Wien-Wahl

Ärztemangel in Simmering: Das sagen die Parteien

Ärztemangel und die Zukunft des Parkpickerls: Das sagen die Spitzenkandidaten der Parteien zu den Top-Themen in Simmering.

Heute Redaktion
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Das sind die Spitzenkandidaten in Simmering
Das sind die Spitzenkandidaten in Simmering
"Heute", zVg

Der Bezirk Simmering gilt als klassischer Arbeiter- und Industriebezirk. Er ist Ausgangspunkt zahlreicher Verkehrswege nach Süden und Osten. Bekannt durch den Wiener Zentralfriedhof zählt Simmering 104.434 Einwohner.

Bei der Wahl 2015 lag die FPÖ knapp vor der SPÖ. Der blaue Funktionär Paul Stadler schaffte damit eine Sensation und wurde vor fünf Jahren der erste freiheitliche Bezirksvorsteher Wiens. Bei der Wahl am 11. Oktober muss er allerdings zittern. Sein Vorsprung auf die SPÖ betrug weniger als ein Prozent! Bei der Wahl 2020 möchte die SPÖ den Bezirk zurückerobern. Vor allem die Zukunft des Parkpickerls, der Ärztemangel und das geplante Wohnbauprojekt in der Siedlung Mittefeld sind heiß diskutierte Themen.

Das Ergebnis in Simmering 2015
Das Ergebnis in Simmering 2015
Stadt Wien

"Heute" sprach mit den jeweiligen Spitzenkandidaten der fünf größten Parteien im Bezirk, klopfte die wichtigsten Themen ab. Hier sind die Antworten:

Wie sieht die Zukunft des Parkpickerls aus?

Das sagt FPÖ-Spitzenkandidat und Bezirksvorsteher Paul Stadler: Die große Mehrheit im Bezirksparlament hat ein flächendeckendes Parkpickerl für Simmering beschlossen, dass die rot-grüne Stadtregierung nicht umsetzen möchte. Stattdessen will das Rathaus die Bürger nach der Wahl mit einem neuen, wahrscheinlich viel teureren Konzept überraschen.

Das sagt SPÖ-Spitzenkandidat Thomas Steinhart: Nachdem der Bezirk im Juni 2020 das flächendeckende Parkpickerl in Simmering beschlossen hat, hat die grüne Vizebürgermeisterin alle Planung über Bord geworfen und ein neues Parkpickerl-Modell angekündigt. Die Vizebürgermeisterin bedankt sich sogar beim FPÖ-Bezirksvorsteher für die Zustimmung zu einem neuen generellen Modell. Der blaue Bezirksvorsteher konnte sich nicht durchsetzen - die SimmeringerInnen bleiben nun weiterhin auf der Strecke und warten auf eine Parkpickerl-Lösung!

Friedhofskirche am Wiener Zentralfriedhof
Friedhofskirche am Wiener Zentralfriedhof
picturedesk.com

Das sagt der grüne Spitzenkandid Patrick Zöchling: Wir fordern schon seit 2017 die möglichst flächendeckende Ausdehnung auf ganz Simmering, sobald die Voraussetzungen (neues Landesgesetz) dafür geschaffen sind.

Das sagt ÖVP-Spitzenkandidat Wolfgang Kieslich: Wir haben uns, im Zweifel, für das Parkpickerl ausgesprochen, weil die derzeitigen Bestimmungen einfach zu unterschiedlich, verwirrend und ohne Bezug zu den lokalen Gegebenheiten sind, um der grundsätzlich notwendigen Parkraumbewirtschaftung nicht im Wege zu stehen. Wir sind für eine faire und verständliche Parkraumbewirtschaftung – wir wollen einheitliche Regelungen, Tarifzonen die der Parkplatzsituation entsprechen und die Möglichkeit lokaler Ausnahmen (z.B. Gärtner- und Gewerbegebiete.)

Das sagt NEOS-Spitzenkandidatin Christiane Körner: Einer Ausweitung des Parkpickerls werden wir ohne wienweite Lösung oder erneuter Befragung der Bevölkerung nicht zustimmen. Es muss ein komplettes Konzept geben, damit die falschen Versprechungen rund um die Thematik endlich ein Ende haben.

Ärger über geplantes Wohnbauprojekt in der Siedlung Mitterfeld: Wird das letzte Dorf Simmerings verbaut?

Das sagt FPÖ-Spitzenkandidat und Bezirksvorsteher Paul Stadler: Weil die rot-grüne Stadtregierung den einstimmigen Bezirksbeschluss nicht umsetzt, das Ensemble der Siedlung zu schützen, haben Immobilienfirmen nach wie vor freie Hand, den dörflichen Charakter zu zerstören. Ich habe mit den Bürgern gegen die geplante Verbauung demonstriert.

