Ein unglaublicher Vorfall am Flughafen Wien sorgt für Kopfschütteln: Ein afghanischer Staatsbürger gelangte ohne gültiges Ticket und ohne Passkontrolle an Bord eines Flugzeugs nach China. Er schlich sich bei der Grenzkontrolle unbemerkt hinter anderen Passagieren durch, umging das Boarding-System und versteckte sich schließlich auf der Bordtoilette. Erst während des Flugs fiel der blinde Passagier der Crew auf – da war die Maschine bereits auf dem Weg nach Shenzhen – wir berichteten.
Wie konnte das passieren? "Heute" hat beim Flughafen Wien-Schwechat und der niederösterreichischen Polizei nachgefragt.
Laut Flughafen Wien wurde der Mann bei der ersten Sicherheitskontrolle ordnungsgemäß überprüft. Dabei wurde festgestellt, dass er keine verbotenen oder gefährlichen Gegenstände mit sich führte. Zu diesem Zeitpunkt schien also noch alles mit rechten Dingen zuzugehen. Doch danach passierte der unglaubliche Vorfall: Der Mann schlich sich bei der Passkontrolle unbemerkt hinter einer Gruppe Reisender durch, die ordnungsgemäß ihre Dokumente vorwiesen.
Ähnlich gelang es ihm später auch beim Boarding: Während andere Passagiere ihre Tickets vorzeigen mussten, nutzte er offenbar die Gelegenheit, um sich an einer weiteren Gruppe vorbeizumogeln. Die Flugbegleiter bemerkten den unbefugten Passagier erst, als dieser sich nach dem Abflug auf der Bordtoilette versteckte. Wie lange er sich dort aufhielt, ist unklar, doch die Crew entdeckte ihn relativ schnell und informierte die Behörden.
Nach der Landung in Shenzhen wurde der Mann umgehend an die chinesischen Behörden übergeben. Diese zeigten jedoch kein Interesse daran, ihn im Land zu behalten, und so wurde er umgehend wieder nach Österreich zurückgebracht. Dort nahmen ihn die Beamten des Stadtpolizeikommandos Schwechat in Empfang und befragten ihn ausführlich zu seinem waghalsigen Manöver.
Laut der Landespolizeidirektion Niederösterreich wurde der Mann wegen Verdachts auf Betrug sowie einer Übertretung des Grenzkontrollgesetzes angezeigt. Auffällig: Er verweigerte jede Aussage. Zudem gebe es keine Hinweise darauf, dass er Helfer hatte oder von jemandem unterstützt wurde. Eine unmittelbare Gefahr habe laut Polizei nicht bestanden. Dennoch bleibt der Vorfall ein massiver Weckruf für die Sicherheitsbehörden.
Der Flughafen Wien hat inzwischen Konsequenzen angekündigt und arbeitet den Vorfall gemeinsam mit den zuständigen Behörden und der betroffenen Fluglinie detailliert auf. Eine genaue Rekonstruktion der Ereignisse wurde bereits durchgeführt, und erste Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen sind in Arbeit – so ein Sprecher des Flughafens.
Konkret sollen die Anstellbereiche an den Kontrollpunkten optimiert werden, um ein unbemerktes Vorbeischleichen zu verhindern. Zudem sind technische Anpassungen an den Boarding-Zutrittssystemen geplant, die es künftig erschweren sollen, sich an anderen Passagieren vorbeizumogeln. Der Flughafen betont zudem, dass ihm keine weiteren vergleichbaren Vorfälle bekannt seien.
Auch die österreichische Polizei nimmt den Vorfall ernst. Laut Landespolizeidirektion Niederösterreich werden die Sicherheitsmaßnahmen an den österreichischen Flughäfen laufend evaluiert und der aktuellen Lage angepasst. Bereits jetzt sei das Sicherheitsniveau hoch, doch mögliche Schwachstellen sollen weiter verbessert werden.
Ob sich durch den Vorfall auch Änderungen bei den Air-Marshals-Einsätzen (auf gefährdeten Linienflügen sind bewaffnete Polizisten an Bord) ergeben, bleibt unklar. Das Innenministerium äußerte sich dazu nicht konkret und verwies auf sicherheitspolizeiliche Geheimhaltungsinteressen. Klar ist jedoch: Der Fall hat ein großes Sicherheitsdefizit offenbart, das dringend geschlossen werden muss.
Auch wenn Flughafen und Polizei betonen, dass es sich um einen Einzelfall handelt, bleibt die zentrale Frage: Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Mehrere Kontrollmechanismen wurden offenbar umgangen, ohne dass es jemandem auffiel. Das deutet auf eine erhebliche Schwachstelle im System hin.
Die geplanten Maßnahmen sollen nun sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Doch ob diese ausreichen, wird sich erst in der Praxis zeigen. Der Vorfall bleibt in jedem Fall ein Warnsignal dafür, dass selbst an einem internationalen Flughafen mit höchsten Sicherheitsstandards immer noch Lücken bestehen können.