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Ärzte wollen krankes Baby wegen Corona nicht behandeln 

Eine junge Mutter wollte mit ihrem kranken Säugling zum Arzt gehen. Doch die Mediziner lehnten eine Visite ab, weil das Baby am Coronavirus erkrankte.

Maxim Zdziarski
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Eine Jung-Mama musste 160 Kilometer fahren, damit ihr Kind behandelt wird. (Symbolfoto)
Eine Jung-Mama musste 160 Kilometer fahren, damit ihr Kind behandelt wird. (Symbolfoto)
Getty Images/iStockphoto

Vor einigen Tagen fing der kleine Benjamin (Anm. Name von der Redaktion geändert) an krank zu werden. Er hustete, bekam schnupfen und später auch noch Fieber. Seine Mutter, die 18-jährige Manuela (Anm. Namen von der Redaktion geändert) dachte zunächst, es würde sich um eine Erkältung handeln. "Im Herbst kränkeln schließlich viele Kinder", so die Niederösterreicherin im "Heute"-Talk.

Doch als es dem sechs Monate alten Baby nicht besser ging, machte seine besorgte Mutter einen Corona-Test – und der fiel sofort positiv aus. "Ich wählte 1450 und die Rettung kam dann recht bald zu uns nach Hause, um Benjamin zu untersuchen", erzählt Manuela. Bei der Untersuchung stellten die Sanitäter allerdings kein Fieber fest und ließen das Baby in häuslicher Pflege bei der Mutter. Das Schlimmste war für die 18-Jährige und ihren Sohn aber noch nicht vorbei.

Beni ging es schlechter, Ärzte verweigerten Behandlung

Gleich am nächsten Tag verschlechterte sich nämlich Benjamins gesundheitlicher Zustand rapide. Manuela entschloss sich, einen Arzt telefonisch zu konsultieren und einen Termin zu vereinbaren. Allerdings weigerten sich gleich mehrere Mediziner das Kleinkind zu behandeln. "Sie haben mir alle gesagt, ich dürfte nicht kommen, wenn Beni Corona hat, weil sie ungeimpfte Patienten nicht behandeln können", ärgert sich die Jung-Mama.

Baby hätte ohne Ärztin sterben können

Nach einigen mühsamen Telefonaten erreichte sie schließlich Frau Doktor Holzmann-Masin in Gföhl (NÖ). Die Ärztin fackelte nicht lange und bestellte Manuela mit ihrem Baby sofort in ihre Ordination. Dort stellte sich heraus: Das Coronavirus war Benis kleinstes Übel. Er litt offenbar an einer schweren Bronchitis und am RS-Virus.

Dieses Virus tritt vor allem bei Kleinkindern bis zum Alter von zwei Jahren auf und löst schwere Infektionen der Atemwege aus. Infolgedessen können Babys schwere Lungenentzündungen erleiden – manche müssen sogar im Spital behandelt werden. Werden die Viren nicht medikamentös bekämpft, kann das Kind im schlimmsten Fall sogar sterben.

"Ich habe einen Eid geschworen"

Ärztin Holzmann-Masin kann im "Heute"-Gespräch über den Fall nur ihren Kopf schütteln. "Die Mutter des Kindes musste insgesamt 160 Kilometer weit fahren, um von einem Arzt behandelt zu werden. Ich habe einen Eid geschworen, mir jeden Kranken anzusehen – egal welche Krankheit er hat", so die Waldviertlerin.

Dass das Baby einen positiven Antigen-Test hatte, war für die Hausärztin noch lange kein Grund, es unversorgt zu lassen. "Wir haben uns den Termin vor meiner Ordinationszeit ausgemacht, damit für andere Patienten keine Gefahr besteht." Zudem sei sie ohnehin geimpft und mit FFP2-Masken und Schutzschildern sei es durchaus zumutbar, einen Säugling zu behandeln.

Der kleine Benjamin befindet sich dank des beherzten Einsatzes mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Die ihm verschriebenen Medikamente scheinen gut zu helfen. "Falls sich seine gesundheitliche Lage verschlimmern sollte, kann mich Manuela jederzeit anrufen – notfalls fahre ich zu ihr", zeigt sich die Ärztin entschlossen. 

"Gibt keine konkreten Vorgaben"

"Heute" fragte bei der Österreichischen Ärztekammer nach, welche Regularien in solchen Fällen eingehalten werden müssen. Laut eines Pressesprechers gibt es allerdings keine konkreten Vorgaben. "Es ist eine individuelle Risikoabwägung des jeweiligen Arztes, ob er für einen derartigen Fall ausgerüstet ist bzw. eigene Eingänge zur Ordination hat", heißt es seitens der Ärztekammer. Das was den betroffenen Eltern dann bleibt, ist einen Hausbesuch zu vereinbaren – in Wien ist dafür der Ärztefunkdienst zuständig. "Sonst bitten wir die Patienten eine Abklärung über 1450", so ein Sprecher der Ärztekammer.

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