Das sagt SPÖ-Spitzenkandidat Thomas Steinhart: Der typische Dorfcharakter muss auf jeden Fall erhalten bleiben. Neue Bauprojekte sollten sich gestalterisch dementsprechend gut in die bestehenden Straßenzüge eingliedern, damit die Siedlung ihre Struktur beibehält. Uns ist wichtig, dass Neubauprojekte gemeinsam im Dialog mit den dortigen Anrainern besprochen und geplant werden.

Das sagt der grüne Spitzenkandid Patrick Zöchling: Neubauten dürfen ausnahmslos nur innerhalb des gültigen Bebauungsplanes erfolgen, eine Schutzzone zur Erhaltung des Ortsbildes wird von der Stadt zur Zeit geprüft.

Gasometer
Gasometer
picturedesk.com

Das sagt ÖVP-Spitzenkandidat Wolfgang Kieslich: Der Trend Simmering als selbstverständliches Bauland zu verwenden ist längst deutlich zu erkennen. Hier fehlt es an Vorgaben seitens der Bauordnung und Flächenwidmung, um den Charakter dörflicher Strukturen, die Teile von Simmering prägen, zu erhalten. Das regt zu Recht, im konkreten Fall die Anwohner der Siedlung Mitterfeld (im Volksmund Böhmisch Trübau), auf. Das Aufeinandertreffen dörflich-ländlicher, gewerblich-industrieller, aber auch moderner Strukturen ist Teil des Flairs von Simmering. Diesen mutwillig durch lieblose Bauprojekte zu zerstören kann nicht im Sinne des Bezirkes sein.

Das sagt NEOS-Spitzenkandidatin Christiane Körner: Die Simmeringer Bevölkerung muss stärker in die Projekte in ihrer unmittelbaren Umgebung mit eingebunden werden. Das passiert momentan noch viel zu selten. Wir wollen alle AnrainerInnen ins Boot holen, um möglichst viele Ungereimtheiten auszuräumen. Faktum ist allerdings, das Wien Wohnraum benötigt, die Art und Weise wie dieser geschaffen wird, ist allerdings verbesserungswürdig.

Was tun gegen Ärztemangel?

Das sagt FPÖ-Spitzenkandidat und Bezirksvorsteher Paul Stadler: Wir haben in Simmering leider kein Spital und es fehlen Ärzte. Mein konkreter Vorschlag wäre ein Ärztezentrum in der aufgelassenen Zielpunktfiliale in der Hoefftgasse in Kaiserebersdorf. Das ist im Besitz der Gemeinde Wien. Hier könnten praktische Ärzte und Fachärzte Ordinationen haben und die Gesundheitsversorgung nachhaltig sichern.

Das sagt SPÖ-Spitzenkandidat Thomas Steinhart: Leider hat Simmering heute weniger niedergelassene Ärzte als noch vor fünf Jahren und am Leberberg hat das Röntgeninstitut geschlossen. Wie wichtig eine gesundheitliche Grundversorgung in unmittelbarer Nähe ist wurde wegen Corona wieder besonders deutlich. Ich fordere ein Primärversorgungszentrum für Simmering mit einem umfassenden Leistungsangebot und längeren Öffnungszeiten. Alles was man braucht unter einem Dach erspart lange Fahrten und Wartezeiten. Das bringt klare Vorteile für die Patienten.

Simmeringer Hauptstraße
Simmeringer Hauptstraße
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Das sagt der grüne Spitzenkandid Patrick Zöchling: Simmering hat eine der geringsten Ärzt*innendichten Wiens. Es braucht mehr Ärzt*innen mit Kassenverträgen und Zentren, in welchen sich Ärzt*innen der unterschiedlichen Bereiche unter einem Dach zusammenschließen und so die beste Versorgung mit kurzen Wegen bieten.

Das sagt ÖVP-Spitzenkandidat Wolfgang Kieslich: In Simmering herrscht, wie in vielen Teilen Wiens, ein deutlicher Ärztemangel, besonders in Neubau- oder Verdichtungsbereichen. Auch kündigen Ärzte zunehmend ihre Kassenverträge. Es ist Zeit, dass die Gemeinde Wien dem endlich im Regionalen Strukturplan Gesundheit Wien (RSG) Rechnung trägt und etwas für die Flächenbezirke tut. Besonders Simmering wird hier reichlich stiefmütterlich behandelt.

Das sagt NEOS-Spitzenkandidatin Christiane Körner: Simmering hat zu wenig Ärztinnen und Ärzte. Wir fordern ein Primärversorgungszentrum in der Nähe des geplanten Bildungscampus, um die Wege der Bügerinnen und Bürger zu verkürzen und Gesundheitsversorgung leicht zugänglich zu machen.

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