Klimaschutz

1,4 Millionen Retour-Pakete mit Neuware vernichtet

Rund 1,4 Millionen Pakete aus Österreich wurden mit Kleidung und Elektronik zerstört. Nun wird ein Vernichtungsverbot für neuwertige Ware gefordert.

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1,4 Millionen Pakete aus Österreich mit neuwertiger Kleidung und Elektronik vernichtet
1,4 Millionen Pakete aus Österreich mit neuwertiger Kleidung und Elektronik vernichtet
Greenpeace

Eine aktuelle Greenpeace-Recherche zeigt die drastischen Ausmaße des Konsum-Wahns im Online-Handel: Insgesamt wurden im Corona-Jahr 2020 rund 139 Millionen Pakete an Privatkunden in Österreich versendet - deutlich mehr als noch das Jahr davor. Die großen Gewinner sind die internationalen Versandriesen Amazon, Zalando und Co. Weil das Produkt nicht gefällt oder nicht passt, wurde jedes dritte Paket wieder an die Händler zurückgeschickt - in Summe rund 46 Millionen Rücksendungen.

Allein im Bereich Kleidung und Elektronik wurden im vergangenen Jahr laut Greenpeace-Einschätzung rund 1,4 Millionen Retourpakete aus Österreich entsorgt. Das hat die Umweltschutzorganisation anhand von Studien und Paketstatistiken errechnet. Der Grund für dieses Vorgehen ist, dass es für die großen Online-Händler oft billiger kommt die Neuware zu vernichten, als diese zu lagern, zu reparieren oder weiterzugeben. Greenpeace fordert jetzt von der österreichischen Bundesregierung ein Vernichtungsverbot für unverkaufte und retournierte Ware.

"Markt wird mit Billigware überschwemmt"

"Amazon und Co. überschwemmen den Markt mit Billigware und animieren zu Impulskäufen, die immer häufiger zurückgesendet werden. Wie die Greenpeace-Berechnung jetzt zeigt, werden etwa 1,4 Millionen Pakete aus Österreich voll mit neuer Kleidung und Elektrogeräten einfach so vernichtet. Jedes Produkt, das mühsam produziert und dann unbenutzt zerstört wird, ist eines zu viel", sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Durch die Corona-Pandemie hat das Online-Shopping weiter an Fahrt aufgenommen. Im letzten Jahr wurde in Österreich um 17 Prozent mehr Umsatz gemacht als noch 2019. Der Umsatz, der in Österreich registrierten, internationalen Online-Händler wie Amazon machte 2020 mehr als die Hälfte der Gesamtumsätze im Online-Handel aus. Damit tragen sie auch die größte Verantwortung im Umgang mit zurückgeschickter Ware.

Das Institut für Ökologie und Politik hat 2021 für das Europäische Umweltbüro (EEB) eine Studie veröffentlicht und schätzt, dass bei Textilien 10 bis 20 Prozent und bei Elektroartikel 4 bis 10 Prozent der Rücksendungen entsorgt werden. Greenpeace hat auf Basis der konservativen Angaben die Menge für Österreich berechnet: Im Jahr 2020 sind demzufolge 1,31 Millionen Pakete mit Textilien und rund 120.000 Pakete mit Elektroartikel vernichtet worden. "Das schmutzige Geschäft mit zerstörten Retouren und Lagerbeständen muss gestoppt werden. Um ein T-Shirt oder einen Fernseher herzustellen, werden Unmengen an Ressourcen verbraucht und klimaschädliches CO2, etwa für den Transport, in die Luft geblasen", sagt Panhuber.

"Müssen in Österreich Ressourcen schützen"

Auf Anfrage von Greenpeace zu konkreten Zahlen, hat Zalando nicht geantwortet, der Versandhändler Unito berichtet, dass retournierte Ware "im Promillebereich" vernichtet wird. Amazon verweist auf seinen Unternehmensblog. Während Amazon dort behauptet nur in Ausnahmefällen Waren zu vernichten, zeichnen die Recherchen von Greenpeace ein anderes Bild. Mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Versandartikel landet allein an einem einzigen Amazon-Standort in Deutschland jede Woche im Müll. Nicht nur Retouren auch völlig intakte Neuware von Amazon-Marketplace Anbietern, die nicht innerhalb einer bestimmten Frist verkauft wurde, wird laut Videoaufnahmen entsorgt.

Um die Vernichtung von neuwertiger Ware zu stoppen, gibt es in Deutschland seit 2020 die sogenannte Obhutspflicht, die jedoch noch nicht sanktionierbar umgesetzt ist. "Wir müssen auch in Österreich Ressourcen schützen und dafür sorgen, dass nur das produziert wird, was auch gebraucht wird. Dafür ist dringend ein gesetzlich verankertes Vernichtungsverbot notwendig. Entscheidend ist dabei, dass Verstöße auch sanktioniert werden", sagt Panhuber. Zudem müssen Initiativen und Berufsgruppen, die zum Ziel haben Produkte wiederzuverwenden, mehr gefördert werden. Dazu gehören etwa Repair-Cafés, Re-Use Betriebe, Reparaturwerkstätten, Schneider oder Schuster.

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