch die wegen chronischen Personalmangels angespannte Situation soll sich sogar noch verschlechtert haben. "Rund zehn Betroffene - Angehörige, Bewohner und Pfleger - haben sich bei mir schon gemeldet", berichtet Anwältin Karin Prutsch. Erst gestern starb wieder eine alte Frau an Corona, der 13. Todesfall durch Corona in diesem Heim. "Dem Sohn der Toten wurde mitgeteilt, dass fast die Hälfte der Bewohner infiziert sein soll", so Prutsch weiter.

Doch die Vorwürfe werden noch heftiger: "Ein Teil, ja sogar ein Großteil, der Pfleger soll mit Corona infiziert sein und dennoch im Dienst sein. Die Personalsituation ist derart schlimm, dass es offenbar nicht anders geht", so Prutsch weiter. Die Anwältin wird auch noch Nachtragsanzeigen einbringen. Die renommierte Verteidigerin nennt dabei bei auch konkrete Fälle: "Am 23. März zum Beispiel hatte das Personal überhaupt keine Schutzkleidung an, saß aber eng beisammen. Dafür gibt es Zeugen."

10 Tage neben infizierter Gattin im Zimmer



Ein ungeheuerlicher Fall soll sich um ein älteres Ehepaar ereignet haben. Die Frau wurde am 1. April positiv getestet. Ihr Gatte lag zehn Tag mit der Infizierten im Zimmer, wurde trotz wiederholten Bitten nicht getestet. Erst am 11. April, als sich der Zustand des herzkranken Mannes stark verschlechterte, wurde ein Test gemacht. Mittlerweile liegen beide im Krankenhaus – der Mann auf der Intensivstation.

Unabhängig von Corona war im selben Heim eine Pensionistin an einer Serviette erstickt ("Heute" berichtete). Nun hat sich, ebenfalls unabhängig von Corona, ein weiterer Schockvorwurf ergeben: Die Mutter eines Angehörigen soll von November bis April von 60 auf 43 Kilogramm abgenommen haben. "Im Spital wurde dann festgestellt, dass die Frau völlig ausgetrocknet war", so Prutsch.

Heim dementiert Vorwürfe

Das Qualitätsmanagement des Heimes sagte auf "Heute"-Anfrage eine rasche Stellungnahme zu. In der Stellungnahme am Donnerstagabend hieß es nur: "Im besagten Senioren-Zentrum herrscht weder Personalmangel, noch arbeiten SARS-CoV2 positiv getestete Pflegekräfte. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir über personenbezogene Daten keine Auskunft geben dürfen."