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5 Tote – Amokläufer ist Enkel von bekanntem Politiker

Im US-Bundesstaat Colorado wurden mindestens fünf Menschen in einem LGBT-Club getötet. Der Tatverdächtige war bereits polizeibekannt.

Leo Stempfl
Angehörige und Betroffene trauern um die zahlreichen Toten und Verletzten.
Angehörige und Betroffene trauern um die zahlreichen Toten und Verletzten.
REUTERS

Wie berichtet, kam es just am Transgender Day of Remembrance, der an die Opfer von Trans-Feindlichkeit erinnern soll, zu einem Amoklauf in einem LGBT-Club im US-Bundesstaat Colorado. Als der Tatverdächtige das Lokal betrat, fand dort gerade eine Drag-Show statt. Insgesamt wurden fünf Menschen getötet und 25 weitere teils lebensgefährlich verletzt.

Fünf Tote bei Amoklauf in LGBT-Club – Datum kein Zufall >>

Der Angreifer sei von mindestens zwei "heldenhaften" Gästen überwältigt worden und befinde sich verletzt im Spital, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Er wurde als Anderson Lee Aldrich identifiziert. Der 22-Jährige ist ein Einwohner der Stadt, schreibt die "Washington Post". Er sei bereits im letzten Jahr wegen einer Bombendrohung in einem Viertel, das ganz in der Nähe des Clubs liegt, angeklagt worden.

Bekannter Großvater

Zuletzt sei Aldrich Mitte Juni von der Polizei festgenommen worden, als er seine Mutter mit einer selbstgebastelten Bombe und anderen Waffen bedroht habe. Die "Washington Post" schreibt, dass daraufhin die Polizei ausrückte und die Evakuierung der gesamten Nachbarschaft anordnete.

Aldrich wurde daraufhin wegen mehrerer Vergehen angeklagt, darunter schwere Bedrohung und Entführung. Es ist unklar, ob Anträge gestellt wurden, die den 22-Jährigen daran hindern sollten, an Feuerwaffen zu gelangen. Dies macht das "Red Flag"-Gesetz seit 2019 möglich. Richter sind demnach befugt, die Einziehung von Schusswaffen bei Personen mit einer Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen oder Gewalt anzuordnen. Laut Polizeiangaben habe der mutmaßliche Täter bisher die Aussage verweigert.

Aldrichs Großvater ist der ehemalige Abgeordnete Randy Voepel, ein glühender Trump-Anhänger, der im Januar 2021 für Schlagzeilen sorgte, als er den Sturm aufs Capitol mit dem US-Unabhängigkeitskrieg verglich.

"Ich hoffe, du schmorst in der Hölle"

Kurz vor den Schüssen hatte die Drag Queen "Del Lusional" ihren Auftritt. "Ich habe nichts gesehen. Ich war gerade auf dem Weg in den Backstage, als ich die Schüsse hörte. Ich habe aber die Nachwirkungen gesehen und selbst dann wollte ich nicht hinsehen", schreibt die Drag Queen bei Twitter.

"Das fühlt sich nicht echt an. Durch die Bar zu gehen, die ich mein Zuhause nenne, und sie so zu sehen. Ich war so stolz auf mich, was ich heute Abend erreicht habe. Ich hasse es." Im vorerst letzten Tweet macht "Del Lusional" öffentlich, dass ihr Bruder im Kugelhagel ums Leben kam. "Ich hoffe, du schmorst dafür in der Hölle."

Opfer holte Hilfe

Ein weiterer Augenzeuge berichtet gegenüber "Colorado Public Radio", dass eines der Opfer zu einer nahegelegenen Tankstelle gerannt sei. "Eines der Opfer hatte sieben Schüsse abbekommen und rannte hierher, um Hilfe zu holen. Er ist dann zusammengebrochen", sagte der Zeuge gegenüber dem Radiosender.

Das britische Portal "Independent" schreibt, dass die Polizeisprecherin Pam Castro auf einer Pressekonferenz am frühen Morgen betonte, dass sich die Ermittlungen zur Tat noch in der Anfangsphase befänden und bisher noch kein Motiv bekannt sei. Auch ergänzte sie, dass sich die Zahl der Toten und Verletzten «im Laufe der Ermittlungen» noch ändern könne. Für die Ermittlungen wurde das FBI hinzugezogen.

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