Politik

1,5 Mio. Bürger gefährdet – Mückstein in großer Sorge

Trotz Wohlstands unseres Landes sind mehr als 1,5 Millionen Österreichs akut durch Armut bedroht. Sozialminister Mückstein will gegensteuern.

Roman Palman
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Wolfgang Mückstein trat die Nachfolge Rudi Anschobers als Gesundheitsminister an
Wolfgang Mückstein trat die Nachfolge Rudi Anschobers als Gesundheitsminister an
Florian Schroetter / EXPA / picturedesk.com

Der heute von der Statistik Austria veröffentlichte Armutsbericht (EU-SILC-Erhebung 2020) zeigt eine dramatische Lage in Österreich auf: Im vergangenen Jahren waren insgesamt 17,45 Prozent aller Bürger dieses Landes – das sind 1,529 Millionen Menschen – armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.

Davon waren 1,22 Millionen Bürger armutsgefährdet. Das heißt: Ihr Einkommen lag unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. 554.000 unter ihnen konnten sich nicht einmal mehr Güter und Bedürfnisse des alltäglichen Lebens leisten. Ihnen fehlte es am Notwendigsten.

Eltern und Kinder besonders betroffen

In besonderem Ausmaß sind Alleinerziehende (31%), Familien mit drei oder mehr Kindern (30 %), Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft (35 %) und Personen in Haushalten mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität (56 %) von Armutsgefährdung betroffen. Rund 14 Prozent der ab 65-Jährigen sind mit Altersarmut konfrontiert, davon sind 67 Prozent Frauen.

"Besorgniserregend" nennt Sozialminister Wolfgang Mückstein die aktuelle Situation in einer Aussendung, die durch die Corona-Pandemie wahrscheinlich noch massiv verschärft wurde. Die Auswirkungen der Krise sind in der EU-SILC-Erhebung nämlich noch gar nicht abgebildet, da sie anhand der Einkommen aus 2019 berechnet wurde.

Appell an alle Minister

"Die Pandemie hat viele Menschen an und über ihre Grenzen gebracht", so der Grünen-Politiker. Er will unbedingt gegensteuern: Bei seiner Tätigkeit in Sozialorganisationen und auch seiner Praxis habe er gesehen, "wie verheerend sich Armut auf Körper und Seele auswirken kann".

"Darum weiß ich, dass es Hilfe gerade jetzt braucht", so Mückstein. "Wir müssen die Anstrengungen zur Armutsvermeidung gerade aufgrund der sozialen Auswirkungen der Pandemie noch verstärken."

Nur durch einen Schulterschluss der gesamten Regierung könne es gelingen, das gesteckte Ziel, die Armut in Österreich noch in dieser Legislaturperiode zu halbieren, zu erreichen. "Ich appelliere daher an alle Ministerinnen und Minister, entsprechend ihrer Zuständigkeit an der Erreichung dieses Ziels mitzuwirken."

Nur wenige Wege aus der Armutsfalle

"Ganz besonders wichtig ist die Bekämpfung von Kinderarmut", mahnt der Sozialminister. Ein Viertel der armuts- oder ausgrenzungsbetroffenen Menschen sind Kinder, wobei 77.000 Minderjährige unter großem Mangel an Notwendigem leiden. "Dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen nicht dieselben Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Talente erhalten wie andere Kinder, ist aber nicht nur ungerecht, sondern schadet der gesamten Gesellschaft."

Eine aktuelle OECD-Studie verstärkt das dramatische Bild noch zusätzlich: Einkommen, Bildung und sozioökonomischer Status hängen in Österreich sehr stark von jenem der Eltern ab – sie werden von einer zur nächsten Generation weitervererbt. Arme Kinder haben daher trotz des allgemeinen Wohlstandes im Land deutlich weniger Chancen.

Mit Millionen gegen die Armut

Als ersten Schritt hat das Sozialministerium eine Reihe von Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19-bedingter Armut in Österreich erlassen. Mit 20 Millionen Euro werden Projekte von gemeinnützigen Organisationen unterstützt, 34 Millionen gibt es für Mindestsicherungs- und Sozialhilfebezieher und noch einmal 12 Millionen für Brennpunkt-Gruppen wie Alleinerzieher. 

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