Am 25. Jänner erwischte es Ortlieb in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen schwer. Die ÖSV-Topläuferin war gestürzt, im Fangnetz gelandet – ein Abflug, der eigentlich harmlos aussah, sich wenig später aber als folgenschwer zeigte. Denn die Vorarlbergerin erlitt bei dem Sturz einen Unterschenkelbruch. Dass sich die 29-Jährige ernsthaft verletzt hatte, zeigten auch ihre lauten Schmerzensschreie, die weit hörbar waren. Ein Nagel in ihrem Beim vom Bruch ein Jahr zuvor hatte sich verbogen, eine dreistündige Operation folgte.
Der Traum von der Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach, den Titelkämpfen im eigenen Land, war schnell geplatzt. Doch aufgeben kam für Ortlieb nie infrage. Sie kämpfte sich zurück. Und sie will es noch einmal wissen.
Ortlieb kehrte auf den Schnee zurück, zog am Ötztaler Gletscher ihre ersten Schwünge nach der schweren Beinverletzung. Und das 252 Tage nach ihrem so schweren Sturz. "Comeback-Nummer? Ich habe aufgehört, zu zählen", schrieb Ortlieb zu einem Instagram-Video, auf dem die ersten Schwünge am Schnee zu sehen sind. "So dankbar für jeden einzelnen Schwung. Danke an alle, die mir auf diesem Weg geholfen haben", ergänzte die Vorarlbergerin, die frei über die Gletscherpiste fuhr.
Mittlerweile sind es bereits 23 Operationen, die hinter der Vorarlbergerin lagen. Doch ans Aufgeben, an ein vorzeitiges Karriereende, denkt die Vize-Weltmeisterin des Jahres 2023 in der Abfahrt und zweifache Weltcupsiegerin noch lange nicht.
"Der Knochen ist sehr gut zusammengewachsen. Ich bin heute deutlich weiter, als wir vor einem Jahr beim ersten Bruch jemals waren. Das erste Gefühl war so, als ob ich nie verletzt gewesen wäre", sagte Ortlieb nun dem "Kurier", bei der Vorarlbergerin seien "Druck und Last und Unsicherheit" abgefallen. "Man stellt sich ja doch permanent die Frage, ob das noch einmal was wird. Jetzt habe ich die Antwort, dass es passt und funktioniert", so Ortlieb selbstbewusst.
Erste Trainingsläufe mit Toren stehen noch aus. Ortliebs Plan: Am 12. November mit dem Speed-Team zum Trainingslager nach Copper Mountain reisen. "Der Flug ist gebucht", so die Vorarlbergerin.