Es war ein Interview, das die Wogen hochgehen ließ – und eine Welle der Entrüstung nach sich zog. Oliver Attensam, Chef des gleichnamigen Unternehmens für Hausbetreuung, sprach mit dem "Standard" über seine Firma, den Arbeitsmarkt und niedrige Löhne.
"Abschaum" – Attensam-Chef ätzt über Jobsuchende >>
Denn die körperlich schwere Arbeit, die Attensams Mitarbeiter etwa in Sachen Schneeräumung verrichten, ist nicht gut bezahlt. Wie spornt man Mitarbeiter trotzdem zum Einsatz an? "Das frage ich mich manchmal auch. Manchmal bewundere ich die Leute, die im wahrsten Sinne des Wortes in den Gatsch springen (...). Ich glaube, es ist das Vorleben. Ich bin einer, ich liebe das und lebe das."
Als gerechte Entlohnung gibt Attensam an, gerne auf hohes Gehalt setzen zu wollen. Seine Devise ist es, gute Angestellte zu bekommen und diese gut zu bezahlen, anders sei sein Geschäftsmodell nicht möglich. Hierfür müssten aber Branchenvertreter mitziehen. In diesem Kontext kam es zum "Abschaum"-Sager.
"Wenn wir alle teurer werden, kann der Kunde nicht einen Billigen nehmen. Wir können nicht den Abschaum, der überbleibt, als Mitarbeiter bekommen, sondern wir müssen schauen, dass wir gute Leute haben. Gut bezahlen, lang halten", sagte Attensam.
Im Netz gingen die Wogen hoch, zahlreiche Größen aus Politik und Medien zeigen sich empört. Der regelrechte Shitstorm ging so weit, dass die Wiener Ex-Vizebürgermeisterin Brigit Hebein sogar eine lange E-Mail an das Unternehmen Attensam schrieb und um Klarstellung bat.
Dienstagvormittag folgte dann die öffentliche Entschuldigung von Oliver Attensam: "Ich möchte mich zutiefst für die Verwendung des Begriffs 'Abschaum' entschuldigen. Dieses Wording spiegelt in keiner Weise meine Einstellung gegenüber Mitarbeitenden und Arbeitssuchenden wider – ich entschuldige mich bei all jenen Menschen, die sich durch diese Wortwahl angegriffen fühlen, das war zu keinem Zeitpunkt meine Intention."
Zusätzlich hält er fest, Wert darauf zu legen, dass bei Attensam alle Jobsuchenden auch eine Chance bekommen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, Nationalität und Hautfarbe. Respekt gegenüber den Beschäftigten sei dabei die oberste Prämisse und Voraussetzung für eine Unternehmenskultur, die nachweislich einen starken Fokus auf die Mitarbeitenden legt.
"Diese falsche Wortwahl sollte vielmehr für die tendenziell geringe Wertschätzung gegenüber der Reinigungsbranche stehen; leider ist daraus genau das Gegenteil von dem, was ich ausdrücken wollte, entstanden – das tut mir sehr leid."