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4 Taliban erschossen? Afghane in Kärnten freigesprochen
Überraschende Wende in einem Tötungsprozess: Um Asyl zu bekommen, habe er die Taten, die ihm zur Last gelegt werden, nur erfunden, so der Angeklagte.
Ein 28-jähriger Asylwerber aus Afghanistan stand am Dienstag in Klagenfurt wegen der Tötung von vier Taliban vor Gericht. Der Angeklagte sagte im Asylverfahren aus, dass er im November 2015 in Kunduz die Mitglieder der radikalislamischen Miliz erschossen habe, nachdem diese zuvor bei einem Feuergefecht seinen Vater getötet hatten und ihn und seinen Cousin umbringen wollten.
Weil eine Auslieferung an Afghanistan nicht möglich war, wurde der 28-Jährige wegen den Tötungsvorwürfen in Österreich vor Gericht gestellt. Nun sagte der Mann aus, dass er die Erschießungen nur erfunden hatte, um Asyl zu bekommen. Der Verteidiger des Mannes führte ins Treffen, dass er im Verfahren von anderen Asylwerbern "den dummen Rat" bekommen hatte, seine Fluchtgeschichte zu dramatisieren: "Das einzige, was stimmt, ist, dass sein Vater im Kampf getötet wurde. Doch da war mein Mandant weder dabei noch in irgendeiner Form beteiligt."
Der Schöffensenat schenkte der Aussage des Angeklagten Glauben und ging davon aus, dass die Geschichte erfunden ist: Der Afghane wurde zu Mittag vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen.
Keine Mordanklage
Die Anklagebehörde ging ursprünglich davon aus, dass der Angriff der Taliban schon beendet war, als der Angeklagte die Männer erschoss. Damit habe er den Vorsatz gehabt, sie zu töten, allerdings billigt ihm die Anklage eine "allgemein begreifliche heftige Gemütsbewegung" zu, weshalb keine Mordanklage erhoben wird. Ihm drohten fünf bis zehn Jahre Haft.