Wien

500.000 € für Wiener Klo, aber "groß" geht nur anderswo

Ministerin Gewessler musste 21 Fragen zum teuersten WC in Wien beantworten: Das Bio-Klo trage zur Stadtbegrünung und auch zur "Lärmreduzierung" bei. 

Thomas Peterthalner
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Kein großes Geschäft erlaubt: Ein Ö-Klo (l.) und ein Dixie-Klo (r.) verstärken nun die 500.000-Euro-Toilette im Wiener Esterhazypark. 
Kein großes Geschäft erlaubt: Ein Ö-Klo (l.) und ein Dixie-Klo (r.) verstärken nun die 500.000-Euro-Toilette im Wiener Esterhazypark. 
Helmut Graf

Dass sich eine Umweltministerin im Parlament mit einem öffentlichen Wc befassen muss, kommt nicht oft vor – außer es kostet 500.000 Euro und wird vom Bund mit über 281.000 Euro gefördert. Seit Oktober steht das "Loopi" genannte Bio-WC nun im Esterhazypark in Wien-Mariahilf, wir berichteten. Obwohl die Projektkosten bei knapp einer halben Million Euro liegen, hat es in der Nacht geschlossen. Für das große Geld ist nur das kleine Geschäft erlaubt.

Zwei "Häusln" als Verstärkung

Fürs große Geschäft stehen ein blaues Miet-Klo und auch eine Ö-Klo-Komposttoilette (Kaufpreis 4.500 Euro) als Verstärkung für das Bio-WC bereit. FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch stellte im Rahmen einer Parlamentarischen Anfrage 21 Fragen zum "Bio Klo in Mariahilf" an Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Nun liegt die Beantwortung vor, auf fünf Seiten erläutert die Ministerin Sinn und Zweck der Förderung des öffentlichen WCs in einem Wiener Park. 

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    Im Loopi-Klo im Wiener Esterhazypark ist nur das kleine Geschäft erlaubt. Deshalb steht daneben noch ein Dixi-Klo. 
    Im Loopi-Klo im Wiener Esterhazypark ist nur das kleine Geschäft erlaubt. Deshalb steht daneben noch ein Dixi-Klo.
    Denise Auer

    "Lösung gegen Wasserknappheit"

    Eine unabhängige Experten-Jury habe das "Loopi"-WC im Rahmen des Projekts "Stadt der Zukunft" für förderungswürdig befunden. "Das Projekt 'Loopi' soll zeigen, dass man beim Gang auf die Toilette nicht nur Wasser sparen, sondern auch Nährstoffe wiederverwerten kann. Das innovative, öffentliche Pflanzenurinal soll autark, energie-, kosten- und ressourceneffizient sein und einen Beitrag zur Stadtbegrünung leisten", schreibt Gewessler. "Dieses Toilettensystem kann weiters Technologieführerschaft und Wettbewerbsvorteile für österreichische Unternehmen generieren, da es eine Lösung gegen die Wasserknappheit z.B. in mediterranen Ländern oder in niederschlagsarmen Sommern bieten kann."

    281.189 Euro Förderung vom Bund

    Im Zuge des Projekts sei der Einsatz des Prototyps unter realen Betriebsbedingungen über einen Zeitraum von 20 Monaten vorgesehen. "Die im Fördervertrag zugesagte maximale Förderhöhe beträgt € 281.189", bestätigt die Ministerin in der Anfrage-Beantwortung. 

    "Was ist der positive Nutzen für die Umwelt, der sich aus dem zwei Tonnen schweren Alucontainer ergibt?", wollte die FPÖ in der Parlamentarischen Anfrage wissen. 

    "Beitrag zur Stadtbegrünung"

    Aufgrund der stetig wachsenden urbanen Bevölkerung steige die Anzahl öffentlicher Urinale, so die Ministerin. Die Installation von konventionellen Systemen sei ressourcen- sowie kostenaufwendig und verlange Anschluss an öffentliche Infrastrukturen (Kanalisation, Strom, Wasser). "Das Projekt 'Loopi' dient der Entwicklung eines innovativen, öffentlichen Pflanzenurinals, das autark, energie-, kosten- und ressourceneffizient sein und einen Beitrag zur Stadtbegrünung leisten soll." "Loopi" kombiniere städtische Begrünung mit naturbasiertem Abwasserrecycling und führe zu "erheblichen Wassereinsparungen". 

    Bei dem teuren Bio-WC würde es sich um ein völlig autonomes, mobiles System handeln, das Abwasser vor Ort biologisch behandelt und alle Vorteile grüner Infrastrukturen mit sich bringe. Diese wären: "Kühlung der Umgebung durch Transpiration der Pflanzen, Erhöhung der Biodiversität" und sogar "Lärmreduzierung"– beim "Heute"-Lokalaugenschein drang jedenfalls kein Laut durch die dicke Metalltür. 

    Bald kommt "großes Geschäft"

    Das Nachfolge-Modell von "Loopi" soll auch fürs große Geschäft geeignet sein. "Experimente laufen bereits", erklärte Projektmanagerin Theresa Heitzlhofer "Heute". Noch bis Ende März kann das teuerste WC Wiens im Esterhazypark ausprobiert werden. Danach wird es an den Nordwestbahnhof in Wien-Brigittenau versetzt. Die Anfrage-Beantwortung im Volltext gibt es auf der Parlaments-Homepage. 

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