Der Vorfall, der sich vor kurzem in Graz zugetragen hatte, spiegelt die aktuelle Kriminalstatistik wider, wonach die Jugendkriminalität steigt. Wie die "Krone" berichtet, wollte ein junger Grazer unbedingt ein eigenes Auto besitzen. Das Problem an der Geschichte: er hatte weder Geld dafür noch einen Führerschein.
Auf einer Online-Plattform entdeckte er schließlich einen Mercedes, der ihm zusagte. Drei Tage vor seinem 16. Geburtstag vereinbarte er mit dem damaligen Besitzer eine Probefahrt. Der Anklage zufolge soll er schon da vorgehabt haben, das Auto zu stehlen.
Gemeinsam mit einem Freund begab er sich zum ausgemachten Termin. Nachdem die Jugendlichen den Wagen von außen begutachtet hatten, setzte sich der damals noch 15-Jährige hinters Steuer und gab Vollgas, während sein Freund sich zu Fuß aus dem Staub machte. Danach stellte er das Auto in einer etwa fünf Kilometer entfernten Garage ab, montierte die Kennzeichen herunter und begab sich auf den Heimweg. Der Polizei gelang es allerdings, den Mercedes ausfindig zu machen und an den Besitzer zu übergeben.
So landete das Fahrzeug erneut auf der Verkaufsplattform. Davon bekam natürlich auch der mittlerweile schon 16-Jährige Wind. Der Jugendliche gab sich auf einem neuen Profil als Frau aus und versuchte erneut ein Treffen mit dem Mercedes-Besitzer zu vereinbaren. Es kam dem Burschen aber nicht in den Sinn, eine neue Telefonnummer für sein Fake-Profil zu verwenden. So war dem Besitzer und den Polizisten schon vorab klar, wer hinter dem Profil steckte. Die Beamten beschlossen, dem Teenager eine Falle zu stellen.
Wie von den Ermittlern vermutet, holte sich der Jugendliche für den zweiten Besichtigungstermin Verstärkung von Freunden. Einem gleichaltrigen Burschen gab er eine Softgun in die Hand, der andere sollte sich vor Ort als Mechaniker ausgeben. Allerdings war auch der Polizist, der statt dem Besitzer in Zivil auf dem Beifahrersitz Platz nahm, nicht alleine. Zwei seiner Kollegen verschanzten sich auf den Rücksitzen.
Als der Polizist aus dem Wagen ausstieg und sich einige Meter entfernte, forderte der 16 Jahre alte Anstifter seinen Freund auf, die Waffe zu ziehen. "Hol die Knarre raus", soll er gerufen haben. Mit gezogener Waffe stürmten die Jugendlichen auf den Polizisten zu, der Freund repetierte die Softgun im Lauf demonstrativ durch und zielte auf den Beamten. Dieser reagierte jedoch unbeeindruckt und zog seine Dienstwaffe.
In diesem Moment sprangen auch die anderen Polizisten samt gezogener Glock17 aus ihrer Deckung hervor. Der erschrockene 16-Jährige warf seine Softgun daraufhin gegen eine Mauer und lief – ebenso wie der Haupttäter – davon. Nur kurze Zeit später konnten die drei Burschen festgenommen werden. Derzeit sitzen sie in der Justizanstalt Graz-Jakomini und warten auf ihren Prozess. Ihnen droht bis zu fünf Jahre Haft.
Der Anwalt des Erstangeklagten nehme die Eltern seines Mandanten in die Pflicht. "Wenn jugendliche Täter sich selbst überlassen bleiben und weder einer Ausbildung noch einer geregelten Beschäftigung nachgehen und den ganzen Tag in irgendwelchen Parks herumlungern, ist eine Fortsetzung ihrer kriminellen ,Karriere‘ vorprogrammiert", meinte der Verteidiger gegenüber der "Krone".
Sein Mandant sitze nun seit drei Wochen in Untersuchungshaft. Der Anwalt ist davon überzeugt, dass ihm diese "Abkühlphase" gutgetan habe. Er habe bereits ein vollumfängliches und reumütiges Geständnis abgelegt und werde direkt nach seiner Enthaftung eine Lehre beginnen.