Ukraine

"Absurd, unannehmbar" – Putins Friedens-Forderungen

Seit einem Jahr fallen russische Invasions-Truppen über die Ukraine her, Zehntausende Tote gibt es auf beiden Seiten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Rene Findenig
Experten sind sich einig: Putins Forderungen für ein Ende des Krieges sind von der Ukraine nicht hinnehmbar.
Experten sind sich einig: Putins Forderungen für ein Ende des Krieges sind von der Ukraine nicht hinnehmbar.
via REUTERS

Nach genau einem Jahr Ukraine-Krieg hat China ein neues Positionspapier für ein Ende des Kriegs vorgelegt. Weder für Russland, noch für die Ukraine beinhaltet dieses aber akzeptable Forderungen. "Wir begrüßen den Wunsch unserer chinesischen Partner, endlich auch einen eigenen Beitrag dazu zu leisten, dass Russland diesen brutalen Krieg beendet", sagt der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. Aber: Offen sei noch, inwieweit der Plan funktionieren könne.

Als "nicht hinnehmbar" bezeichnete Melnyk Inhalte wie ein Waffenstillstand, die Aufhebung der Sanktionen und ein Ende der Waffenlieferungen, solange Russland den Krieg nicht stoppe. China sollte ihren Einfluss auf Putin geltend machen, so Melnyk "denn der Schlüssel zum Kriegsende liegt im Kreml". China habe viele Mittel, um das zu bewerkstelligen, so der Ukraine-Minister. Ähnlich sah dies ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Wehrschütz: Die ukrainisch-chinesischen Beziehungen seien schon vor dem Krieg bedrückt gewesen, da habe es sehr viele Spannungen gegeben, so Wehrschütz.

"Absurd und unannehmbar"

Klar sei jedenfalls: Für die Ukraine könne aufgrund der Erfahrungen aus 2014, als Russland die Krim einnahm, ein Waffenstillstand nicht akzeptabel sein, ohne dass bei Verhandlungen "irgendwas auf dem Tisch liegt". In der jetzigen Form würde es zwar einen wohl kurzen Waffenstillstand geben, beide Seiten würden aber aufrüsten und der Krieg würde in ein paar Jahren neu ausbrechen. "Man soll einmal versuchen, mit dem, was man hat, etwas zu machen", so der ORF-Korrespondent. Immerhin sei die chinesische Initiative in Richtung Ukraine positiv und einen wirklich neutralen Vermittler gebe es nicht.

Wehrschütz gestand aber: Es gebe von allen Seiten Vorbedingungen, er sehe da momentan nicht viel Licht, dass Friedens-Verhandlungen gelingen könnten. Gerade die russischen Forderungen seien "absurd und unannehmbar für die Ukraine", so Wehrschütz. Bekanntlich betrachtet Wladimir Putin die besetzten ukrainischen Gebiete als russisches Territorium – das werde die Ukraine nicht hinnehmen. Weitere Forderungen Putins: Die "Entmilitarisierung" und "Denazifizierung" der Ukraine, ein Verzicht auf Nuklearwaffen, die Anerkennung der Krim als russisches Territorium und ebenso der besetzten Gebiete.

"Kinder in der Realität stabilisieren"

Ebenfalls in der "ZIB2": Trauma-Therapeutin und Osteuropa-Historikerin Imke Hansen. Die Bilder aus der Ukraine und die Angst zermürbe und mache müde, Lebensbedrohung aber wiederum aktiviere, bringen einem zum Kämpfen und zum Überleben, so die Expertin. Stabilität werde hier oft falsch verstanden, man müsse mit dem Kind sein, nicht ablenken und etwas vorspielen, sondern soweit möglich "in der Realität zu stabilisieren". Sie könne keinen Ausblick auf die politische Situation geben, aber "Inseln der Sicherheit schaffen." 

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    IMAGO/ITAR-TASS

    "Wo Bomben und Raketen fallen, kann man nicht von Sicherheit sprechen", so Hansen, sie könne aber eine Atmosphäre der Sicherheit schaffen. In der Ukraine gebe es "sehr viel Not, sehr viel Leiden", die Rahmen Bedingungen seien "wirklich katastrophal". Dennoch gebe es in der ukrainischen Gesellschaft "den enormen Willen, durchzuhalten", so Hansen. "Den Ukrainern hilft auch ungemein ihr Humor", das werde benutzt, um die Situation etwas leichter zu machen. Und: Die Menschen würden füreinander da sein, das helfe am besten in der enormen Notlage.