Niederösterreich

Alarm um Pflege: "Alte vegetieren wie in einem Lager"

Christine Lenk schlägt Alarm: "Unsere Alten werden mit Tabletten ruhig gestellt, fristen in Windeln ihr klägliches Dasein. Es muss was passieren."

Christine Lenk (65) hat einen bald 93-jährigen Vater in einem Pflegeheim in St. Pölten.
Christine Lenk (65) hat einen bald 93-jährigen Vater in einem Pflegeheim in St. Pölten.
privat

Der Vater von Christine Lenk (65) wird im April 93 Jahre alt, lebt seit Herbst 2022 im "Haus an der Traisen" in der niederösterreichischen Landeshauptstadt.

"Hilflos, leben wie in einem Lager"

Die 65-Jährige berichtet von massiver Unterbesetzung während der Nachtdienste: "Letzte Woche war wieder nur eine Kraft für 36 Heimbewohner zuständig." Die 65-Jährige ist fix der Meinung, dass sich die Zustände für alte, hilfsbedürftige Menschen immer mehr verschlechtern würden: "Es ist so unglaublich schlimm. Viele alte Menschen müssen wie in einem Lager hausen, sind hilflos, haben keine Stimme, können sich nicht wehren."

Tabletten und Windeln

Für die Landeshauptstädterin ginge es nicht nur um ihren Vater, sondern generell um die Missstände und den Personalmangel im Pflegebereich: "Das sind oft demente Menschen, die nur fünf bis sechs Stunden in der Nacht schlafen, aber 13 oder 15 Stunden ruhig gestellt werden sollen. Demente Menschen kennen sich nachts, wenn sie aufwachen, oft nicht aus, wissen nicht mal, wo sie sind und fristen dann völlig benebelt von Tabletten in Windeln ihr Dasein." 

    Christine Lenk (64) hat 92-jährigen Vater.
    Christine Lenk (64) hat 92-jährigen Vater.
    Heute/Lie

    Mit dem "Haus an der Traisen", in dem ihr Vater lebt, ist Christine Lenk übrigens zufrieden: "Bis auf die Nachtdienste. Mein Vater ist schon einmal um 2 Uhr früh von der Polizei gesucht worden. Aber am Tag ist die Betreuung sehr gut und auch der Pflegedirektor muss löblich erwähnt werden", so die Schwester des verstorbenen Gebietskrankenkassendirektors, Gerhard Stoiber († 54).

    "Klimabonus für Asylwerber, aber die Pflege wird kaputtgespart", meint Christine Lenk (65), deren Vater (92) im Heim ist.

    Immer wieder habe sich Christine Lenk an die Politik gewandt und auf das strukturelle Problem hingewiesen, doch passiert wäre nichts. "Einzig Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil hat gute Ansätze." Für alles würde es Geld geben: "Ukraine-Hilfen, Corona-Bonus, Klimabonus für Häftlinge und Asylwerber – aber das Gesundheits- und Pflegesystem wird immer mehr kaputtgespart", meint Christine Lenk.

    "Wäre ich noch berufstätig und hätte meinen Sohn (35) nicht, würde ich es ohnedies nicht schaffen", so die 65-Jährige, die auch seit rund zwei Wochen die Erwachsenenvertreterin für den 92-Jährigen ist. "Was auch fehlt, ist die Zwischenmenschlichkeit in solchen Heimen. Eine Seelsorge würde ich für alte Menschen begrüßen. Und nicht falsch verstehen: Viele Pflegerinnen sind großartig, aber es sind einfach zu wenige. Und ich bleibe unbequem, werde immer auf die Missstände aufmerksam machen", so die 65-Jährige abschließend.

    ;