Wieder zocken Betrüger mit einer völlig neuen Masche die Bevölkerung ab. "Heute"-Leserin Margarete K. aus Wels (Oberösterreich) hat sich bei uns gemeldet, "um alle anderen zu warnen."
Es geschah am Dienstag dieser Woche. Plötzlich läutet das Handy von Frau K., im Zuge des Gesprächs, "da hat der Verstand ausgesetzt – das ist wohl die menschliche Gier", gibt sie im "Heute"-Gespräch zu.
Der Ablauf des Betrugs: Am anderen Ende der Leitung war eine junge Frauenstimme, sie sprach perfektes Deutsch. Zunächst überbrachte sie gute Nachrichten: "Die Dame erklärte, ich habe bei einer Lotterie 49.000 Euro gewonnen! Auch wenn ich nicht teilgenommen habe, man hat mich per Zufallsprinzip gezogen."
"Anfangs dachte ich, bumm, gibt's das auch – jetzt habe ich einmal im Leben Glück." Doch die Frau am Telefon änderte plötzlich ihr Verhalten, "ich sollte ihr ganz genau zuhören und machen, was sie sagt", sie stellte sehr bestimmt diverse Forderungen.
Margarete K. ärgert sich jetzt: "Ich sollte in das nächste größere Geschäft gehen, sagte mir die Frau. Dort würde sie mich wieder anrufen." K. befolgte den Wünschen der Dame und ging in eine Filiale einer großen Lebensmittelkette. "Tatsächlich rief mich die Dame nach zehn Minuten wieder an, mit der Forderung, ich soll Wertkarten von Apple kaufen, diese würden mir mit dem Gewinn vergütet werden." K. kaufte zwei Karten im Gesamtwert von 400 Euro.
"Ununterbrochen sagte die Frau, 'hören sie mir ganz genau zu'", und leider glaubte K. zu diesem Zeitpunkt noch an einen Mega-Gewinn – sie folgte "brav" den Anweisungen.
Es kam gleich der nächste Befehl: "Machen sie die Karte auf und sagen sie mir die Nummer, meinte die Frau. Das habe ich leider gemacht." K. hatte überhaupt keine Ahnung, was Apple-Wertkarten sind – im guten Glauben lieferte sie auch die Nummer.
Doch es hörte nicht auf, die Frau forderte mehr Karten. "Sie wollte unbedingt, dass ich um 1.000 Euro Wertkarten kaufen, doch jetzt hörte ich auf", sagt K. zu "Heute".
„Es war eine Ausnahmesituation für mich“Margarete K.Betrugsopfer
Extrem besorgt wurde Margarete K. als die Frau am Telefon sogar ihre Kontonummer aufsagte. K. legte auf, ging sofort zu ihrer Hausbank. Dort teilte man ihr mit, sie müsse das Konto nicht sperren lassen, die Bank würde auffällige Überweisungen nicht tätigen und bei ihr nachfragen.
Dann ging K. zur Polizei, um die Sache anzuzeigen. Der Polizist wollte wissen, wieso sie nicht schon früher Verdacht schöpfte. Margarete K.: "Ich weiß es einfach nicht – es war einfach eine Ausnahmesituation für mich."
Fast schon skurril: "Als ich bei Polizei war, hat die Frau noch einmal angerufen, sie wollte, dass ich noch mehr Apple-Karten kaufe. Als ich ihr sagte, wo ich bin, hat sie sofort aufgelegt!"
So langsam ist der Schock vorbei. K. versucht jetzt herauszufinden, ob die Summe auf den Apple-Wertkarten schon aufgebraucht ist. Im schlimmsten Fall hat sie also 400 Euro an die Betrüger verloren. "Normalerweise bin ich irrsinnig vorsichtig", sagt sie. Im Vorjahr gab es einen anderen Betrugsversuch bei ihr. Am Festnetz wurde sie angerufen, die Betrüger wollten, dass sie eine Kaution für ihre Tochter zahlt. "Die meinten, meine Tochter hätte bei einem Autounfall jemanden getötet – die hatten sogar ihren Vornamen. Aber das glaubte ich nicht, über diesen Betrug wusste ich Bescheid."
Gerald Sakoparnig vom Landeskriminalamt Oberösterreich – er ist Chef der Betrugsabteilung – sagt zu "Heute": "An sich gibt es diesen Gewinnbetrug seit Jahren. Was hingegen neu ist, ist das Abbuchen der Summen von Wertkarten. Früher hat man eine Gebühr verlangt, die ein Bote für die vermeintliche Auszahlung des Gewinns abgeholt hat."