Streit eskaliert

2,80 € Lohn? ORF-Star legt sich mit Kreuzfahrtboss an

ORF-Moderator Peter Klien kritisiert in seiner Show Billiglöhne auf Kreuzfahrten. Die betroffene Firma wehrt sich – jetzt eskaliert der Streit.
Christoph Weichsler
25.05.2025, 21:43
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Marillenblüte, edler Wein und goldenes Sonnenlicht: So beginnt Peter Klien seinen satirischen Beitrag über Donau-Kreuzfahrten in "Gute Nacht Österreich". Doch nach wenigen Sekunden schlägt die Idylle in Kritik um – an schlechten Arbeitsbedingungen, mieser Bezahlung und fragwürdigen Konstruktionen hinter den Kulissen.

Laut einer ILO-Studie (Internationale Arbeitsorganisation) sollen einzelne Crewmitglieder teils nur 800 Euro netto im Monat für rund 280 Arbeitsstunden erhalten haben. Klien rechnet das im Beitrag vor: "Das macht 2,80 Euro pro Stunde." Der Moderator kritisiert: Es gehe um einen Luxusurlaub – mit Sparprogramm für die, die ihn ermöglichen.

Kritik an Personalleasing und Flaggen-Tricks

Zielscheibe der Sendung ist eine angeblich gängige Praxis in der Branche. Viele Reedereien würden Personal über Subunternehmen beschäftigen, die ihren Sitz in Osteuropa oder Asien haben. Auch Schiffe seien oft nicht in Österreich, sondern in Ländern wie der Schweiz registriert, um Kosten zu sparen.

Kliens sarkastischer Kommentar: "Uhren, Käse und Kreuzfahrtschiffe – Basel ist die neue Seefahrernation." Besonders hervorgehoben wird in dem Beitrag das Unternehmen Lüftner Cruises, ein Tiroler Anbieter, dessen Bordpersonal laut ORF nicht direkt bei der Firma angestellt ist, sondern über Partnerfirmen.

Lüftner: "Diese Vorwürfe sind falsch"

Das Unternehmen Lüftner Cruises reagierte umgehend auf die Vorwürfe – und scharf. In einem ausführlichen Statement an "Heute" bezeichnet man die in der ORF-Sendung geäußerten Behauptungen als "nachweisbar falsch". Man prüfe rechtliche Schritte gegen die Darstellung.

Laut Lüftner sei keines der eingesetzten Schiffe in der Schweiz registriert – alle führten deutsche Flagge. Dadurch würden deutsches Arbeitsrecht, Mindestlohn, Arbeitszeitregelungen und Sozialversicherung gelten. Die Crew arbeite mit regulären Verträgen, Kontrollen durch Behörden seien üblich.

ORF trifft Nerv – Firma fordert Richtigstellung

Klien hatte im Beitrag moniert, dass Crewmitglieder oft in kleinen Kabinen untergebracht würden, direkt neben lauten Motoren. Lüftner widerspricht: Man biete Einzel- oder Doppelkabinen mit Tageslicht, Dusche, WC und WLAN. Auch eigene Aufenthaltsräume und Sonnendecks für Mitarbeiter seien vorhanden.

Zudem habe man – so das Unternehmen – keine Hinweise auf Verstöße gegen Arbeitsrecht erhalten. Sollte es zu Beanstandungen durch Behörden kommen, würde man sofort reagieren. Lüftner betont: Man arbeite nur mit spezialisierten Anbietern in EU-Staaten oder der Schweiz – mit vergleichbaren Kostenstrukturen wie in Österreich.

Zwischen Satire und Realität bleibt Unsicherheit

Der Kreuzfahrtmarkt auf der Donau boomt: 2023 nutzten rund 440.000 Gäste das Angebot, der Umsatz lag bei etwa 130 Millionen Euro. Alleine Lüftner Cruises erwirtschaftete laut Firmenbuch 2022 knapp 20 Millionen Euro Gewinn – bei nur 23 Mitarbeitenden im Kernteam.

Für Peter Klien ist das ein klarer Widerspruch: hohe Gewinne, aber fragwürdige Entlohnung auf See. Lüftner hingegen sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt – und verlangt Aufklärung, wer hinter den aus ihrer Sicht "haltlosen Unterstellungen" steckt. Der Fall zeigt: Zwischen satirischer Zuspitzung und wirtschaftlicher Realität liegt ein schmaler Grat.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 25.05.2025, 21:43
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