Seit fast drei Jahren ist Ronald T. (50) auf Jobsuche, hat schon rund 640 Bewerbungen geschrieben: "Aber ich erhalte zu 99,9 % Absagen", erzählt der Wiener im Gespräch mit "Heute". "Ich hatte etwa 15 oder 16 Bewerbungsgespräche, letztendlich habe ich den Job aber nicht bekommen. Eine einzige Zusage hatte ich, da ist es aber daran gescheitert, dass ich kein eigenes Auto habe."
Für den 50-Jährigen steht fest: "Ich bin nicht der Einzige, dem es so geht. Es gibt hunderte, wahrscheinlich tausende andere Fälle wie meinen. Ich glaube, der Grund für die Absagen ist eine Kombination aus Alter, den Lücken aufgrund meiner Erkrankung im Lebenslauf und der Bezug des Reha-Geldes."
Dabei hat der 50-Jährige langjährige Erfahrung: Von Juni 1993 bis Oktober 2010 war der Wiener als Verwaltungs-Angestellter bei der Burgenländischen Gebietskrankenkasse tätig. 2005 war er sogar als Projektmitarbeiter in die Einführung der E-Card involviert.
"Ich hatte dann 2005 drei Burnouts hintereinander und war auch einige Monate im Krankenhaus. Ein Teilzeit-Umstieg war nicht möglich. Ich habe dann wieder gearbeitet, war im Krankenstand – und so ging es immer weiter. Irgendwann wurde ich dann unter Druck gesetzt und schließlich wurde das Dienstverhältnis einvernehmlich aufgelöst", berichtet Ronald T.
„Ich bewerbe mich überall zwischen Bregenz und Wien, erwähne auch immer meine Umzugsbereitschaft“Ronald T.hat 640 Bewerbungen geschrieben
Danach versuchte sich der 50-Jährige als Unternehmensberater in sozialversicherungsrechtlichen Angelegenheiten, als Sicherheitsmitarbeiter und als Freelancer im Recruiting. Ab 2016 bezog Ronald T. dann mehrere Jahre lang Reha-Geld: "2022 habe ich dann Antrag auf Verlängerung gestellt, dieser wurde aber abgelehnt. Ich bin in Berufung gegangen, habe aber im Jänner 2023 verloren."
Seit Juli 2022 ist der Wiener wieder auf Arbeitssuche, durchforstet stundenlang die Jobbörsen und filtert nach Branchen. Sogar in ein anderes Bundesland würde er für eine Vollzeit-Stelle ziehen: "Ich bewerbe mich überall zwischen Bregenz und Wien, erwähne auch immer meine Umzugsbereitschaft. Interessieren würden mich viele Tätigkeiten, alles im Innendienstbereich wäre passend. Das Optimalste wäre natürlich Homeoffice oder maximal zwei bis drei Tage in der Firma", berichtet Ronald T., der von Sozialhilfe lebt.
Seit rund drei Jahren ist der 50-Jährige nun beim AMS gemeldet, hat in dieser Zeit auch zahlreiche Weiterbildungen absolviert, etwa für Open Source Intelligence und Crime Intelligence Analysis: "Leider sind diese Bereiche in Österreich noch in den Kinderschuhen. Ich habe versucht, ein Praktikum zu erhalten – keine Chance", ist Ronald T. verzweifelt. Er hofft nun auf ein passendes Job-Angebot: per E-Mail an [email protected]