Mit Ende August sollten Frau P. (Name, Adresse, Daten der Kundin bekannt) 7.008,35 Euro von ihrem Konto abgebucht werden. Der Grund: Die Jahresabrechnung für Strom und Gas für den Zeitraum 25. Juli 2022 bis 30. Juli 2023. Der Gasverbrauch der demenzkranken Pensionistin aus dem Bezirk Korneuburg war im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 3.000 Kilowattstunden (kWh) gestiegen, der Stromverbrauch sogar um über 600 kWh gesunken.
Nur der offene Betrag (Restforderung von 6.871,35 Euro plus erster Teilbetrag von 137 Euro) in der Höhe 7.008,35 Euro überreizte den Kontorahmen, sprich, das Konto war nicht ausreichend gedeckt, die Buchung somit nicht durchführbar.
"Die Frau blieb also auf den Gebühren in der Höhe von 14 bis 15 Euro für die Nichtdurchführung der Buchung sitzen (Anm.: in der Regel 5 bis 7 Euro, wird oft doppelt - von Hausbank und Fremdbank - verrechnet). Man lasse sich das mal auf der Zunge zergehen: Da werden einfach so über 7.000 Euro, also rund 100.000 Schilling, abgebucht. In der offensichtlichen Annahme, die Pensionistin verfüge über ein Vorstands- oder Managergehalt", kann es Energie-Experte Reinhard Bimashofer, der der Weinviertler Frau samt Ehemann nun hilft und auch eine Vollmacht dafür hat, noch immer nicht fassen.
„Da werden von einer dementen Frau einfach so selbstverständlich über 7.000 € abgebucht, als hätte sie ein Vorstands- oder Managergehalt“Reinhard BimashoferBerater und Experte in Energiesachen
Der Energie-Experte aus Kärnten kennt den Fall nämlich bis ins Detail: "Die EVN stellte den Gastarif um, ohne ausreichende Beratung. Für eine demenzkranke Frau zählt in Wahrheit nur: Bekomme ich Gas oder nicht?! Da sehe ich ganz klar den Energiekonzern in der Aufklärungspflicht." Reinhard Bimashofer wandte sich an die E-Controll und den ORF-Bürgeranwalt. Denn er ist sich sicher: "Würde die EVN der Dame entgegenkommen und auf den viel billigeren Floater-Tarif rückrechnen (Anm.: also den Verbrauch von 41.000 kWh mit dem viel billigeren Tarif), bekäme die Kundin rund 3.000 Euro zurück." Bei einem anderen Anbieter etwa hätte die 83-Jährige eine Kostenersparnis von rund 3.400 Euro im Jahr.
Mittlerweile ist das Stromkonto der 83-jähirgen Energiekundin ausgeglichen, beim Gas hat die Pensionistin noch einen Rückstand von 2.730 Euro (siehe auch Bilderserie). Die Seniorin bzw. der bevollmächtigte Energieberater hat beim Gas mittlerweile einen Anbieter-Wechsel in Gang gesetzt.
Viele Niederösterreicher, Wiener und Menschen aus den restlichen Bundesländern ächzen unter teils sehr hohen Energierechnungen.
EVN-Sprecher Stefan Zach zeigte sich am Montag redlich bemüht: "Wir werden uns den ganzen Fall nochmals ansehen."