Coronavirus

Ärzte toben über kuriose Ausnahme bei Corona-Tests

Während in Spitalsambulanzen unbegrenzt getestet werden darf, ist das in Ordinationen nicht der Fall. Die Ärztekammer ist erbost.

Leo Stempfl
Teilen
Niedergelassene Ärzte und ihr Personal müssen mit fünf Tests im Monat auskommen.
Niedergelassene Ärzte und ihr Personal müssen mit fünf Tests im Monat auskommen.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Die Österreichische Ärztekammer ist sauer. Grund ist immer noch die Regelung, wonach niedergelassene Ärzte sowie deren Ordinationspersonal nicht von der Limitierung auf fünf kostenlose Corona-Tests ausgenommen sind. Wer also wegen gesundheitlicher Probleme in eine Praxis und sich untersuchen lassen muss, wird sich dabei zumeist von ungetesteten Personal betreuen lassen müssen.

Im ORF begründete das Gesundheitsministerium die Unterscheidung zwischen niedergelassenem Bereich und beispielsweise Alten- und Pflegeheimen, wo die Limitierung aufgehoben wurde, mit den "kurzen Besuchen von Patientinnen und Patienten" im niedergelassenen Bereich.

Szekeres: "entbehrlich"

"Das Ministerium hat offensichtlich nicht einmal verstanden, worum es uns Ärztinnen und Ärzten geht: Wir wollen Gleichbehandlung beim Gesundheitspersonal und den bestmöglichen Schutz für unsere Patientinnen und Patienten. Das sollte eigentlich auch einem Gesundheitsministerium ein Anliegen sein", kommentiert Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

"Die Patientinnen und Patienten im niedergelassenen Bereich sind nicht weniger vulnerabel als andere Patientengruppen. Die Omikron-Variante ist zudem hochinfektiös, wie wir wissen – und sie unterscheidet auch nicht zwischen Ordination und Ambulanz. Wirklich entbehrlich sind dagegen undurchdachte und inkonsequente Rechtfertigungsversuche", so Szekeres weiter.

Keine Stoppuhr

Ähnlich sieht das Vizepräsident Johannes Steinhart. Auch im niedergelassenen Bereich gibt es längere Patientenkontakte. "Wir werden uns da auch sicher nicht mit der Stoppuhr neben unsere Patientinnen und Patienten stellen, um dieser fragwürdigen Vorstellung eines Infektionsschutzes nachzukommen", sagt Steinhart.

"Zum zweiten steht die Argumentation des Ministeriums ohnehin auf wackeligen Beinen, denn beispielsweise sind ja Spitalsambulanzen dann doch wieder von der Testlimitierung ausgenommen. Diese Ungleichbehandlung kann ich nicht im Geringsten nachvollziehen."

Große Besorgnis

Sie lasse außerdem daran zweifeln, ob das Gesundheitsministerium die Spielregeln dieser Pandemie und das Gesundheitssystem allgemein überhaupt verstehe. "Das erfüllt mich nicht nur als Arzt, sondern auch als Staatsbürger mit großer Besorgnis."

Edgar Wutscher als Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin (BSAM) ist empört über den "Mangel an Wertschätzung, den uns das Gesundheitsministerium hier erneut entgegenbringt. Anstatt diesen offensichtlichen Fehler zu beseitigen, wird erst einmal tagelang gar nicht reagiert und uns dann über die Medien ein halbgarer Erklärungsversuch ausgerichtet. So kann man mit einer zentralen Säule der Gesundheitsversorgung nicht umgehen."

1/6
Gehe zur Galerie
    Die Wiener sind zufrieden mit den Testmöglichkeiten.
    Die Wiener sind zufrieden mit den Testmöglichkeiten.
    Stadt Wien