Cameron B. wurde im vergangenen April am Flughafen München mit 20 Kilo Marihuana im Gepäck festgenommen. Nun musste sich die junge Britin in Deutschland vor Gericht verantworten – und konnte sich mit ihrer schwierigen Geschichte vor der Gefängnisstrafe retten.
Obwohl die Staatsanwaltschaft die 24-Jährige für zwei Jahre und sieben Monate unbedingt hinter Gitter schicken wollte, war der Richter anderer Meinung: Schlussendlich wurde sie lediglich wegen "versuchter Durchfuhr von Cannabis und Beihilfe zum Handeltreiben" zu einer bedingten Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung".
"Ihr ganzes Leben war eine Notsituation", sagt Verteidigerin Rita Drar vor Gericht. Sie sei mit 16 Jahren schwanger geworden, mit 17 Mutter eines Sohnes mit Autismus. Der Vater des Kindes wurde laut B. "wegen häuslicher Gewalt" verhaftet. Um Geld zu verdienen, arbeitet die Britin als Prostituierte. Ihr Zuhälter "Joseph" soll die Jobs organisiert und dafür 60 Prozent Provision verlangt haben.
Eines Tages habe ein Stammkunde mit zwei Komplizen sie an einen Stuhl gefesselt und ihr 8.600 Pfund (ungefähr 9300 Euro) gestohlen. "Joseph hat mich am Telefon angeschrien und gesagt, ich hätte das alles inszeniert. Ich muss das Geld zurückzahlen."
Monatelang sei die Frau von ihrem Zuhälter bedroht worden. Der Mann habe ihr erklärt: Die einzige Möglichkeit, ihre Schuld wettzumachen, sei, nach Thailand zu fliegen und etwas für ihn abzuholen. Was im Koffer war, habe die Frau nicht gewusst.
Doch das fand sie kurze Zeit später am Münchner Flughafen heraus. "Bangkok machen wir immer", sagte ein Zollbeamter des Flughafens vor Gericht aus. Alle Gepäckstücke würden durch ein Röntgengerät laufen und Verdächtige von Drogenhunden kontrolliert. Laut ihm wirkte die Britin "nicht überrascht", als sie festgenommen wurde.
Die Geschichte der 24-Jährigen führte dazu, dass der Richter Verständnis für die schwierige Lage der Angeklagten äußerte. Man müsse jeden Fall gesondert beachten. "Ob sie wirklich so ahnungslos war?" Diese Frage lässt auch der Richter offen. Bei Cameron B. sorgt das Urteil für Freudentränen: "Thank you", sagt sie schluchzend zum Richter.